Pandemiefolgen
Ärzte appellieren: Keine Angst vor Klinikaufenthalten während Corona!
In der ersten Pandemiewelle wurden viele Krankenhausaufenthalte verschoben. Jetzt mahnen Ärzte der Hamburger Asklepios-Kliniken, Patienten sollten nicht auf notwendige Behandlungen verzichten. Es bestehe keine erhöhte Infektionsgefahr im Krankenhaus.
Veröffentlicht:Hamburg. Ärzte der Hamburger Asklepios Kliniken warnen vor verzögerten Behandlungen bei lebensbedrohlichen Erkrankungen. An die Patienten appellieren sie, mit der Inanspruchnahme ärztlicher Hilfe nicht zu zögern – Grund für die Befürchtung, sich bei stationären Aufenthalten mit SARS-CoV-2 zu infizieren, bestehe nicht.
„Wer aus Angst vor einer Infektion eine dringend notwendige stationäre Behandlung vermeidet oder auch nur verzögert, bringt sich in große Gefahr. Das sind die dramatischen Erfahrungen aus der ersten Welle der Corona-Pandemie“, sagte Professor Stephan Willems, Chefarzt in der Kardiologie der Asklepios Klinik St. Georg. Als Beispiele nannte er Herzinfarkte, Rhythmusstörungen oder Schlaganfälle.
Sorge um Krebspatienten
Ähnlich hoch schätzt Professor Dirk Arnold das Risiko für Tumorpatienten ein. „Ohne Behandlung verschlechtert sich die Prognose, denn die Tumoren wachsen weiter und dehnen sich in Bereiche aus, wo sie nicht mehr entfernt oder zerstört werden können, oder sie bilden Tochtergeschwülste“, sagte der Ärztliche Leiter des Asklepios Tumorzentrums Hamburg.
Die Dynamik vieler Tumorerkrankungen lasse Verzögerungen in der Behandlung nicht zu. Er rät Patienten, das erforderliche Vorgehen mit dem behandelnden Arzt abzusprechen und auf keinen Fall Operationen ohne solche Abstimmungen abzusagen oder begonnene Behandlungen zu unterbrechen.
Kliniken sehen sich viel besser gerüstet als im Frühjar
Anlass für den Ärzte-Appell ist neben den Erfahrungen aus der ersten Pandemiewelle die derzeit starke Belegung der Asklepios-Häuser mit COVID-19-Patienten. Nach Klinikangaben werden derzeit 172 dieser Patienten in den insgesamt sieben Asklepios-Kliniken in Hamburg behandelt, davon 40 auf Intensivstationen. Dies ist deutlich mehr als in allen anderen Hamburger Krankenhäusern zusammen, an denen zu Wochenbeginn weitere 90 COVID-Patienten behandelt wurden.
Die Klinikgruppe sieht sich für diese Behandlungen aber gut gerüstet und deutlich besser vorbereitet als zu Beginn der ersten Welle. Als Beispiele nannte Professor Christoph Herborn intensive Mitarbeiterschulungen, zusätzliche Beatmungsgeräte und ausreichend Schutzmaterial. Nach Angaben des Chief Medical Officers von Asklepios sind die COVID-Stationen vom restlichen Klinikbetrieb getrennt, außerdem befänden sich die Hygienemaßnahmen in den Krankenhäusern „auf dem höchsten Niveau“. (di)