Kassenarztpraxis
GOÄ beflügelt Praxis-Ertrag
Das Statistische Bundesamt legt erneut Zahlen zum operativen Praxis-Einkommen vor. Diesmal fokussiert auf Praxen, die auch Einkünfte aus GKV-Tätigkeit erzielen. In Relation zu den Kosten schnitten Allgemeinärzte 2011 am besten ab.
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Weil ihre Praxiskosten überschaubar sind, erreichen Allgemeinärzte eine hohe Ertragskraft
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WIESBADEN. Kassenarztpraxen erzielten 2011 durchschnittlich 486.000 Euro Umsatz. Sie lagen damit leicht über dem Durchschnittswert aller bundesdeutschen Arztpraxen, der im selben Jahr 483.000 Euro betrug.
In die Einkommensangaben des Statistischen Bundesamtes fließen GKV-Erlöse sowie Erlöse aus privatärztlicher Tätigkeit einschließlich individueller Gesundheitsleistungen ein.
Nachdem die Wiesbadener Statistiker im August die Durchschnittswerte für sämtliche Praxisarten meldeten, veröffentlichten sie jetzt aktualisierte Zahlen ausschließlich für Kassenpraxen. Dazu zählt das Amt jede Praxis, die wenigsten einen Euro aus GKV-Tätigkeit eingenommen hat. Medizinische Versorgungszentren sind in diese Betrachtung jedoch nicht einbezogen.
Als durchschnittlichen Reinertrag je Praxis - das ist der Betriebsgewinn vor Aufwendungen für Praxiserwerb, Krankenversicherung sowie private und berufsständische Vorsorge - wurden für den Berichtszeitraum 235.000 Euro ermittelt.
Auch dieser Wert liegt leicht über dem durchschnittlichen Reinertrag aller deutschen Arztpraxen von 234.000 Euro. Ganz erhebliche Differenzen ergeben sich dagegen bei dem Vergleich zwischen Kassenpraxen ohne jegliche Privateinkünfte und solchen mit GOÄ-Honorar.
Wochenarbeitszeit liegt bei 50 Stunden
Erstere blieben mit durchschnittlich 323.000 Euro Umsatz und einem Reinertrag von 163.000 Euro weit unter den Gesamtwerten; und zwar um 34 beziehungsweise 30 Prozent.
Da privatärztliche Tätigkeit jedoch nicht nur den Reinertrag progressiv beeinflusst, sondern unter Umständen auch die Praxiskosten, lohnt sich ein Blick auf die Ertragsstärke der verschiedenen Fachrichtungen. Danach kommen allgemeinmedizinische Kassenpraxen zwar nur auf einen durchschnittlichen Reinertrag von 181.000 Euro.
Damit bildeten sie 2011 das Schlusslicht im statistischen Fachgruppenvergleich. Relativ gesehen schafften sie es jedoch auf die Pole Position: 53 Prozent ihrer Gesamteinnahmen blieben als Reinertrag übrig.
Damit erreichten sie die höchste Rentabilität. Zum Vergleich: Kassenärztlich tätige Chirurgen erzielten zwar im Schnitt beachtliche 334.000 Euro Reinertrag, kamen aber wegen weit höherer Kosten nur auf 38 Prozent Marge.
Unterdessen weist das Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) anlässlich der jüngsten Arzt-Einkommens-Zahlen des Statistischen Bundesamtes auf die "überdurchschnittliche Arbeitsbelastung der Ärzte" hin.
Laut Mikrozensus 2009 betrage die Wochenarbeitszeit in der Altersgruppe der 45- bis 65-Jährigen Ärzte 50,1 Stunden. Teilweise arbeiteten Ärzte sogar 60 Stunden pro Woche.