Niedergelassene Onkologen
Das sorgt für Stress im Praxisalltag
Forscher der Uniklinik Köln haben niedergelassene Onkologen nach ihren Stressoren und möglichen Gegenmaßnahmen befragt.
Veröffentlicht:KÖLN. Wie die äußeren Arbeitsbedingungen sich auf das Patientengespräch auswirken, haben Versorgungsforscher der Uniklinik Köln anhand von niedergelassenen Hämato- und Onkologen untersucht und dabei vor allem herausgefunden, welche Faktoren bei Ärzten für Stress sorgen (Journal of Cancer Care 2014; 23: 594-606) .
Als Stressfaktoren bezeichneten die Ärzte in den qualitativen Interviews dabei nicht nur administrative Pflichten, sondern auch gestörte Arbeitsabläufe oder die Unterbrechungen in Patientengesprächen. Dabei arbeiteten die befragten Hämato- und Onkologen im Schnitt 57 Stunden in der Woche und hatten durchschnittlich zu 40 Patienten pro Tag Kontakt.
Die Ärzte konnten aber ebenso Ressourcen benennen, die sie unterstützen. So würden regelmäßige Teambesprechungen helfen, in denen gemeinschaftlich versucht werde, die Arbeitsabläufe zu verbessern. Ebenso sei es sinnvoll, Zeitpuffer in den Terminplan einzubauen, berichteten einzelne Ärzte, sowie störungsfreie Zeitfenster für bestimmte Arbeiten festzulegen.
Einige der Ärzte setzen aber auch auf Delegation und damit auf gut ausgebildetes Personal. Eine Maßnahme könne hier etwa die Einführung einer durch Pflegekräfte geleiteten Sprechstunde sein - beispielsweise zu Nebenwirkungen der Chemotherapie, so die Studienautoren.
Den Ärzten in der Studie half aber auch der Austausch mit anderen Kollegen über schwierige Fälle. Das zeigt, dass Netzwerke mit Kollegen ebenfalls Druck aus dem Praxisalltag nehmen.Die Studienautoren haben sich aber auch dem Thema Fluktuation in den Praxen angenommen.
"Die Ergebnisse zeigen, dass solche Praxen, in denen Mitarbeiter ein hohes Vertrauen haben und auf gemeinsame Werte eingeschworen sind, mit einer deutlich geringeren Fluktuation zu kämpfen haben", sagt Nicole Ernstmann, Juniorprofessorin am Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR) der Universität zu Köln und Wissenschaftliche Leiterin der Studie.
Es wurden insgesamt 157 Onkologen und Hämatologen befragt. Der Querschnitt der Befragten gilt laut der Studienautoren als repräsentativ für die Mitglieder des Berufsverbandes der Niedergelassen Hämato- und Onkologen. (reh)