Aus Protest
Ärzte und Pflegekräfte wechseln geschlossen die Klinik
In Berlin wechselt ein Team aus 38 Ärzten und Pflegekräften aus Protest gegen die Arbeitsbedingungen das Krankenhaus.
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38 Ärzte und Pfleger des Auguste-Viktoria-Klinikums ziehen zum 1. April die Reißleine. Aus Protest gegen die Arbeitsbedingungen wechselt das Team den Arbeitgeber. (Symbolfoto)
© Miriam Dörr / stock.adobe.com
Berlin. Ein Team aus 38 Ärzten und Pflegekräften am Auguste-Viktoria-Klinikum im Stadtteil Schöneberg hat gekündigt und wechselt zum 1. April geschlossen an das St. Joseph-Krankenhaus in Tempelhof.
Das hat eine Sprecherin der Klinik am Montag gegenüber dem RBB bestätigt. Derzeit sind die Mitarbeiter im Fachbereich Infektiologie tätig.
Arbeitsbedingungen am Pranger
Grund für die Kündigungen der elf Ärzte und 27 Pflegekräfte sollen die Arbeitsbedingungen in der Klinik sein.
Auf der Plattform mypflegephilosophie.com beschreibt eine Mitarbeiterin die Gründe unter anderem wie folgt: „Mehr Patienten, weniger Pflegende, allgemein schlechtere Arbeitsbedingungen, wirtschaftlicher Druck. Missachtung der pflegerischen Leistung durch die euphemistisch ‚Arbeitsverdichtung‘ genannte überbordende entmenschlichende Abfertigung von Kranken.“
Seit 30 Jahren arbeite das Kernteam der Abteilung Infektiologie bereits zusammen, aber mit der Eingliederung in den Vivantes-Konzern habe sich der Krankenhausbetrieb zunehmend ökonomisiert, so der anonyme Schreiber.
Neue Mitarbeiter wollen Freiräume
Vivantes teilte der „Ärzte Zeitung“ mit, dass man zu Personalangelegenheiten keine Angaben machen könne. Offene Stellen würden nachbesetzt, so Pressereferentin Mischa Moriceau. Die interdisziplinäre Versorgung von HIV-Patienten soll auch weiterhin einen Schwerpunkt der Klinik bilden.
Das St. Joseph Krankenhaus teilte mit, dass es die bisherigen Arbeitsbedingungen des Teams vom Auguste-Viktoria-Klinikum nicht kenne. Das Team habe wohl mit verschiedenen Kliniken Gespräche geführt und sich für das St. Joseph aufgrund des zu erwartenden zwischenmenschlichen Miteinanders in dem christlich geprägten Haus entschieden.
Wichtig seien den neuen Mitarbeitern aber auch Freiräume für eigenverantwortliches Handeln sowie Wertschätzung der Arbeit gewesen. Für den stationären Bereich der neuen Abteilung für Infektiologie seien bis zu 23 Betten geplant, die Bettenanzahl für den tagesklinischen Bereich stehe noch nicht fest.
Expertise der Mitarbeiter soll helfen
„Das Thema multiresistente Erreger können wir nun weiter in den Fokus rücken und die Expertise des neuen Teams zum Vorteil unserer Patienten nutzen“, so Corinna Riemer, Pressechefin am St. Joseph.
Infektiologisches Fachwissen spiele in vielen Bereichen eine Rolle, insbesondere dort, wo mehrfach erkrankte Menschen mit geschwächtem Immunsystem behandelt werden, beispielsweise in der Nephrologie.