Hygiene

Das Volk nimmt Krankenhäuser in die Pflicht

Bürger fordern Kliniken auf, mehr im Kampf gegen antibiotikaresistente Keime zu tun. So jedenfalls das Resultat einer Umfrage im Auftrag eines Herstellers antimikrobiell ausgerüsteter Textilien.

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NEU-ISENBURG. Klinikhygiene treibt nicht nur die dafür zuständigen Experten in stationären Einrichtungen um. Auch die Bevölkerung hält Hygiene im Krankenhaus für ein wichtiges Thema.

Allerdings glauben 38 Prozent nicht, dass sich die Kliniken ausreichend mit dem Problem auseinandersetzen. So das Ergebnis einer nicht repräsentativen Umfrage unter 1000 Personen vor Kliniken in Berlin, Bremen, Greifswald, Nürnberg und Wiesbaden.

In Auftrag gegeben hatte die Befragung das Textilunternehmen Drapilux, das sich unter anderem auf antimikrobielle Gardinen und Dekorationsstoffe für Gesundheitseinrichtungen spezialisiert hat.

Demnach sprachen sich fast 80 Prozent der Befragten dafür aus, dass Kliniken mehr Geld investieren sollten, um ein Höchstmaß Hygiene zu gewährleisten. Für 96 Prozent steht die Behandlungsqualität bei der Wahl des Krankenhauses im Vordergrund, gefolgt von der Hygiene mit 84 Prozent.

Auf Klinikseite scheint noch ein Informationsdefizit oder zumindest eine Investitionszurückhaltung bezüglich antimikrobieller Materialen für den Krankenhausalltag vorzuherrschen.

Laut Drapilux ergab eine Online-Umfrage unter deutschen Klinikmanagern, Hygienefachkräften und Pflegedirektoren im vergangenen Jahr, dass nur in jeder sechsten Klinik antimikrobielle Oberflächenmaterialien zum Einsatz kämen. Zehn Prozent der befragten Experten gaben an keine Kenntnis von der Existenz antimikrobieller Oberflächenmaterialien zu haben.

Weiter heißt es in der Firmenmitteilung, die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene spreche von 900.000 Infektionen und 30.000 Todesfällen, die auf nosokomiale Infektionen zurückgingen. Auch die WHO warne vor den antibiotikaresistenten Krankenhauskeimen. (maw)

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Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 05.09.201408:26 Uhr

"Das Volk" gibt genau das wieder, was ihnen von den "Medien" vorgebetet wird.

Verschwiegen von den Medien wird die Herkunft von Keimen, penibel "überwacht" und für jeden im Internet nachsehbar in einer eigenen Abteilung unserer Gesundheitsregierung RKI,
dem Nationalen Referenzzentrum
für Surveillance
von nosokomialen Infektionen

Hier sieht man, dass inzwischen über 80 von draußen ins Krankenhaus reingeschleppt wird,
etwas schwer zu finden allerdings in dem "professionellen" Datenwirrwar.

Dr. Thomas Georg Schätzler 26.06.201411:07 Uhr

"Hygiene"? - Das sind immer die "Anderen"!

Wie schön, dass sich fast 80 Prozent der Befragten eines repräsentativen Bevölkerungsquerschnitts dafür ausgesprochen haben, dass Kliniken mehr Geld investieren sollten, um ein Höchstmaß an Hygiene zu gewährleisten. Aber was ist eigentlich mit der e i g e n e n Hygiene bei den Besuchern und Patienten, nicht nur bei Ärzten und Mitarbeitern?

Krankenhäuser, Reha-Kliniken, Arztpraxen und medizinische Versorgungszentren (MVZ) werden von Heerscharen potenziell Krankheitskeime tragender Besucherinnen und Besucher bzw. Patienten heimgesucht, die oft nicht mal elementare Hygiene-Regeln beherzigen ("nach dem Klo und vor dem Essen - Händewaschen nicht vergessen"). Ungeduscht und ungewaschen bzw. n i c h t auf gewaschene oder ungewaschene Kleidung, kurz geschnittene Finger- bzw. Fußnägel untersucht, bevölkern sie die Klinikflure, die Cafeteria, das "Büdchen" am Klinikeingang und die Anmeldetresen der Praxen, um dann in die Kernzonen nosokomialer Infektionsrisiken vorzudringen: In die Krankenzimmer, zu ihren kranken Angehörigen, in die Räume der Stationsmitarbeiter, in die Funktionsbereiche und Nasszellen auf der Suche nach Blumenvasen und in die Besuchertoiletten bzw. in die Behandlungszimmer der Haus- und Fachärzte.

Gewöhnlich gut informierte Patienten- und Besucherkreise werden erst n a c h Abschluss ihres Arzt- oder Klinikbesuches sich umfänglich mit kostenlos zur Verfügung gestellten Desinfektionsmitteln allseits bestäuben und imprägnieren. Weil sie die viel beschworene Gefahr ahnen, erst i n n e r h a l b der Klinik- und Praxismauern gefährliche Keime zu erwerben.

Sie würden sich aber vermutlich n i e m a l s fragen, ob sie nicht s e l b s t durch Hundekot und Straßendreck unter ihren Schuhsohlen, eigene Hygienemängel, überlang gestylte Fingernägel, die beim Händewaschen ja nur abblättern würden, oder Haus- und Nutztierhaltung bzw. eigene krankheitsbedingte Infektiositäten zur Problematik nosokomialer Krankenhaus- und Praxisinfektionen beitragen könnten?

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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