Franken ade

Anleger kehren zurück zum Euro

Nach dem Ausbruch der Finanzkrise waren Anleger massiv zum Franken geflüchtet - jetzt kippt der Trend zu Ungunsten der Alpenwährung.

Von Richard Heimann Veröffentlicht:
Wer in die eidgenössische Währung investiert hat, muss sich auf eine Abwertung gefasst machen.

Wer in die eidgenössische Währung investiert hat, muss sich auf eine Abwertung gefasst machen.

© anoli / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Der Euro ist seit Jahresbeginn deutlich gegen den Schweizer Franken gestiegen. Devisenexperten erwarten, dass sich der Trend in den kommenden Monaten verstärken wird - und raten Anlegern, die wegen der Finanzkrise in die Alpenwährung geflüchtet sind, jetzt die Notbremse zu ziehen.

Seit 2008 kannte der Franken-Kurs nur eine Richtung: nach oben. Nach Ausbruch der Finanzkrise waren immer mehr Anleger aus dem Euroraum in die eidgenössische Währung geflüchtet.

Zum panikartigen Run auf die Alpendevise kam es 2011, als die Schuldenkrise in Südeuropa zeitweise die Zukunft der europäischen Gemeinschaftswährung infrage stellte. Schließlich sah sich die Schweizer Nationalbank zur Intervention gezwungen, um zu verhindern, dass der immer stärker werdende Franken die eidgenössische Exportwirtschaft schädigt.

Die Notenbank in Bern warf die Druckerpresse an und kaufte jedesmal unbegrenzt Euro, wenn der Devisenwechselkurs die Marke von 1,20 Franken zu einem Euro zu unterschreiten drohte.

Frankenbestände werden abgebaut

Seit Jahresbeginn müssen die Schweizer Währungshüter nicht mehr intervenieren. Hedge Fonds und institutionelle Investoren wie Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherungen haben begonnen, ihre Frankenbestände abzubauen und kehren mit ihrem Geld in die Gemeinschaftswährung zurück.

Mehr als vier Prozent hat der Franken deshalb bereits in den vergangenen Wochen gegen den Euro verloren. Experten gehen davon aus, dass dies erst der Beginn einer langfristigen Trendwende ist.

"Die Korrektur beim Franken-Euro-Kurs hat gerade erst begonnen", sagt Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt der Bremer Landesbank. Im weiteren Jahresverlauf werde die eidgenössische Devise weiter gegen die Gemeinschaftswährung verlieren.

"Am Jahresende könnte der Wechselkurs bei 1,37 Franken pro Euro liegen", sagt Hellmeyer. Trifft die Prognose zu, würde der Franken um weitere zehn Prozent gegenüber dem Euro abwerten. Anleger, die in den vergangenen Jahren in die Alpenwährung geflüchtet sind, sollten deshalb nun mit ihrem Geld wieder in den Euro zurückkehren.

"Die Zeit der Kursübertreibung beim Franken ist vorbei", sagt Hellmeyer. Was die Profiinvestoren Abschied von der eidgenössischen Devise nehmen lässt, ist die Bereitschaft der Europäischen Zentralbank unbegrenzt Anleihen jener hochverschuldeten Staaten aufzukaufen, die sich unter den Rettungsschirm flüchten.

Damit ist gesichert, dass sich diese Ländern zu niedrigen Zinsen refinanzieren können. Die Profiinvestoren gehen deshalb davon aus, dass die Eurozone nicht auseinanderbrechen wird. "Die Entwicklung in Europa wird wieder zuversichtlicher gesehen", so SEB-Ökonom Thomas Köbel.

Marktbeobachter überrascht

Zwar waren die meisten Experten davon ausgegangen, dass der Euro in diesem Jahr gegenüber dem Franken anziehen wird. Die Geschwindigkeit, mit der die Korrektur bislang erfolgt ist, überrascht jedoch viele Devisenmarktbeobachter.

So hatte die BayernLB in ihrem Ausblick auf das neue Jahr bis Ende Dezember nur einen Anstieg des Wechselkurses auf 1,23 Franken pro Euro prognostiziert. Tatsächlich kostete ein Euro jedoch bereits in der vergangenen Woche mehr als 1,24 Franken.

"Gruppendenken und Herdentrieb bestimmen die Dynamik an den Märkten", sagt Peter Rosenstreich, Chefanalyst der Schweizer Devisenhandelsplattform Swissquote. Trendwenden würden häufig rasch verlaufen, weil Investoren schnell auf veränderte Kursentwicklung aufspringen, um Gewinne zu maximieren und Verluste zu begrenzen.

Begünstigt wird dies durch computergesteuerte Handelssysteme. Werden bestimmte Kursschwellen unter- oder überschritten, löst dies automatisch Kauf- oder Verkauforders aus.

Die Analysten der Citigroup erwarten deshalb, dass der Wechselkurs bereits in den kommenden Wochen die Schwelle von 1,30 Franken pro Euro überschreiten wird. Ihr Rat an die Anleger: "Verkauft den Franken."

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