Anti-Corona-Demo

Drosten-Plakat soll Nachspiel für AfD-Arzt haben

Die thüringische Landesärztekammer muss sich mit dem Fall des AfD-Abgeordneten und Orthopäden Robby Schlund befassen, der bei einer Anti-Corona-Demo in Berlin auf Provokation setzte.

Von Katrin Zeiß Veröffentlicht:
Der AfD-Abgeordnete und Arzt Robby Schlund

Der AfD-Abgeordnete und Arzt Robby Schlund hat nach der Teilnahme an einer Anti-Corona-Demonstration die Aufmerksamkeit der Landesärztekammer Thüringen auf sich gezogen.

© dpa

Jena. Die Landesärztekammer Thüringen hat gegen den thüringischen AfD-Bundestagsabgeordneten und Arzt Robby Schlund im Zusammenhang mit einer Demonstration gegen die Anti-Corona-Maßnahmen ein berufsrechtliches Verfahren eingeleitet. Anlass sei ein hochumstrittenes Plakat gewesen, das der Orthopäde aus Gera auf der Demonstration Ende August in Berlin getragen hatte. Es zeigte den Berliner Virologen Christian Drosten in Sträflingskleidung mit der Aufschrift „Schuldig“.

Auf einem von Schlunds Fraktionskollegen Karsten Hilse geposteten Foto auf Facebook ist der Thüringer Mediziner mit diesem Plakat zu sehen. Auf anderen von Teilnehmern getragenen Plakaten waren unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) so abgebildet. Das hatte für einen Sturm der Entrüstung gesorgt.

Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, hatte von einer unerträglichen Entgleisung gesprochen und berufsrechtliche Schritte gegen beteiligte Ärzte angekündigt. Dafür sind die Landesärztekammern zuständig, die Kammer in Thüringen hat das Verfahren jetzt eingeleitet. Zum konkreten Tatvorwurf äußerte sich die Kammersprecherin auf Nachfrage nicht. Die ärztliche Berufsordnung verpflichtet Mediziner, sich untereinander kollegial zu verhalten. „Unsachliche Kritik an der Behandlungsweise oder dem beruflichen Wissen einer Ärztin oder eines Arztes sowie herabsetzende Äußerungen sind berufswidrig“, heißt es in Paragraf 29 der Thüringer Berufsordnung.

Kammer wartet ab, ob ein strafrechtliches Verfahren kommt

Der Fortgang des Verfahrens und das Strafmaß hängen laut Kammer letztlich davon ab, ob gegen den Mediziner auch noch ein strafrechtliches Verfahren angestrengt werde. Schlund hatte das Plakat als vom Grundgesetz gedeckte politische Satire verteidigt. Schlund betreibt eine Privatpraxis für Orthopädie und Sportmedizin in Gera. Er ist einer von mehreren Ärzten in der Stadt, die auch in der AfD aktiv sind. Zuletzt hatte die Wahl des Gynäkologen Reinhard Etzrodt zum Stadtratsvorsitzenden über Thüringen hinaus Wellen geschlagen, weil angesichts der Mehrheitsverhältnisse auch Vertreter anderer Fraktionen für den AfD-Mann votiert haben müssen. Die AfD mit ihrem Landeschef Björn Höcke hat in Gera eine Hochburg.

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