Schwellenländer

Aktien haben noch viel Luft nach oben

Unter den Vorzeichen stabiler Bullenmärkte orientiert sich die Suche nach lukrativen Aktieninvestments zunehmend auf Emerging Markets. Privatanleger sind gut beraten, auf Fonds zu setzen.

Von Jürgen Lutz Veröffentlicht:
Während etablierte Industrietitel seit Jahren stetig zulegen, sah es mit Unternehmenswerten aus Schwellenländern zuletzt mau aus. Hier können sich Anleger Chancen von antizyklischen Investments erhoffen.

Während etablierte Industrietitel seit Jahren stetig zulegen, sah es mit Unternehmenswerten aus Schwellenländern zuletzt mau aus. Hier können sich Anleger Chancen von antizyklischen Investments erhoffen.

© Comugnero Silvana / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Viele Profis halten die Aktienmärkte der Schwellenländer derzeit für günstig bewertet - aus gutem Grund: Während die Börsen der Industrieländer seit Ende 2010 im Schnitt um fast zehn Prozent zulegten, verloren die Emerging Markets (EM) jährlich gut zwei Prozent.

Nun kosten die dortigen Unternehmen nur das 1,5-Fache dessen, was in den Büchern steht. Für die Industrieländer indes müssen Anleger das 2,2-Fache des Buchwerts zahlen, wie Auswertungen des britischen Fondsanbieters M&G zeigen.

Hinzu kommt, dass auf die Schwellenländer inzwischen 50 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung entfallen.

"Doch am Aktienmarkt ist ihr Gewicht noch immer verschwindend gering: Sie bringen nur ein Zehntel der weltweiten Börsenkapitalisierung auf die Waage", sagt Anton Vetter von der bankenunabhängigen Vermögensverwaltung BV&P Vermögen AG in Kempten. So könnte man mit dem Börsenwert von Microsoft etwa den gesamten indischen Aktienmarkt kaufen.

Anlegen nach der Buffet-Strategie?

Vetter erinnert an den US-Starinvestor Warren Buffett, für den ein solches Missverhältnis von Börsenwert und Wirtschaftskraft der wahrscheinlich beste Indikator für eine Unterbewertung ist.

Für die Schwellenländer heißt das: Die Börsenkurse in den Emerging Markets müssten langfristig - also über zehn bis 20 Jahre - deutlich steigen oder sich gar vervielfachen, je mehr sich dieses Ungleichgewicht dem Ende nähert. In der Tat haben EM-Aktien seit 2003 satte 300 Prozent zugelegt. Die US-Börsen indes schafften 150, der Dax-Kursindex 100 und der Euro Stoxx sogar nur 60 Prozent!

Die strategische Konsequenz liegt für den Investmentprofi Gerhard Selig auf der Hand: "Anleger aus einem Land mit moderatem Wachstum und schrumpfender Bevölkerung wie Deutschland sollten auch in Aktien und festverzinsliche Werte aus den Emerging Markets und den Frontier Märkten investieren, um an deren langfristigem Wachstum und den Chancen teilzuhaben", so der Inhaber der Gerhard Selig Vermögensstrategien GmbH aus Konstanz.

Je nach Risikoprofil investiert der unabhängige Finanzplaner bei Aktien über Fonds verstärkt in kleinere und mittlere Unternehmen, zudem in festverzinsliche Werte - zusammen bis zu 20 Prozent in beiden Regionen. Für Anton Vetter könnten es sogar bis zu 30 Prozent sein, wobei er sich auf Emerging Markets beschränkt.

Nicht blind auf Indexfonds setzen

Kann man nun blind und zu jedem Zeitpunkt etwa einen Indexfonds auf die Schwellenländer kaufen? "Wer so vorgeht, wird einen gewissen Preis dafür zahlen - aus mehreren Gründen", sagt Vetter. Erstens umfasst der maßgebliche Index von MSCI, den viele Indexfonds abbilden, lediglich 23 Länder und gewichtet große Länder, wie jeder Indexfonds, entsprechend stark.

Zweitens schwanken die Börsen der EM stärker als die entwickelten Aktienmärkte. So verloren EM-Aktien in der Krise 53 Prozent an Wert und damit 16 Prozentpunkte mehr als die Industrieländer.

Und drittens setzen sich die im Index enthaltenen Länder zunehmend voneinander ab. Selig: "Es gibt Volkswirtschaften, die stabile Überschüsse erwirtschaften und eine geringe Verschuldung aufweisen, wie China, und solche, bei denen es nur dann gut läuft, wenn die großen Investoren nicht wissen, wohin mit ihrem Geld." Dazu zählt Selig etwa Brasilien, die Türkei und Indonesien. Sie könnten unter der kommenden Zinswende in den USA erneut leiden.

Für Privatanleger können sich daher aktiv gemanagte Aktienfonds lohnen, die langfristig gute Leistungen aufweisen. Zudem können sie Titel von Unternehmen aus den Industriestaaten kaufen, die vom Wachstum in den Schwellenländern profitieren. Wer es von den Gebühren her günstiger haben möchte, setzt auf Indexfonds.

Wichtig ist nach Vetters Worten, antizyklisch vorzugehen: "Investitionen in Schwellenländer noch mehr als sonst in Schwächephasen tätigen und nicht dann, wenn die Börsen neue Hochs verzeichnen." Ebenso sollten Anleger bei gut gelaufenen Märkten auch mal einen Teil der Gewinne mitnehmen und in der nächsten Schwäche zukaufen.

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