Anlagen-Kolumne

Aktien trotz gestiegener US-Zinsen attraktiv

In Europa profitieren die Börsen weiterhin vom EZB-Kurs des billigen Geldes. In den USA dürfte das Konjunkturprogramm zur Bewältigung der Corona-Krise den Kursen Auftrieb geben.

Von Dr. Jens Ehrhardt Veröffentlicht:

Die Notenbanken in USA und Europa bleiben die bestimmenden (positiven) Börsenfaktoren. Zuletzt kamen wiederholt Bedenken auf, dass Aktien – besonders in den USA – im Vergleich zur Verzinsung von inzwischen deutlich besser rentierenden Staatsanleihen keine attraktive Anlage mehr wären.

Tatsächlich liegen die mittleren Dividendenrenditen und sogar die deutlich gesunkenen US-Gewinnrenditen auf keinem attraktiven Niveau im Vergleich z.B. zur Verzinsung 30-jähriger US-Staatsanleihen mit 2,4 Prozent. Auch wenn der Dividendenertrag von Aktien nun gegenüber Anleihen nicht mehr so attraktiv ist wie in vorangegangenen Jahren, kann man doch davon ausgehen, dass sich die US-Konjunktur besser erholen wird, als die meisten Marktteilnehmer meinen.

Aktien könnten sich als guter Inflationsschutz erweisen

Das bedeutet dann künftig auch höhere Gewinne und Dividenden, während die Ausschüttungen von Anleihen bekanntlich über die gesamte Laufzeit konstant bleiben. Aktien könnten sich also als guter Inflationsschutz erweisen. Selbst bei den heute im historischen Vergleich anspruchsvollen Bewertungen bzw. niedrigen Gewinnrenditen.

Aber nicht nur die Dividenden dürften steigen. Aktuell nehmen auch Aktienrückkäufe in USA wieder massiv zu. 2020 war geprägt von stark geschrumpften Rückkäufen einerseits und andererseits vielen Neuemissionen und Kapitalerhöhungen – ein Überangebot am Aktienmarkt war die Folge. Bis Ende Oktober gaben viele US-Titel dementsprechend nach, nur einige wenige Tech-Titel konnten zulegen.

In Europa hingegen erscheint die Anlageform Aktie angesichts der im Vergleich zu den USA erheblich niedrigeren Zinsen besonders begünstigt. Nachdem die EZB ihre Staatsanleihe-Ankäufe jetzt noch einmal um rund ein Fünftel erhöht hat, kann man davon ausgehen, dass Anleihen hier – anders als in den USA – auch auf längere Sicht zinsbedingt keine Anlagealternative sind.

USA: Politische Lage brisant

In den USA dürfte das neue Hauptziel der politisch Verantwortlichen Arbeitsplatzschaffung heißen. Da ärmere Amerikaner weit überproportional unter der Corona-Pandemie gelitten haben, ist die politische Lage weitaus brisanter, als es der oberflächliche Beobachter zu realisieren vermag.

Notenbank und Regierung bleibt daher nichts anderes übrig, als mit allen Mitteln und ohne Rücksichtnahme auf mögliche Inflationsgefahren die Konjunktur monetär und fiskalpolitisch zu stimulieren. Das sonst übliche Börsengesetz, dass höhere Inflationsraten schädlich für Aktienkurse sind, dürfte also erstmals nicht stimmen.

Dr. Jens Ehrhardt, unabhängiger Fondsmanager, erreicht mit seinen Fonds immer wieder Spitzenplätze unter den Vermögensverwaltern

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