Krankenhaus-Gipfel
Digitalisierungsfortschritte „in Wochen, nicht Monaten“
Das „Dashboard der Betten“, das DIVI-Register, sehen Klinikexperten als Beispiel für erfolgreiche Innovationen während der Corona-Pandemie. Sie fordern die finanzielle Absicherung der weiteren Digitalisierung.
Veröffentlicht:
Die Digitalisierung in den Krankenhäusern schreitet voran. Wie das Geld aus dem Konjunkturpaket genau verteilt wird, ist allerdings noch offen.
© everythingpossible / stock.adobe.com
Berlin. Die Digitalisierung in den Krankenhäusern sei zwar schon vor der Corona Krise ein Thema gewesen, jedoch sei durch die Krise „die Notwendigkeit noch deutlich sichtbarer geworden“, so Dr. Gottfried Ludewig, Leiter der Abteilung Digitalisierung im Bundesgesundheitsministerium, am Donnerstag beim Krankenhaus Digital Summit des health innovation hub.
Das „Zukunftsprogramm Krankenhäuser“ aus dem Konjunkturpaket der Bundesregierung biete nun eine gute Gelegenheit, voranzuschreiten. Für Krankenhäuser umfasst das Zukunftsprogramm drei Milliarden Euro an Bundesmitteln und 900 Millionen Euro an Ko-Finanzierung durch die Länder.
Digitale Erfolge in der Krise
Einer der wichtigsten Digitalisierungs-Erfolge in der Pandemie ist laut Professor Gernot Marx von der Uniklinik Aachen die Erstellung des DIVI-Registers. Dieses „Dashboard der Betten“ sei ein wertvolles Instrument für zukünftige Infektionswellen und auch zukünftige Epidemien.
Noch vor wenigen Wochen habe es eine solche Information für das Handling der Kapazitäten nicht gegeben. Er sieht allerdings auch über das aktuelle Konjunkturpaket hinaus noch hohen Investitionsbedarf, da es noch zahlreiche digitale Brüche gebe, bei denen Zahlen händisch eingegeben werden müssten.
In die gleiche Richtung argumentierte DKG-Präsident Dr. Gerald Gaß. „Wir haben erlebt, dass wir noch große Potenziale haben.“ Es sei in der Krise viel improvisiert worden. Was zum Beispiel nicht geklappt habe, sei der Datenaustausch zwischen den Institutionen. Hier gebe es noch viel zu tun, in den Krankenhäusern sei jedoch die Bereitschaft dafür vorhanden, so Gaß.
Verfahren für Mittelverteilung gefordert
Die Politik sei hier in der Pflicht, den Rahmen für die Lösungen festzulegen. Zudem spreche auch der große Fachkräftemangel dafür, dass Mitarbeiter des Gesundheitswesens durch Digitalisierung entlastet werden.
Die wichtige Frage bestehe jedoch darin, wie das Geld aus dem Konjunkturprogramm verteilt werde. Eine „Verteilung mit der Gießkanne“ sei nicht zielführend. Er forderte ein Verfahren, das klare Ziele setze und damit die Zuweisung der Mittel steuere.
Das Geld solle an Erfolgskritierien geknüpft werden, stimmte Marx zu. Die Intensivmedizin sei eine besonders kritische Struktur, hier sei die Zentralisierung sinnvoll. Doch müsse auch die Versorgung in der Fläche profitieren, Patienten könnten insbesondere von der Beibehaltung der Videosprechstunde Vorteile erfahren.
BMG optimistisch
Wie das Geld aus dem Konjunkturpaket genau aufgeteilt werde, sei zwar noch offen, räumte Ludewig ein, dem BMG seien jedoch zwei Dinge vor allem wichtig: Messbarkeit und Patientennutzen der getroffenen Maßnahmen. Insgesamt sieht Ludewig optimistisch in die Zukunft: „Wir freuen uns auf die nächsten Wochen, nicht erst Monate, in denen die Digitalisierung in den Krankenhäusern voranschreitet“ .
Diesen Optimismus teilten die anderen Teilnehmer des Panels des Krankenhaus Digital Summit indes nicht. Gaß verwies auf kleine Häuser, denen fehle „nicht nur Geld, sondern auch Expertise“. Er sieht für diese Probleme, die notwendigen Schritte zu machen.
Auch sieht Gaß auf der Finanzierungsebene noch Unstimmigkeiten: Nicht nur die Ko-Finanzierung der Länder, sondern auch die Beteiligung der Krankenkassen verlangsame den Prozess, da es den Zustimmungsvorbehalt gebe. Hier müsste die Bundesregierung darauf schauen, ob dies so bleiben solle.