Anlage
Doch – es gibt noch Sparanlagen mit passablen Renditen
Deutsche Banken bieten kaum noch Zinsen auf Konten. Ausländische Institute sind da deutlich großzügiger: Sie wollen mit attraktiven Offerten in Deutschland Neugeschäft generieren. Den Sparer freut‘s.
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Gähnende Leere vor wie hinter dem Komma? Bei deutschen Banken erhalten Sparer nennenswert nichts mehr. Bei einigen Banken der Eurozone sieht die Sache noch anders aus.
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Neu-Isenburg. Für Sparer ist das Resultat der Studie ebenso traurig wie wenig überraschend: Im Schnitt zahlen Sparkassen und Volksbanken für einjährige Festgeldanlagen nur noch einen Zinssatz von 0,036 Prozent, so eine aktuelle Analyse der FMH Finanzberatung in Frankfurt am Main. „Kunden, die ihr Kapital für zwei Jahre anlegen, erhalten mit durchschnittlich 0,053 Prozent kaum mehr“, sagt FMH-Inhaber Max Herbst.
Dennoch sollten Sparer Fest- und Tagesgeldanlagen nicht komplett abschreiben. Denn ausländische Geldinstitute und Autobanken bieten noch Zinsen von mehr als einem Prozent pro anno. „Wer über die Landesgrenzen blickt, findet noch attraktive Konditionen“, so Herbst. Zu den Top-Anbietern zählen derzeit italienische Banken mit Zinssätzen von bis zu 1,637 Prozent.
Das überrascht auf den ersten Blick. Schließlich hält die Europäische Zentralbank (EZB) seit 2016 den Leitzins bei null Prozent. Banken können sich bei ihr seither kostenlos Geld leihen, um damit Kredite an Konsumenten und Unternehmen auszureichen. Allerdings müssen die Geldinstitute in diesem Fall Staatsanleihen bei der EZB als Sicherheit hinterlegen. Deren Renditen sind jedoch durch die Geldpolitik der Notenbank in den negativen Bereich gerutscht. Deutsche Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit rentieren aktuell bei -0,57 Prozent pro Jahr.
Sparer-Geld für Banken billiger
Um sich Geld von der EZB zu leihen, müssen Banken also staatliche Schuldpapiere erwerben, mit denen sie einen Verlust erleiden. „Manche Institute verzichten deshalb auf Zentralbank-Geld und besorgen sich stattdessen über Tages- und Festgeldofferten Kapital bei Sparern, um ihr Kreditgeschäft auszuweiten“, weiß Herbst. „Dabei setzen sie darauf, zugleich neue Kunden zu gewinnen.“ Banken aus dem Ausland schielen dabei besonders auf die wirtschaftsstärkste Nation der Eurozone. Herbst: „In Deutschland ist deutlich mehr Sparkapital vorhanden als in den anderen Staaten. Das ist auch der Grund, weshalb deutsche Banken keine attraktiven Zinsen bieten müssen, da sie über einen großen Kundenstamm verfügen.“
Bei Tagesgeldkonten kann das eingezahlte Kapital werktäglich in Teilen oder vollumfänglich abgehoben werden. Deshalb sind die Zinsen hier niedriger als bei Festgeldkonten, bei denen sich die Sparer verpflichten, ihr angelegtes Geld für Zeiträume zwischen sechs Monaten und zehn Jahren ruhen zu lassen.
Nicht ohne Risiko
Zu den Topanbietern bei Tagesgeldkonten zählen laut der aktuellen FMH-Erhebung und dem Verbraucher-Finanzportal biallo.de die italienische Banca Progetto mit 0,701 Prozent, die italienische Illimity mit 0,65 Prozent und die Renault Bank direkt mit 0,526 Prozent. Spitzenreiter bei zweijährigen Festgeldanlagen ist die Illimity mit 1,637 Prozent, gefolgt von der lettischen Rietumu Bank mit 1,421 Prozent. Banken wie die französische Crédit Agricole und die portugiesische Banco Portugues de Gestao bieten 1,2 Prozent. Bei dreijährigen Festanlagen führt die Fiat-Chrysler-Autobank FCA Bank mit zwei Prozent.
Und die Sicherheit? Zwar sind in allen Euro-Staaten Spareinlagen bis zu 100 000 Euro über die Einlagensicherung geschützt. Dennoch seien Fest- und Tagesgeldkonten bei ausländischen Banken nicht ohne Risiko, meint Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Denn viele nationale Einlagensicherungen dürften nicht in der Lage sein, ihre Banken im Krisenfall ausreichend zu stützen. „Gerät eine Bank in Schwierigkeiten und reichen die Mittel der Einlagensicherung nicht aus, muss sich zeigen, ob in anderen Ländern politischer Wille vorhanden ist, im Notfall mit Steuergeld einzuspringen“, so Nauhauser. „Sparer, die Wert auf Sicherheit legen, sollten deshalb Spareinlagen nur bei Banken mit deutscher Einlagensicherung tätigen.“
Herbst dagegen sieht bei Banken aus anderen Euro-Staaten auf Sicht von ein bis zwei Jahren keine Gefahr. „So lange wird der Euro in jedem Fall bestehen – und so lange werden EZB und Mitgliedsstaaten auch Banken in Schieflagen stützen.“
Biallo-Anlageexperte Sebastian Schick rät „maximal 100 000 Euro bei einer in- oder ausländischen Bank anzulegen“. Denn nur bis zu dieser Summe seien in jedem Euro-Land Sparbeträge über die Einlagensicherung geschützt.
Aktuelle Kondition im Internet: www.fmh.de; www.biallo.de