Zertifikatehandel

Auf den Emittenten kommt es an

Eine Studie zeigt: Mit Zertifikaten guter Anbieter können Anleger ihre Renditechancen verbessern. Allerdings sollten sie dabei versteckte Gebühren und das Verlustrisiko beachten.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Unter der Lupe: Wer die Preise für Zertifikate verschiedener Anbieter vergleicht, kann Geld sparen.

Unter der Lupe: Wer die Preise für Zertifikate verschiedener Anbieter vergleicht, kann Geld sparen.

© sergign / shutterstock.com

NEU-ISENBURG. Mit Zertifikaten der Bank Vontobel, der Commerzbank und von HSBC Trinkaus & Burkhardt fahren Anleger deutlich besser als mit Produkten anderer Institute.

Das ist das Ergebnis einer neuen Studie der Berliner Ratingagentur Scope über die Anbieter strukturierter Inhaberschuldverschreibungen.

Am besten abgeschnitten im Vergleich der Emittenten hat die Düsseldorfer Privatbank HSBC Trinkaus & Burkhardt mit einem Gesamtrating von AAA.

"Ausschlaggebend dafür sind vor allem die geringen Kursabweichungen vom jeweiligen Zeitwert bei den Discountzertifikaten", sagt Simon Ullrich, Leiter Derivateanalyse bei Scope. Die fairsten Preise stellt der Untersuchung zufolge die Bank Vontobel.

Am anderen Ende der Bewertungsskala finden sich mit Ratings in der unteren Kategorie C die Erste Group Bank, Morgan Stanley und die Barclays Bank.

"Bei den Preisen der Discountzertifikate beträgt die durchschnittliche Differenz zwischen der Bank Vontobel und der Erste Bank Group 4,04 Prozent", macht Ullrich die Unterschiede deutlich.

Versteckte Kosten bei Zertifikaten

Mit Zertifikaten können Anleger in die Kursentwicklung einzelner Börsenwerte oder ganzer Indizes investieren, ohne die Einzelwerte selbst erwerben zu müssen. Allerdings ist die Laufzeit der Papiere - mit Ausnahme sogenannter Open-End-Zertifikate - begrenzt. Zahlreiche Zertifikate verfallen wertlos, wenn der Kurs der zugrunde liegenden Aktie oder des Indexes eine festgelegte Schwelle unterschreitet.

Darüber hinaus partizipieren fast alle Zertifikate nicht eins zu eins an der Kursentwicklung des Basiswertes, weil sie einen Optionsschein beinhalten. Zudem enthalten die Zertifikatepreise versteckte Gebühren des Emittenten und Provisionen für die vertreibenden Banken und Sparkassen.

"Es gibt deshalb eine hohe Intransparenz bei den Preisen der Zertifikate", sagt Ullrich. Um die Abweichungen vom jeweiligen Zeitwert der Zertifikate von den aktuellen Börsenkursen der Basiswerte zu ermitteln, hat Scope die Papiere in ihre einzelnen Komponenten zerlegt.

"Durch mathematische Modelle lassen sich Abweichungen vom fairen Preis eines Zertifikats errechnen", sagt Ullrich.

Ein fairer Preis bedeutet allerdings nicht, dass Anleger mit einem solchen Papier keinen Verlust erleiden. "Sie streichen im Erfolgsfall allerdings höhere Gewinne ein als bei weniger fair bepreisten Zertifikaten", erklärt Ullrich.

Umgekehrt erleiden sie bei einem negativ verlaufenden Geschäft mit Zertifikaten, deren Preise nahe am Basiswert liegen, geringere Verluste.

In den vergangenen zehn Jahren sind Zertifikate zu einem populären Anlageinstrument geworden. Das liegt vor allem daran, dass Banken und Sparkassen die Papiere eifrig bewerben, weil sie beim Vertrieb von Zertifikaten deutlich höhere Provisionen einstreichen als bei der Vermittlung von Aktien.

Aufsicht will stärkere Transparenz

Was vielen Anlegern allerdings nicht bewusst ist: Zertifikate sind letztendlich nichts anderes als Inhaberschuldverschreibungen der Emittenten. "Bei der Zeichnung eines Zertifikats riskieren Anleger deshalb grundsätzlich den Totalverlust ihres eingesetzten Kapitals", sagt Peter Mattil, Fachanwalt für Kapitalmarktrecht in München.

"Geht ein Emittent pleite, werden die Forderungen der Eigentümer von Inhaberschuldverschreibungen nachrangig behandelt."

Hunderttausende deutscher Anleger verloren deshalb ihr in Zertifikate der Investmentbank Lehman Brother's investiertes Kapital, als das US-Geldhaus vor fünf Jahren in die Insolvenz ging.

Um die Transparenz der Produkte zu erhöhen, will die Internationale Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden Emittenten weltweit stärker regulieren. Vorgesehen ist dabei unter anderem die Pflicht zur Veröffentlichung der jeweils fairen Preise.

Aus der Differenz könnten Anleger ablesen, welche Aufschläge sie gegenüber einem Direktinvestment in Aktien oder Index-Fonds zahlen müssen.

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