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Famulatur? Auf in die Peripherie!

Semesterferien sind für Medizinstudenten alles andere als Urlaub: Vollzeit Famulatur in der Uniklinik, nebenbei noch für Geld woanders arbeiten – da kommen auch junge Leute ins Schwitzen. Doch unser Blogger Philipp Humbsch meint mit einem Zwinkern: Augen zu und durch, Schlaf ist für die Schwachen!

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Unser Autor Philipp Humbsch

Unser Autor Philipp Humbsch

© privat

Die Semesterferien sind rum, das Semester und damit der akademische Alltag – er hat uns wieder. Während wir uns also krampfhaft an den guten Vorsatz klammern und versuchen, in diesem Semester alles anders zu machen – also von Anfang an nachzuarbeiten, mehr zu lernen und nicht erst zwei Wochen vor Prüfungsbeginn in eine akute Schockstarre verfallen – könnte man sich schon mal Gedanken über die nächsten Semesterferien machen. Als Hoffnungsschimmer am Horizont quasi.

Unser Blogger Phlipp Humbsch

Alter: 25

Aktuelle Position: Student der Humanmedizin an der Charité in Berlin. Humbsch arbeitet außerdem im Rettungsdienst im Landkreis Oder-Spree und als Sprechstundenhilfe bei einem Hausarzt.

Für die "Ärzte Zeitung" bloggt Philipp Humbsch regelmäßig: www.aerztezeitung.de/924878

Nun sind die Semesterferien ja keine Ferien – vielmehr lediglich eine vorlesungsfreie Zeit, in der wir zwischen erstem und zweitem Examen mal eben vier Monate Famulatur absolvieren müssen. Also 40 Stunden die Woche in einem Krankenhaus oder einer Ambulanz unserer Wahl.

Manchmal geht man hin

Und nach welchen Kriterien wählen wir aus? Natürlich nach den Fachgebieten. Wissen wir das Fachgebiet, wissen wir aber immer noch nicht, wo genau wir hinwollen. Die großen Hits wie Anästhesie, Innere und Chirurgische Fächer gibt es so ja im Grunde überall. Also geht man weiter ins Detail, und dann kommt man auf ein Universitätsklinikum. Zum einen sind die naheliegend, irgendwie ist man ja das Semester auch manchmal da, selten, hin und wieder, bei Anwesenheitspflichten.

Aber es ist ja nicht nur die Nähe zum Wohn- und Studienort, die für die Uniklinik spricht. Die haben schließlich auch viele spannende Patienten. Viele Krankheitsbilder, neue Therapiemethoden und die berühmten Koryphäen ihrer Fachdisziplinen, Halbgötter in weiß aus der Spitze von Forschung und Klinik.

Und da ist der Knackpunkt. Denn dass eine Uniklinik eine gute Idee ist viele Patienten und besondere Spezialisten zusehen, auf diese Idee kommen viele. Also läuft man Gefahr, sich in die dritte oder vierte Reihe drängeln zu dürfen und bei den morgendlichen Visiten bestenfalls den Kittelrücken vom Chefarzt zu sehen.

Dazu kommt ein weiterer Nachteil, den man in Anbetracht steigender Lebenserhaltungskosten und nur zaghaft steigendem Bafög nicht außer Acht lassen sollte: Die meisten Unikliniken zahlen keine Aufwandsentschädigung. Das bedeutet für jemanden, der nicht gerade auf üppige Unterstützung der Familie hoffen kann, dass er sich neben seiner 40 Wochenstunden in der Famulatur noch einen Nebenjob suchen kann – Schlaf ist für die Schwachen.

Drachen im Kiefernwald?

Also, es braucht den Blick über den Tellerrand. Wieso nicht mal in die Peripherie? Als Berliner Student heißt das Brandenburg. Der Glaube, dass da Drachen im Kiefernwald leben, ist irrig. Es gibt hier Maximalversorger, und viele Spezialisten der Charité, die dem Hamsterrad entkommen wollten.

Viele der Dozenten der Unikliniken arbeiten eh meist als Chefärzte in Krankenhäusern im Umland. Und weil ich im 8. Semester einige spannende Neurologiekurse hatte, und der Dozent auch noch in meiner Heimatstadt Chefarzt ist, und dort eine spezielle Kompetenzfamualtur anbietet war die Gelegenheit günstig. Es ging nach Markendorf. An die polnische Grenze. Hundert Kilometer weg von der Uniklinik. Kompetenzfamulaturen, oder Zentrumsfamulaturen, bedeuten für den Famulanten, dass er mehr sieht als ein Fachgebiet. Als Leiter des Neurokompetenzzentrums bot mein Dozent den Famulanten den Einblick in vier verschiedene Fachdisziplinen während einer einzigen Famulatur. Perfekt, um sich einen Überblick zu verschaffen.

Neurologie, Neurochirurgie, Onkologie und Neuroradiologie – jeweils eine Woche. Zusammen mit lediglich einem weiteren Famulanten pro Station und unter ständiger Supervision durch den Chef sahen wir viele Krankheitsbilder und spannende Fälle. Nur acht Famulanten werden für die Famulatur angenommen, und wir rotierten durch die vier Stationen. Am Nachmittag gab es Seminare und Fortbildungen für uns, mindestens drei pro Woche und meist sogar mehr.

Der Höhepunkt war dabei die Behandlung einer aterio-venösen Malformation, die interventionell-neuroradiologisch behandelt wurde. Der Chefarzt ist auch ein ehemaliger Arzt vom Uniklinikum.

Nach den vier Wochen in Markendorf fragt man sich unweigerlich, warum nicht alle Famulaturen den Anspruch haben, uns Studenten einen vergleichbaren Überblick über andere Fächer zu geben. Natürlich lernt man in einer Woche nicht so viel wie in vier Wochen über ein Fach. Aber mal ehrlich, die Fächer, die uns interessieren, wählen wir im PJ – und da lernen wir dann wieder mehr als in nur vier Wochen. Um seine Interessen auszuloten und Zusammenhänge zu verstehen, um ein paar spannende Krankheitsbilder mit zu nehmen, war die Famulatur ideal. Als Bonus gab es kostenloses Mittagessen, Unterkünfte im Krankenhaus und am Ende des Monats eine Überweisung aufs Bankkonto. Die Uniklinik hat keiner vermisst.

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