Liquidität

Corona-Schutzschirm jetzt auch in Nordrhein

Auch im KV-Bezirk Nordrhein werden fallzahlbedingte Umsatzrückgänge zauf 90 Prozent des Vorjahreshonorars ausgeglichen. Ein Antrag ist nicht zu stellen – aber eine Selbstauskunft zu geben.

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Düsseldorf. In Nordrhein haben niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten jetzt Gewissheit: Pandemie-bedingte Honorarrückgänge werden größtenteils ausgeglichen. KV und Kassen haben sich darauf verständigt, dass das Honorarvolumen nicht unter 90 Prozent des Vorjahreswertes sinkt. Die KV-VV hat der entsprechenden Veränderung des HVM in einer virtuellen Sondersitzung mit großer Mehrheit zugestimmt.

Ausgleichzahlungen erhalten Praxen, deren Gesamthonorar sich gegenüber dem Vorjahr um mindestens zehn Prozent verringert hat und die einen Fallzahlrückgang aufgrund der Pandemie verzeichnen. Gleichzeitig müssen die Ärzte den Sicherstellungsauftrag erfüllt haben. „Wir wollen, dass die Praxen tatsächlich an der Versorgung teilgenommen haben“, betont KVNo-Vorstandsvorsitzender Dr. Frank Bergmann. Das stellt die KV über eine Selbstauskunft der Ärzte sicher, hinzu kommen Stichprobenprüfungen. Die Zahlungen erfolgen getrennt nach morbiditätsbedingter und extrabudgetärer Vergütung. Geleistet wird automatisch, Ärzte müssen keinen Antrag stellen – allerdings die Selbstauskunft einreichen. Anderweitige Entschädigungszahlungen werden mit den Schutzschirmgeldern gegengerechnet. „Ich finde, wir sind hier zu einem akzeptablen Ergebnis gekommen, das die Liquidität der Praxen auf Dauer sichert“, betonte Bergmann. Noch gibt es nach seinen Angaben noch keine belastbaren Zahlen über die Höhe der Quartalsverluste.

Fallzahlen im Mittel um 25 Prozent zurückgegangen

Um zumindest Anhaltspunkte zu haben, hat die KVNo einen repräsentativen Querschnitt von Ärzten und Psychotherapeuten befragt. 1415 Praxisinhaber haben sich beteiligt. „Die Ergebnisse zeigen, dass die Corona-Pandemie zu Umsatzverlusten in fast allen Praxen geführt hat“, so der KV-Chef.

Fallzahlen und Leistungsmengen sind demnach fachübergreifend um rund ein Viertel zurückgegangen, in allen Fachgruppen gab es einzelne Praxen mit einem Fallzahlenrückgang über 50 Prozent. Am stärksten waren Augenärzte mit minus 50 Prozent betroffen. HNO-Ärzte, Orthopäden, hausärztliche Kinder- und Jugendärzte sowie Chirurgen hatten über ein Drittel weniger Fälle.

Generell hatten die operativ tätigen Fachgruppen in Nordrhein deutlich höhere Rückgänge als ausschließlich konservativ behandelnde Fachgruppen. „Bei den Leistungsarten verzeichneten Praxen bei Vorsorge, Früherkennungsuntersuchungen, IGeL-Leistungen und operativen Leistungen die stärksten Rückgänge.“

Weitere Ergebnisse der Umfrage: 92 Prozent der Praxen hatten durch die Pandemie zusätzliche Ausgaben, sie beliefen sich im Schnitt auf 1182 Euro. Drei Viertel hatten eine höhere Arbeitsbelastung. Ein Viertel der Praxen hat Unterstützungsleistungen beantragt, 12 Prozent nahmen staatliche Soforthilfe und 11 Prozent Kurzarbeitergeld in Anspruch .

Verhandlungen über Kostenerstattung für Schutzmaterialien

Zwar nehmen die Fallzahlen in den Praxen seit Mai wieder zu. Das Niveau des zweiten Quartals 2019 werden sie aber nicht mehr erreichen, ist Bergmann überzeugt.

Die KVNo verhandelt mit den Krankenkassen auch über die Erstattung der Kosten, die ihr durch die Beschaffung und Verteilung von Schutzmaterial sowie die Arbeit der Diagnosezentren entstanden sind. Sie belaufen sich zusammen auf mehr als 7,0 Millionen Euro. „Es zeichnet sich ab, dass die Kassen einen Großteil zahlen werden“, sagte er.

Der Großteil der Delegierten war mit dem ausgehandelten Schutzschirm zufrieden. Der Orthopäde Wolfgang Bartels wies dagegen darauf hin, dass viele Ärzte gravierende Honorarrückgänge im Bereich der privaten Krankenversicherung zu verzeichnen hätten, zudem hätten viele Kollegen in der Krise mehr gearbeitet als sonst. „Ich finde, es sollte einen vollen Ausgleich geben.“

Das sah der psychologische Psychotherapeut Dr. Paul Dohmen anders. Ärzte und Psychotherapeuten seien im Vergleich mit vielen anderen Menschen in einer relativ komfortablen Situation, betonte er. „Ich glaube nicht, dass man in der Öffentlichkeit vertreten könnte, hier mehr zu fordern.“(iss)

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