Ab Montag

Ende freier Bürgertests: Stiftung warnt vor Chaos, MB vor mehr Infektionen

Mit dem Auslaufen des breiten kostenlosen COVID-Testregimes ändert sich der Umgang mit der Corona-Pandemie. Ein Patientenverband und der Marburger Bund warnen vor möglichen Folgen.

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Ein verwitterter Pfeil, der auf einem Gehweg in der Innenstadt liegt, weist den Weg zu einem Testzentrum, das gratis Corona-Schnelltest mit Zertifikat anbietet.

Abgenutzt: Ab dem 11. Oktober werden wohl zahlreiche COVID-Teststationen verschwinden.

© Peter Kneffel / dpa

Berlin. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat das Ende der kostenlosen Bürgertests auf das Coronavirus SARS-CoV-2 am Montag, den 11. Oktober als Frage der Fairness bezeichnet: „Kostenlose Bürgertests abzuschaffen, gebietet die Fairness vor dem Steuerzahler“, sagte der CDU-Politiker am Sonntag den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Jeder, der wolle, habe sich mittlerweile impfen lassen können. „Deshalb werden Bürgertests ab Montag nur noch für diejenigen kostenlos sein, für die es keine empfohlene Impfung gibt“, so Spahn. Das seien insbesondere Kinder und Jugendliche. Tests in Pflegeheimen, Krankenhäusern, Schulen oder auf der Arbeit werde es aber ebenfalls weiterhin kostenlos geben, so der Minister.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz warnte unterdessen vor einer neuen Isolierung von Heimbewohnern. Deshalb müssten die 12.000 Pflegeheime per Verordnung verpflichtet werden, Tests vor Ort durchzuführen, sagte Vorstand Eugen Brysch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Dortmund.

Weite Wege für Angehörige

„Ebenso ist der Kostenerstattung für die Tests selbst und besonders für den Personalaufwand einheitlich zu regeln“, so Brysch weiter. Bund und Länder seien dabei gefordert; bislang gebe es einen Flickenteppich unterschiedlicher Regelungen.

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Brysch sagte, viele stationäre Einrichtungen verlangten – unabhängig davon, ob Bewohner und Angehörige geimpft oder genesen sind – einen aktuellen zertifizierten Negativnachweis. Wenn jetzt 95 Prozent der rund 20.000 Testzentren in Deutschland ihre Arbeit einstellten, müssten viele Angehörige weite Wege auf sich nehmen, um einen Test durchzuführen.

Das sei insbesondere für viele Ältere unzumutbar. „Das Chaos aus dem letzten Herbst darf sich nicht wiederholen. Damals wurde Besuchern der Zutritt untersagt, weil sie keinen Test vorweisen konnten“, sagte Brysch.

MB-Chefin Johna für mehr Studien

Der Marburger Bund befürchtet wegen des Endes der kostenlosen Bürgertests einen Anstieg der Infektionszahlen. „Kostenpflichtige Corona-Tests führen dazu, dass sich künftig weniger Menschen mit Symptomen testen lassen werden“, sagte die MB-Vorsitzende und Krankenhaushygienikerin, Dr. Susanne Johna, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (Sonntag). „Das ist ein Einfallstor für eine weitere Übertragung des Virus.“

Erschwerend zur Abschaffung der kostenfreien Tests kommt laut Johna die Unklarheit über die Impfquote der Bevölkerung hinzu. Das Robert Koch-Institut (RKI) hatte am Donnerstag gemeldet, dass anhand von Umfragen zur Impfbereitschaft und Meldedaten doch von einer Impfquote von 80 Prozent vollständig geimpfter Erwachsenen ausgegangen werden könne und von bis zu 84 Prozent mindestens einmal Geimpften. Das wären fünf Prozentpunkte mehr als im Digitalen Impfquoten-Monitoring (DIM) erfasst.

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Deutschland fehlten eigene wissenschaftliche Studien, betonte Johna. „Die wenigen klinischen Studien, die in Deutschland zu COVID-19 aufgelegt wurden, haben im Vergleich zu anderen Ländern nur wenige Patienten eingeschlossen.“ Forschungsdaten müssten frühzeitig und standardisiert auf gut zugänglichen Plattformen zur Verfügung gestellt werden, forderte sie.

Für Thüringen hatte die dortige Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) allerdings eine Unterschätzung der Impfquoten ausgeschlossen. „Ich glaube, für Thüringen ist das kein so großes Problem, weil wir ganz viel über die Impfzentren, die Arztpraxen und die mobilen Teams geimpft haben – und diese Daten sind alle beim RKI angekommen“, sagte Werner am Wochenende der Deutschen Presse-Agentur. (KNA)

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