Bilanz
Fresenius: COVID verhagelt Dialyse-Geschäft
Dass Fresenius 2021 nicht glänzend abschneiden würde, war abzusehen. Konzernchef Stephan Sturm sieht den Konzern nach wie vor am Kapitalmarkt unterbewertet.
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Vom lukrativen Geschäft mit Heimdialyse erhofft sich Fresenius Medical Care insbesondere im Heimatmarkt USA Wachstumsimpulse.
© Fresenius
Bad Homburg. Schwere Zeiten für Fresenius. Vor allem die Dax-gelistete Dialyse-Tochter Fresenius Medical Care leidet unter der Pandemie, die bei Dialysepatienten eine überproportional hohe Übersterblichkeit zur Folge hat.
Zudem sorgt der Fachkräftemangel für steigende Personalkosten. Schon zu Beginn des Geschäftsjahres 2021 hatte deshalb das Fresenius-Management vor bis zu 25 Prozent Gewinneinbruch bei FMC gewarnt. Und so ist es schließlich gekommen. Höhere Ergebnisbeiträge der übrigen Šparten – Kabi (Generika, Biosimilars, Spezialernährung), Helios (Kliniken) und Vamed (Klinik-Projektgeschäft) – konnten den Rückgang gerade so auffangen.
Dass unterm Strich für die Fresenius-Aktionäre dennoch eine Überschuss-Zunahme um vier Prozent auf nicht ganz 1,9 Milliarden Euro raussprang, ist lediglich einer geringeren Gewinn-Abführung an andere Gesellschafter zuzuschreiben. In Summe blieb der Konzernüberschuss mit 2,8 Milliarden Euro nahezu unverändert auf Vorjahresniveau. Der Umsatz nahm 2021 um drei Prozent auf 37,5 Milliarden Euro zu.
Fresenius 2021
- Umsatz: 37,52 Mrd. Euro
- Überschuss: 1,87 Mrd. Euro
- Sparten: Fresenius Medical Care (Dialyse): 17,62 Mrd. Euro Helios (Kliniken): 10,89 Mrd. Euro Kabi (Generika, Spezialernährung): 7,19 Mrd. Euro Vamed (Projektgeschäft): 2,3 Mrd. Euro
- Börsenwert: 19 Mrd. Euro
Im Geschäft mit Dialyse-Technik und -Dienstleistungen wurden 17,6 Milliarden Euro erlöst (-1,0 Prozent), wobei der Rückgang ausschließlich Wechselkurseffekten zuzuschreiben war. Die Sparte Kabi brachte mit 7,2 Milliarden Euro drei Prozent mehr. Die Kliniksparte Helios konnte sowohl organisch als auch akquisitionsbedingt um elf Prozent auf 10,9 Milliarden Euro zulegen. Im Klinik-Projektgeschäft Vamed (Planung, Bau, Betriebsführung) wurden 2,3 Milliarden (+11,0 Prozent) Euro erlöst.
Wie es um die Umsetzung des zwecks Kostensenkung bei Fresenius Medical Care angekündigten Stellenabbaus – weltweit sollen 5000 Jobs wegfallen – in Deutschland steht, wollte FMC-Finanzchefin Helen Giza bei der Bilanzvorlage am Dienstag nicht sagen. Zwischen 500 und 700 Stellen seien an den Standorten Schweinfurt und Bad Homburg vakant, die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern noch nicht abgeschlossen.
Diversifizierung geht weiter
Unterdessen konkretisierte Fresenius-Chef Stephan Sturm seine bereits im Vorjahr mitgeteilten Überlegungen in Sachen Diversifizierung. Künftig sollen demnach „große anorganische Wachstumsschritte“ – vulgo Zukäufe – nurmehr für die margenstarke Pharmalinie Kabi selbst finanziert werden.
Um große Zukäufe in den anderen Sparten zu stemmen, sollen strategische oder Private-Equity-Partner an Bord geholt werden. Insbesondere für Helios und Vamed werde auf lange Sicht auch ein Börsengang nicht ausgeschlossen – beispielsweise als Exit-Option eines Finanzinvestors, wie Sturm erläuterte.
Im Klinikgeschäft Helios wolle man gerne die Mehrheit behalten, bei Vamed könne man sich hingegen auch eine Minderheitsbeteiligung vorstellen – wie sie bei Fresenius Medical Care von jeher der Fall ist, an der Fresenius 32 Prozent des Aktienkapitals hält, aber operativ das Sagen hat.