Anamnese

Hat das gute alte Klemmbrett ausgedient?

Die Anamnese via Tablet-PC hält zunehmend Einzug in Kliniken und Praxen. MKG-Chirurgen aus Mainz haben bei einer Patientenbefragung gute Ergebnisse erzielen können. Die Akzeptanz für die digitale Anamnese war hoch.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Bald altmodisch? Noch wird die Anamnese von Ärzten meist handschriftlich auf Papier durchgeführt.

Bald altmodisch? Noch wird die Anamnese von Ärzten meist handschriftlich auf Papier durchgeführt.

© Gina Sanders / fotolia.com

HOFHEIM/MAINZ. Die Erfassung der individuellen Krankengeschichte ist - unter rein organisatorischen Gesichtspunkten - in Klinik wie Praxis mitunter ein aufwändiger Zeitfresser. Mittels moderner Kommunikationsmittel könnte der Prozess sicher beschleunigt werden. Aber wie, fragen sich Ärzte sektorenübergreifend.

Inzwischen ist das digitale Zeitalter auch am Krankenbett angekommen. Immer mehr Krankenhäuser erwägen die Anamneseerhebung per Tablet PC. Bisher mussten Patienten den gut bekannten Fragebogen zur Person und Krankengeschichte handschriftlich ausfüllen und in der Praxis oder Klinik abgeben. Das ist vielleicht bald Geschichte.

Einige Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen haben nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) bereits Tablets zur Anamneseerhebung im klinischen Alltag in Gebrauch.

Stellt sich die Frage nach dem Nutzen, und vor allem: Was halten die Patienten vom digitalen Fragebogen? Die Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Universität Mainz hat dazu ihren Patienten auf den Zahn gefühlt und die aktuellen Untersuchungsergebnisse im Rahmen des 64. Jahreskongresses der DGMKG in Mainz vorgestellt.

100 Patienten wurden befragt

Das Team um Kongresspräsident Professor Wilfried Wagner ging bei der Studie nach Gesellschaftsangaben der Frage nach, welchen Einfluss die digitale Anamneseerhebung auf den Patienten und die Erhebung selbst hat.

Dazu seien 100 zufällig ausgewählte Patienten (53 männlich und 47 weiblich) der Mainzer Klinikambulanz neben der herkömmlichen schriftlichen Anamneseerhebung gebeten worden, diese zusätzlich digital auf einem Tablet Computer durchzuführen. 20 Probanden hätten die digitale Anamnese verweigert, 80 füllten sie Anamnese mit Fragebogen aus.

Das Durchschnittsalter lag laut DGMKG bei 47 Jahren (der jüngste Patient war zwölf, der älteste 77 Jahre). Von diesen 80 Probanden hätten lediglich 20 Patienten privat selbst ein Tablet besessen.

38 Probanden füllten sowohl die schriftliche als auch die digitale Erhebung aus, wobei sich in den Antworten mit freiem Text 68 unterschiedliche und bei denen mit vorgegebenem Text 64 unterschiedliche Angaben zeigten. Bei 31 Patienten stand nur die digitale Version zur Verfügung, die restlichen elf Personen hatten die digitale Anamnese nicht gespeichert.

Meinungen bei Datenschutz geteilt

95 Prozent der Probanden beantworteten die Frage der Bedienerfreundlichkeit der digital gestützten Anamnese mit sehr gut, 5 Prozent mit gut. Wiederum 95 Prozent der Probanden hätten nach eigenen Angaben die digitale Anamnese sehr zufriedenstellend, 3,75 Prozent zufriedenstellend und 1,25 Prozent nicht zufriedenstellend ausfüllen können.

Beim Datenschutz sahen laut DGMKG 50 Prozent eine hohe, 38,75 Prozent eine mittlere und 10 Prozent eine niedrige Vertrauenswürdigkeit. Eine Enthaltung gab es dabei auch.

Die Schlussfolgerung des MKG-Chirurgenteams: Die digitale Anamneseerhebung mittels Tablet Computer wird insgesamt positiv von Patienten aufgenommen. Sowohl die Bedienerfreundlichkeit als auch die Durchführung der Erhebung zeigten sich durchweg als positiv, obwohl es Bedenken beim Datenschutz gibt.

Die objektive Auswertung der digitalen gegenüber der schriftlichen Anamneseerhebung ergibt jedoch auch das Bild unterschiedlicher Antworten, so die DGMKG. Dies könne möglicherweise auf das neue Medium des Tablet Computers zurückgeführt werden und müsse gegebenenfalls noch weiter analysiert werden, so die Fachärzte.

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