Behandlungsfehler
Ärzte vermehrt unter Verdacht
Ärztliche Kunstfehler kommen sehr selten vor, die Zahl der anerkannten Fälle bleibt seit Jahren gleich, berichtet die Bundesärztekammer. Neu ist hingegen: Die Patienten nehmen ihre Ärzte stärker unter die Lupe.
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Gestelltes Motiv eines Behandlungsfehlers: Eine Schere als Op-Überbleibsel.
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BERLIN. Die Zahl der nachgewiesenen Behandlungsfehler sowohl in den Arztpraxen als auch in Krankenhäusern hat sich auch 2012 im Promillebereich bewegt.
In 1889 Fällen hätten die Gutachter und Schlichter der Ärztekammern Behandlungsfehler als Ursachen von Schädigungen der Patienten ausgemacht, hat die Bundesärztekammer (BÄK) am Montag bekannt gegeben.
In weiteren 391 Fällen seien Fehler aufgedeckt worden, die nicht im Zusammenhang mit der vom Patienten monierten Behandlung standen. 82 Menschen seien aufgrund von Behandlungsfehlern vor allem in Kliniken gestorben.
Dort würden die schwereren Fälle behandelt. In 72 Prozent betrafen die überprüften Fälle die Kliniken, nur in 28 Prozent die Praxen.
Zehn Prozent mehr Anträge
Insgesamt haben 2012 gut 12.000 Patienten Anträge auf Begutachtung bei den Schlichtungsstellen eingereicht, von denen 7578 bearbeitet und entschieden wurden. Die Antragszahlen sind gegenüber dem Jahr 2011 um zehn Prozent in die Höhe geschnellt.
Dies sei möglicherweise auf die öffentliche Diskussion um das Patientenrechtegesetz zurückzuführen, sagte Dr. Andreas Crusius, Präsident der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern.
Gemessen an der Zahl von rund 540 Millionen Behandlungsfällen bei Vertragsärzten und 18 Millionen Behandlungen im Krankenhaus sei die Zahl der Beanstandungen gering, sagten die Vertreter der Schlichtungsstellen.
Dies gelte auch, wenn man die Behandlungsfehlerstatistik des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen, der Gerichte und der Haftpflichtversicherer hinzurechne.
Insgesamt sei von 36.000 bis 40.000 strittigen Fällen auszugehen, sagte Crusius. Elisabeth Goetz von der Unabhängigen Patientenberatung Bremen, selbst Ärztin, ging von einer hohen Dunkelziffer aus.
Fehlbehandlungen von Brustkrebs an der Spitze
Die Arbeit der rund 35.000 Hausärzte in Deutschland war 322 Mal Gegenstand eines Verfahrens in den Schlichtungsstellen. In etwa einem Drittel dieser Fälle entschieden die Gutachter auf Behandlungsfehler.
Mit 25 Fällen liegen Fehlbehandlungen von Mammakarzinomen an der Spitze der bei den niedergelassenen Ärzten festgestellten Behandlungsfehler.
Im stationären Sektor gab es bei Unterschenkel- und Sprunggelenkfrakturen mit 70 Fehlbehandlungen in absoluten Zahlen die größte Häufigkeit von festgestellten Behandlungsfehlern.
Die Ärzteschaft arbeite ständig an der Verbesserung der Qualität, sagte Professor Walter Schaffartzik, Vorsitzender der Schlichtungsstellen für Arzthaftungsfragen der norddeutschen Ärztekammern.
Fehlerdaten würden für die Fortbildung aufbereitet. Zudem würden Qualitätsindikatoren etabliert.
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