Quote für junge Ärzte

Ab in die Kammer!

Die Ärztekammer Schleswig-Holstein will den Nachwuchs stärker in die Standespolitik einbinden. Ein junger Arzt macht bei der Kammerversammlung deutlich, wo er die bisherigen Versäumnisse sieht – und warum Ärzte in Weiterbildung oft schlecht planen können.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Junge Ärzte für die Berufspolitik begeistern – wie das gelingen kann, beschäftigt die Institutionen.

Junge Ärzte für die Berufspolitik begeistern – wie das gelingen kann, beschäftigt die Institutionen.

© Andres Rodriguez / Fotolia.com

BAD SEGEBERG. Nein, an Angeboten für junge Ärzte, sich in die Standespolitik einzubringen, mangelte es im Norden in der Vergangenheit nicht. Auf Studierende, PJler und Assistenzärzte war die Kammer schon zugegangen – oft mit nur schwacher Resonanz, was etablierte Standesvertreter zum Teil als fehlendes Interesse wahrgenommen haben. Kontakte von Kammervertretern, jungen Ärzten und Studierenden auf dem jüngsten Deutschen Ärztetag führten dann zu neuen Impulsen.

Die Kammer will die aufsuchenden Angebote insbesondere für Studierende jetzt intensivieren, den Nachwuchs häufiger als Gäste einladen und über spezielle Fortbildungsveranstaltungen nachdenken. Ziel ist es, die Meinungen und Interessen der jungen Kollegen in die Kammerarbeit stärker einfließen zu lassen und sie in die Standespolitik zu integrieren.

Ein Problem für die ärztlichen Institutionen gibt es allerdings: Die von ihnen angesprochenen Studierenden und jungen Ärzte fühlen sich oft nicht mandatiert und Kontakte brechen zum Teil wegen wechselnder Ausbildungs- oder Weiterbildungsorte wieder ab.

Institutionen in der Pflicht

Ein junger Arzt, der auch auf dem Deutschen Ärztetag schon mit der Kammer im Gespräch war, war nun auf Einladung in die Kammerversammlung gekommen. Der 30-jährige Dr. Kevin Schulte weiß zwar, dass sich seine Altersklasse nicht gerade um Posten in Delegierten- oder Vertreterversammlungen reißt, sieht bei diesem Problem aber zunächst die Institutionen in der Pflicht.

"Es ist Aufgabe der Kammer, eine vernünftige Repräsentanz herzustellen. Sonst bekommen Sie ein Akzeptanzproblem", sagte Schulte. Er machte deutlich, dass die Politik aus seiner Sicht weiter ist als die Standespolitik: "Ein so hohes Durchschnittsalter würden die Parteien nicht tolerieren."

Kalte Schulter gezeigt

Müssen also Quoten für junge Ärzte her, obwohl diese der Standespolitik doch regelmäßig die kalte Schulter zeigen, weil sie sich für eine Kandidatur in den Gremien gar nicht zur Verfügung stellen? Denn genau diese Erfahrung haben einige Kammerabgeordneten im Norden gemacht, als sie junge Kollegen für eine Mitarbeit in der Kammer gewinnen wollten.

Schulte verwies auf das hohe Engagement von Medizinstudierenden in ihrer Fachschaft. Bis zur Approbation sind junge Ärzte engagiert – und wenn sie im Berufsleben stehen, soll das auf einmal vorbei sein? Schulte ist sicher, dass sich junge Ärzte auch in einer Kammerversammlung engagieren würden, wenn sie Aussicht auf einen Platz und die Gewissheit hätten, auch während der Amtsperiode in der jeweiligen Kammer zu bleiben. Genau das ist aus seiner Sicht nicht der Fall:

Junge Ärzte sehen geringe Chancen auf eine erfolgreiche Wahl, weil sie der breiten Masse der Kollegen in der Regel völlig unbekannt sind. Die Wähler machen ihr Kreuz aber bei den Kollegen, die sie kennen.

Ärzte in Weiterbildung können nicht über die volle Länge ihrer Weitebildung sagen, wann sie wo tätig sein werden. Ein Wechsel zwischen Bundesländern und Kammerbezirken ist üblich. Wer nicht weiß, in welchem Land er in zwei Jahren arbeitet, lässt sich heute nicht für sechs Jahre in eine Kammerversammlung wählen.

Diese Hürden zeigen für Schulte: "Die Tür für junge Ärzte ist eben nicht offen." Die Delegierten in der Kammerversammlung waren dankbar für die Anregungen und zeigten sich aufgeschlossen. Dr. Petra Struve aus Rendsburg sagte: "Herr Schulte uns einen Spiegel vorgehalten.

Wir schmoren im eigenen Saft." Dr. Norbert Jaeger aus Kiel schlug vor, über eine Änderung des Wahlrechts und über eine kürzere Amtsperiode für junge Ärzte nachzudenken. Dr. Frank Niebuhr aus Lübeck regte ein Mentoring für junge Kollegen an. Was sich davon umsetzen lässt, hängt auch von der Resonanz der Zielgruppe ab.

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