Elektronisches Rezept ist nicht so sicher wie gedacht

Sie sollten Arzneiverordnungen sicherer machen. Doch nun deckt eine Studie auf: E-Rezepte sind genauso fehleranfällig wie handschriftliche Verordnungen.

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Das "gute alte Rezept" - nicht unsicherer als der elektronische Bruder.

Das "gute alte Rezept" - nicht unsicherer als der elektronische Bruder.

© Dolberg

NEU-ISENBURG (reh). Elektronische Rezepte (E-Rezepte) sollen helfen, Medikationsfehler zu reduzieren. Doch je nach Ausgestaltung des EDV-Systems, das dahinter steckt, sind die Rezepte eben nicht weniger sondern genauso fehleranfällig wie handschriftlich erstellte Verordnungen. Das zumindest fanden US-Forscher um Dr. Karen C. Nanji aus Boston heraus.

Für ihre Studie "Errors associated with outpatient computerized prescribing systems", die auf der Website des Journal of American Medical Informatics Association (JAMIA, 2011, doi:10.1136/amiajnl-2011-000205) veröffentlicht wurde, analysierten sie 3850 computergenerierte Rezepte niedergelassener Ärzte.

Diese waren innerhalb von vier Wochen im Jahr 2008 bei mehreren Geschäftsapotheken in drei verschiedenen US-Bundesstaaten eingegangen. Das Ergebnis: 11,7 Prozent dieser E-Rezepte beinhalteten einen Fehler.

Rund ein Drittel dieser Fehler hatte das Potenzial, bei den Patienten einen gesundheitlichen Schaden herbeizuführen. Das entspreche den Fehlerquoten, die in der Literatur auch für handschriftlich erstellte Rezepte genannt würden, schreiben die Studienautoren.

Bessere Systeme, bessere Rezepte?

Wobei bei etwa 42 Prozent der fehlerhaften Verordnungen - das sind allerdings nur 1,8 Prozent aller ausgewerteten Rezepte - ein Fehler auftrat, der zu einem ernsthaften, unerwünschten Ereignis hätte führen können. Allerdings war keiner der Fehler lebensbedrohlich.

Interessant ist vor allem der große Unterschied bei der Fehleranfälligkeit in den verschiedenen Systemen. Die Fehlerrate schwanke bei den 13 EDV-Systemen, deren Rezepte in die Untersuchung eingegangen waren, zwischen 5,1 und 37,5 Prozent.

Dabei wäre der häufigste Fehler - nämlich unvollständige Informationen auf den Rezepten (60 Prozent aller Fehler) relativ einfach vermeidbar, so die Studienautoren.

Sie schlagen vor, die Systeme so zu gestalten, dass eine Verordnung erst dann fertiggestellt werden kann, wenn gewisse Felder ausgefüllt sind. Helfen könne auch eine Funktion, die das Medikament auf eine maximal verschreibbare Dosis und unvollständige Arzneimittelnamen hin überprüfe.

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Kommentare
Dr. Karlheinz Bayer 18.08.201116:28 Uhr

Die Fehler müssen beim E-Rezept größer sein...

... denn zu den beim Paierrezept üblichen Zerstreutheitsfehlern und Verwechslungen kommen noch IT-typische Fehler dazu.
Das sind die Verwendung von (falschen) Kürzeln, fehlerhafte Routinen und Algorithmen bei der Medikamentendatei und der Druckerdatei, elektronische Staus beim Drucker, beim online-Verkehr mit den Apotheken verdoppelt sich der Fehler zwangsläufig. Dann kommen noch die Mißbrauchsfälle dazu, etwa bei den Schlaftabletten, bei denen technikversierte Patienten durchaus die Dosis und Anzahl manipulieren können, oder gewinnorientierte Apotheker, die möglicherweise gerne ein teureres oder eben nur anderes Präparat über den Tisch geben. Hinzu kommen spezifisch deutsche Systemfehler, die sich aus den Rabattverträgen und den automatisch agierenden Softwaren ergeben. Ein Faß ohne Boden.

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