Ernährung
Bremen setzt auf Bio-Kost auch in Krankenhäusern
In Einrichtungen der Hansestadt soll die Gemeinschaftsverpflegung besser werden. Schulen und Kitas sollen möglichst bald auf 100 Prozent Bio umstellen, in den kommunalen Kliniken wird dieses Ziel aus Kostengründen wohl nicht erreicht.
Veröffentlicht:BREMEN. Der Bremer Senat hat einen mehrstufigen Aktionsplan zum Thema "Mehr Bio in Schulen, Kitas und Krankenhäusern" beschlossen. Bis 2022 soll in der Gemeinschaftsverpflegung der 20 000 Schüler und Kita-Kinder und bis 2024 in den Mahlzeiten für die Patienten der kommunalen Kliniken in Bremen auf "Bio" umgestellt werden. In Schulen und Kitas zu 100 Prozent "Bio". Aber die vier betroffenen kommunalen Krankenhäuser der Gesundheit Nord in Bremen machen kleinere Sprünge – die Umstellung würde zu teuer.
Einsparungen beim Fleisch
Der Bremer Plan: Das teurere Bio-Essen soll durch Einsparungen beim Fleisch weitgehend gegenfinanziert werden. Die Umstellung auf "Bio" wäre damit erschwinglich, so die Rechnung. In der Planungsphase hat Bremen die Kinder dreier Kitas zehn Monate lang mit Bio-Essen versorgt und die zusätzlichen Kosten erhoben. Das Ergebnis: Bio kostet pro Mahlzeit 15 bis 20 Cent mehr, sagt Claudia Elfers, Leiterin der BioStadt Bremen, der "Ärzte Zeitung". "Die Umstellung auf Bio‚ betrifft nicht nur Fleisch, sondern das gesamte Spektrum der Produkte, die in der Gemeinschaftsverpflegung eingesetzt werden, also auch Gemüse, Obst, Milchprodukte und Eier", so Elfers. "Zudem sollen die Produkte möglichst aus der Region kommen. Damit liegen wir ganz weit vorne und die anderen BioStädte Deutschlands schauen gespannt auf Bremen als Vorreiter."
Die vier kommunalen Krankenhäuser der Stadt Bremen sind indessen zurückhaltend. Sie wollen Schritt für Schritt den Anteil von Bio-Produkten in der Verpflegung nur auf 20 Prozent steigern – vorausgesetzt, die Umstellung ist bezahlbar. "Die Krankenhäuser sehen ein Problem bei der Finanzierung", bestätigt Jens Tittmann, Sprecher des Senats der "Ärzte Zeitung". Allerdings stellen die Krankenhäuser von Anfang an auf 100 Prozent Bio-Milch um.
Tatsächlich muss die GeNo in anderen Dimensionen rechnen als eine Kita. Der Klinikverbund versorgt jährlich rund 250.000 Patienten. Nimmt man die ambulanten Patienten und die Patienten der Tagesklinik hinzu, so kommt man auf jährlich eine Million Beköstigungstage. Die GeNo-Küche gibt nach Angaben der Pressestelle durchschnittlich 9000 Mahlzeiten am Tag zu einem Tagespreis von 13,50 Euro aus. Der Anteil an sogenannten Convenience- und Fertigprodukten zum Mittagessen betrage etwa 80 Prozent. "Das bedeutet: Wir benötigen zu einem Großteil Lebensmittel, die bereits vorbereitet und/oder verarbeitet wurden. Wir sind bei der Beschaffung von bereits hergestellten ‚Cook- and Chill-Komponenten‘ auf qualitativ hochwertige Lebensmittel und geprüfte, vertrauenswürdige Lieferanten angewiesen", sagt Timo Sczuplinski von der Pressestelle. Hier auf verlässliche Bio-Qualität umzusteigen, sei schwierig. "Aktuell sind wir dabei, den Bio-Anteil der Mahlzeiten so gut, verlässlich und zügig wie möglich zu erhöhen."
Langer Vorlauf
Das Bremer Modellprojekt wurde seit Jahren vom Agrarpolitischen Bündnis Bremen (ABB) gefordert. Peter Bargfrede vom ABB bedauert, dass die Kliniken nicht zu 100 Prozent mitziehen. "Aber es ist ein Anfang gemacht und wir hoffen auch, dass der Verzicht auf Billigfleisch in den Krankenhäusern schneller als geplant erfolgt", sagt er. "Ist doch der Einsatz von Fleisch aus der Massentierhaltung in der Krankenhausverpflegung nicht nur aus Tierschutzgründen abzulehnen, sondern auch aus medizinischen Erwägungen heraus, da gefährliche Antibiotika-Resistenzen auch durch Billigfleischverzehr entstehen können."