Studie

Burn-out-Krise in der Radiologie

Laut einer Studie des Medizintechnikherstellers Philips weisen fast alle Angehörigen dieser Berufsgruppe Burn-out-Symptome mäßigen bis schweren Grades auf.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Bildgebung am Fließband? In Deutschland laut einer aktuellen Philips-Studie längst Alltag.

Bildgebung am Fließband? In Deutschland laut einer aktuellen Philips-Studie längst Alltag.

© jovannig / Fotolia

München. Burn-out scheint in der hiesigen Radiologie ein endemisch auftretendes Phänomen zu sein. Folgt man den Resultaten einer Übersichtsstudie im Auftrag des Unternehmens Philips („Radiology staff in fokus“), in der die Burn-out-Raten von medizinisch-technischen Radiologieassistenten deutscher Radiologieeinheiten mit jenen in den USA, Frankreich und dem Vereinigten Königreich verglichen wurden, liegt Deutschland unangefochten an der Spitze.

Die Burn-out-Quote – mäßiggradige und schwere Symptome zusammengenommen – liegt demnach für Radiologieassistenten in Deutschland bei 97 Prozent. In den USA beträgt die Rate 36 Prozent, in Frankreich 33 Prozent und im Vereinigten Königreich 30 Prozent.

Das Problem wird von den Managern radiologischer Krankenhausabteilungen hierzulande keineswegs unterschätzt. Sie sehen praktisch alle ihre technischen Angestellten als Burn-out-gefährdet an.

Stressquelle: hohe Arbeitsbelastung

Über den wichtigsten Grund für den hohen Anteil ausgebrannter Mitarbeiter gibt es keine zwei Meinungen: Fast alle deutschen Radiologieassistenten (95 Prozent) machen die hohe Arbeitsbelastung als wichtigste Quelle für Stress und Burn-out aus.

In den USA äußern sich dementsprechend nur 40 Prozent der Assistenten, in Frankreich 50 Prozent und im Vereinigten Königreich 67 Prozent. Mögliche Entlastung durch Automatisierung und künstliche Intelligenz wird nicht übermäßig hoch veranschlagt.

Den Anteil der eigenen Arbeit, der ineffizient sei und, einmal automatisiert, den Job erträglicher machen würde, beziffern die Assistenten in Deutschland auf 20 Prozent. In den USA liegt die Schätzung bei 29 Prozent, in Frankreich 17 Prozent und in UK bei 23 Prozent.

Negative Stimmen aus der Branche

Die Forscher der Philips-Studie haben auch Stimmen der Assistenten gesammelt. Wer sie liest, wird sich über die erschreckenden deutschen Zahlen nicht mehr wundern.

Der Patientendurchsatz hat entsetzlich zugenommen, sodass die Zeit, die man für Patienten hat, gegen null geht.

Eine deutsche Radiologieassistentin, zitiert nach dem Philips-Report „Radiology staff in fokus“

„Mit Patienten zu arbeiten und ihnen zu helfen, sich besser zu fühlen, habe ich immer als extrem befriedigend empfunden“, sagt eine Assistentin aus Deutschland. „Aber der Patientendurchsatz hat entsetzlich zugenommen, und zwar aus Gründen des Profits, sodass die Zeit, die man für Patienten hat, gegen null geht.“

Die Radiologiemanager sehen das übrigens genauso. In ihren Äußerungen beklagen sie die zunehmende Arbeitsbelastung in den Abteilungen und nicht besetzte Stellen.

„Die Zeiten haben sich für alle in der Gesundheitsversorgung Beschäftigten in Deutschland geändert“, sagt einer, „und Patienten werden mehr und mehr zu Nummern.“ Auch dazu, was im Zentrum des bundesdeutschen Medizinbetriebs steht, hat er eine klare Meinung: „Patientendurchsatz, Profit und Effizienz.“

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Dr. Dr. Fritz 16.12.201920:41 Uhr

Und um die Situation für die Mitarbeiter in der Radiologie noch besser zu machen, wurden nun in der EBM-Reform 2020 die technischen Leistungen auch noch massiv gekürzt. Ab April 2020 soll es für gleiche Arbeit für die Computertomografie durchschnittlich 11,5% weniger Honorar und für die MRT durchschnittlich sogar 13% weniger Honorar geben. Das nenne ich "Burn-Out-Prophylaxe und Wertschätzung vom Feinsten". Hat jemand einen Strick?

Sonderberichte zum Thema
In der Klinik Königshof in Krefeld werden Menschen mit psychischen Erkrankungen behandelt. Die digitale Terminvergabe über Doctolib senkt eine Hemmschwelle: Es fällt leichter, mit wenigen Klicks einen Termin zu buchen, als im direkten Gespräch am Telefon.

© St. Augustinus Gruppe

Unternehmensstrategie für Krankenhäuser

Patientenportal stärkt die Reichweite der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung von Krankenhäusern

Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ostfriesische Inseln schlagen Alarm

Inselärzte händeringend gesucht!

Lesetipps
Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Asthma-Inhalatoren für Asthma-Patienten auf einem Tisch. Pharmazeutisches Produkt wird verwendet, um Asthmaanfallssymptome zu verhindern oder zu lindern.

© Orawan / stock.adobe.com

Kasuistik

Wenn die Asthma-Therapie an die Nebenniere geht