Bundestagswahl
Health-IT weist künftiger Regierung den Weg zur digitalisierten Versorgung
Der digitalisierten ambulanten wie stationären Versorgung gehört die Zukunft. Um hier (gesundheits-)politisch nichts zu verbocken, gibt die Health-IT-Branche Impulse für die nächste Legislaturperiode.
Veröffentlicht:Berlin. Elektronische Patientenakte (ePA), E-Rezept, telemedizinische Versorgungsleistungen, aber auch Digitale Gesundheits- (DiGA) und bald auch Pflegeanwendungen (DiPA) – das alles sind eindeutige Zeichen der fortschreitenden Digitalisierung im ambulanten wie stationären Versorgungskontext.
Ist die Corona-Pandemie, die als wesentlicher Treiber der Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen fungiert hat, erst einmal im Griff, darf es aber keineswegs zur Rückbesinnung auf analoge Gemütlichkeit zu Zeiten vor der Pandemie kommen, warnt der Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung (SVDGV).
Im Vorfeld der Bundestagswahl am 26. September hat der Verband nun ein Memorandum mit Impulsen für die künftige Bundesregierung formuliert, wie die Weichen für eine digital unterstützte Gesundheitsversorgung zu stellen sind – im Sinne eines modernen und wettbewerbsfähigen Gesundheitswesens mit entsprechenden politischen Rahmenbedingungen.
Aus Sicht des Spitzenverbandes sind rechtliche sowie strukturelle Anpassungen erforderlich. So müssten unter anderem hybride Modelle in der Regelversorgung gefördert und umfassende digitale Prozesse rund um DiGA eingeführt werden. Entscheidend seien zudem eine baldmögliche Fertigstellung der DiPA-Verordnung sowie das Schaffen eines strukturellen Rahmens für telemedizinische Versorgungsleistungen.
Ruf nach Integration der Digitalisierung in die Ausbildung
„Digitalisierung muss integraler Bestandteil der medizinischen und pflegerischen Ausbildung werden“, heißt es in den Empfehlungen. Ebenso müssen laut SVDGV Kostenträger sowie deren ausführende Organe – wie zum Beispiel der Medizinische Dienst der Krankenkassen – die Besonderheiten digitaler Technologien kennen und kontinuierlich in ihrer Arbeit berücksichtigen – beispielsweise in Bewertungsprozessen –, heißt es weiter.
Ein zentrales Anliegen – und gleichzeitig auch Dauer-Großbaustelle der Health-IT-Branche ist die europaweite Interoperabilität der verschiedenen Systeme. Wenn Systeme nicht miteinander kompatibel seien, „kann jedes digitale Modell nur als Insellösung existieren, statt als Teil eines gesamten Versorgungspfades“, warnt der Verband. Um diese Interoperabilität flächendeckend zu ermöglichen, bedürfe es europaweit einheitlicher Standards für Schnittstellen.
„Außerdem sollten entscheidende Standards immer auf Grundlage eines branchenweiten Austauschs festgelegt werden, bei dem auch Hersteller digitaler Anwendungen eingebunden sind“, fordern die Hersteller. Sie wollen damit eine frühzeitige Einbindung und auch ein Mitspracherecht bei der Einführung von Standards.
Zugang zu Daten gefordert
Ähnlich wie die pharmazeutische und medizintechnische Industrie pocht auch der SVDGV auf Zugang zu Datenspenden aus der elektronischen Patientenakte, die bisher strikt der wissenschaftlichen Forschung vorbehalten sein sollen. „Die Vielzahl an Daten, die sich aus der Nutzung digitaler Anwendungen ergeben, sind für die Neu- oder Weiterentwicklung digitaler Therapeutika oder Systeme zentral: Sie tragen dazu bei, neue Produkte noch patientenzentrierter und bedarfsorientierter zu entwickeln“, so der Verband.
Bisher existiere jedoch keine Möglichkeit für Unternehmen, derlei anonymisierte Daten für die Forschung nutzen zu können. Dafür sei ein praktikabler Weg für Patientinnen und Patienten zu entwickeln, so der SVDGV.