Studie
Burn-out-Krise in der Radiologie
Laut einer Studie des Medizintechnikherstellers Philips weisen fast alle Angehörigen dieser Berufsgruppe Burn-out-Symptome mäßigen bis schweren Grades auf.
Veröffentlicht:München. Burn-out scheint in der hiesigen Radiologie ein endemisch auftretendes Phänomen zu sein. Folgt man den Resultaten einer Übersichtsstudie im Auftrag des Unternehmens Philips („Radiology staff in fokus“), in der die Burn-out-Raten von medizinisch-technischen Radiologieassistenten deutscher Radiologieeinheiten mit jenen in den USA, Frankreich und dem Vereinigten Königreich verglichen wurden, liegt Deutschland unangefochten an der Spitze.
Die Burn-out-Quote – mäßiggradige und schwere Symptome zusammengenommen – liegt demnach für Radiologieassistenten in Deutschland bei 97 Prozent. In den USA beträgt die Rate 36 Prozent, in Frankreich 33 Prozent und im Vereinigten Königreich 30 Prozent.
Das Problem wird von den Managern radiologischer Krankenhausabteilungen hierzulande keineswegs unterschätzt. Sie sehen praktisch alle ihre technischen Angestellten als Burn-out-gefährdet an.
Stressquelle: hohe Arbeitsbelastung
Über den wichtigsten Grund für den hohen Anteil ausgebrannter Mitarbeiter gibt es keine zwei Meinungen: Fast alle deutschen Radiologieassistenten (95 Prozent) machen die hohe Arbeitsbelastung als wichtigste Quelle für Stress und Burn-out aus.
In den USA äußern sich dementsprechend nur 40 Prozent der Assistenten, in Frankreich 50 Prozent und im Vereinigten Königreich 67 Prozent. Mögliche Entlastung durch Automatisierung und künstliche Intelligenz wird nicht übermäßig hoch veranschlagt.
Den Anteil der eigenen Arbeit, der ineffizient sei und, einmal automatisiert, den Job erträglicher machen würde, beziffern die Assistenten in Deutschland auf 20 Prozent. In den USA liegt die Schätzung bei 29 Prozent, in Frankreich 17 Prozent und in UK bei 23 Prozent.
Negative Stimmen aus der Branche
Die Forscher der Philips-Studie haben auch Stimmen der Assistenten gesammelt. Wer sie liest, wird sich über die erschreckenden deutschen Zahlen nicht mehr wundern.
„Mit Patienten zu arbeiten und ihnen zu helfen, sich besser zu fühlen, habe ich immer als extrem befriedigend empfunden“, sagt eine Assistentin aus Deutschland. „Aber der Patientendurchsatz hat entsetzlich zugenommen, und zwar aus Gründen des Profits, sodass die Zeit, die man für Patienten hat, gegen null geht.“
Die Radiologiemanager sehen das übrigens genauso. In ihren Äußerungen beklagen sie die zunehmende Arbeitsbelastung in den Abteilungen und nicht besetzte Stellen.
„Die Zeiten haben sich für alle in der Gesundheitsversorgung Beschäftigten in Deutschland geändert“, sagt einer, „und Patienten werden mehr und mehr zu Nummern.“ Auch dazu, was im Zentrum des bundesdeutschen Medizinbetriebs steht, hat er eine klare Meinung: „Patientendurchsatz, Profit und Effizienz.“