Großes Kurspotenzial
Aktien aus Schwellenländern kommen
Die Niedrigzinspolitik der Notenbanken macht es für Anleger immer schwieriger, noch attraktive Investments zu finden. Eine der wenigen verbliebenen Segmente an den Börse sind Aktien von Konzernen aus Schwellenländern, für die Strategen noch Kurspotenzial sehen.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Vergangene Woche hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Anleiheprogramm gestartet.
Bis September kommenden Jahres will sie Monat für Monat für 60 Milliarden Euro Schuldverschreibungen der Mitgliedsländer der Währungsunion sowie Pfandbriefe aufnehmen.
Insgesamt 1140 Milliarden Euro hat EZB-Chef Mario Draghi budgetiert, um die Wirtschaft in der Eurozone wieder in Schwung zu bringen.
Für Privatanleger wird es damit noch schwieriger, Erträge an den Börsen zu erzielen. Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind so stark gestiegen, dass die Renditen der Papiere mit zehnjähriger Laufzeit unter die Marke von 0,4 Prozent gefallen sind.
Am Aktienmarkt sieht es kaum besser aus: Seit Beginn der gegenwärtigen Börsenhausse im Frühjahr 2009 hat der deutsche Leitindex Dax um mehr als 210 Prozent zugelegt. Der US-Index S&P 500 gewann sogar 250 Prozent hinzu.
Entsprechend sind die Dividendenrenditen zusammengeschmolzen. Die Notierungen von den als konjunkturresistent geltenden Schwergewichten aus dem Pharmasektor wie Bayer, Fresenius oder Merck sind so stark gestiegen, dass ihre Ausschüttungserträge deutlich unter zwei Prozent gefallen sind.
Ölpreis hilft Emerging Markets
Dennoch sehen Experten an den Börsen weiterhin überdurchschnittliche Renditechancen. Allerdings nicht an den etablierten Märkten in Europa und Nordamerika, sondern in den Schwellenländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas.
"In den vergangenen vier Jahren haben Aktien in den Industrienationen um rund 50 Prozent stärker zugelegt als jene in den Schwellenländern", sagt Prashant Khemka, Stratege bei Goldman Sachs Asset Management.
Daher seien Papiere aus den Emerging Markets gemessen am Jahresgewinn deutlich billiger als jene aus den etablierten Märkten. Oftmals weisen sie auch deutlich höhere Dividendenrenditen auf.
"Aktien aus Schwellenländern dürften daher für Investoren zunehmend attraktiver werden", sagt Khemka.
Etliche Unternehmen in den Emerging Markets sollten dieses Jahr zudem durch hohe Gewinnsprünge in den Fokus internationaler Anlageprofis geraten. Grund: der Rückgang des Rohölpreises um rund 40 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten.
"Das wird für viele Schwellenländer von zentraler Bedeutung sein", sagt Nick Price, Fondsmanager des Emerging Markets Fund der US-Investmentgesellschaft Fidelity. Gesellschaften, die Erze, Gold, Silber und andere Bodenschätze fördern, sparen Treibstoffkosten für ihre Maschinen.
Vor allem aber "stärken die geringeren Kraftstoffkosten die Kaufkraft der wachsenden Mittelschicht in den Schwellenländern und damit den Konsum", so Price.
Dadurch könnten die börsennotierten Einzelhandelskonzerne in den Staaten der Südhalbkugel höhere Gewinne erzielen.
Anleger, die in Aktien aus den Emerging Markets investieren wollen, können das über aktive gemanagte Fonds oder passive Indexfonds (ETF).
Bei letzteren fallen kaum Gebühren an, weil diese Anlageprodukte einfach einen Aktienindex eins zu eins nachbilden. Zudem sparen sich Anleger den Ausgabeaufschlag von fünf Prozent.
Mit Fonds breit gestreut
Mit dem "MSCI Emerging Markets" des britischen ETF-Spezialisten Source können Anleger auf einen Schlag breit gestreut in sämtliche Schwellenlandbörsen investieren.
Der Fonds bildet den Emerging-Market-Index von Morgan Stanley nach, der die Kursentwicklung der Aktien aller großen Konzerne in den aufstrebenden Nationen spiegelt.
Für Anlagen in asiatische Aktien bieten sich ETF wie der "DB X-Trackers MSCI AC Asia" oder der "IShares MSCI Asia" an, für afrikanische Werte der "Lyxor Ucites ETF Pan Africa".
Die gesamte Börsenentwicklung Lateinamerikas spiegelt der "Amundi ETF MSCI Latin America" wider.
IShares bietet darüber hinaus ETF an, die nur die Kursentwicklung der größten börsennotierten Unternehmen in Chile und Mexiko abbilden: so der "IShares MSCI Chile" oder der "IShares MSCI Mexico".