Vorwurf Sexueller Missbrauch von Jungen

Anklage gegen Kinderarzt

Es sind ungeheuerliche Vorwürfe, die die Staatsanwaltschaft Augsburg gegen einen Pädiater erhebt: Der Mann soll kleine Jungen betäubt und sich sexuell an ihnen vergangen haben - die Taten soll er teilweise auch noch fotografiert und gefilmt haben.

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Einem Augsburger Pädiater wird vorgeworfen, kleine Jungen an entlegene Orte gelockt und sie missbraucht zu haben.

Einem Augsburger Pädiater wird vorgeworfen, kleine Jungen an entlegene Orte gelockt und sie missbraucht zu haben.

© Natallia Vintsik/fotolia.com

AUGSBURG. Wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern hat die Staatsanwaltschaft Augsburg gegen einen 40-jährigen Kinderarzt aus Augsburg Anklage erhoben.

Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft soll der Arzt über sieben Jahre hinweg zwischen 2007 und 2014 insgesamt 13 Buben im Alter zwischen fünf und acht Jahren gezielt angesprochen und mit Versprechungen zu entlegenen Orten wie Tiefgaragen oder Kellerräumen geführt haben, um dort sexuelle Handlungen an ihnen vorzunehmen.

In einigen Fällen soll er seinen Opfern auch Betäubungsmittel verabreicht haben. Von den Taten fertigte er Fotos und Filme an, die auf seinem Computer gefunden worden sein sollen.

In zwei weiteren Fällen soll der Arzt gemeinsame Ausflüge mit einer Bekannten und deren Kindern dazu genutzt haben, um einen der Söhne zu betäuben und ihn dann sexuell zu missbrauchen, so die Staatsanwaltschaft. Alle Taten sollen in Augsburg, München, Nürnberg und Hannover begangen worden sein.

Wohl keine Taten am Arbeitsplatz

Medienberichten zufolge war der Arzt am Zentralklinikum in Augsburg und später an der Medizinischen Hochschule Hannover als Kinderarzt tätig. Erste Ermittlung nach seiner Festnahme im vergangenen Oktober ergaben, dass er am Arbeitsplatz wohl keine Straftaten begangen hatte.

Betroffen ist offenbar auch das Bayerische Rote Kreuz (BRK) in Augsburg. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Arzt vor, in den Jahren 2013 und 2014 kostenlose Kinderausflüge mit Übernachtungen organisiert und in Augsburger Grundschulen angeboten zu haben. Dabei habe er den Eindruck erweckt, es handele sich um offizielle Aktionen des BRK.

"Bislang besteht der dringende Verdacht, dass bei drei dieser Ausflüge der Angeschuldigte die Unterbringung in Pensionen und Appartements dazu genutzt hat, um an sechs von den zur Tatzeit zwischen sechs und zehn Jahre alten Kindern sexuelle Handlungen vorzunehmen", erklärte die Staatsanwaltschaft dazu.

Lange Liste an Straftaten

Auf dem Computer des Arztes und auf externen Speichermedien wurden außerdem zahlreiche kinderpornografische Bilder und Videos, die Szenen mit Kindern zwischen null und 13 Jahren zeigen, gefunden, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Das Strafgesetzbuch sieht für schweren sexuellen Missbrauch von Kindern sowie für Vergewaltigung jeweils eine Freiheitsstrafe von zwei bis 15 Jahren vor.

Die Liste aller Straftaten, die ihm die Staatsanwaltschaft vorwirft, umfasst darüber hinaus: Entziehung Minderjähriger, gefährliche Körperverletzung, Nötigung, Freiheitsberaubung, sich Verschaffen von kinderpornografischen Schriften, Besitz kinderpornografischer Schriften, Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen und Beleidigung.

Einem Zeitungsbericht zufolge prüft die Staatsanwaltschaft auch, ob der Arzt nach einer Gefängnisstrafe in Sicherungsverwahrung genommen werden soll. Ein Termin für eine Gerichtsverhandlung steht noch nicht fest. (sto)

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