Kongress für Gesundheitsnetzwerker

Heimarztmodell entlastet Netzärzte

Die Versorgung von Pflegeheimen passt eigentlich gut in das Portfolio von Ärztenetzen. Wie es funktionieren kann, zeigt ein Verbund in Lingen.

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Im Heimarztmodell des Lingener Netzes kümmert sich eine Ärztin speziell um Heimbewohner. (Bild mit Fotomodell)

Im Heimarztmodell des Lingener Netzes kümmert sich eine Ärztin speziell um Heimbewohner. (Bild mit Fotomodell)

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BERLIN. Die Idee ist bestechend einfach, effizient und dazu wirtschaftlich auch noch ertragreich: Seit 2012 beschäftigt das Ärztenetz Genial in Lingen/Ems in Niedersachsen eine Ärztin, die auf Wunsch der Netzärzte deren Heimbewohner versorgt.

Die Ärztin handelt dabei im Auftrag der Ärzte. Noch am Tag der Visite meldet die Heimärztin ihre Besuche bei den Patienten an die Praxen, wo die Visiten ins Verwaltungssystem übernommen und dann entsprechend EBM mit der KV abgerechnet werden. Das Ärztenetz wiederum bekommt für die Bereitstellung der Heimärztin Geld von den teilnehmenden Ärzten.

Zeit für andere Leistungen

Das Heimarztmodell des Lingener Netzes funktioniert. Die teilnehmenden Ärzte werden entlastet, berichtete Genial-Vorstandsvorsitzender Wolfgang Hentrich vor Kurzem in Berlin beim Kongress für Gesundheitsnetzwerker. Und obwohl die Kollegen für den Service der Genossenschaft zahlen, hätten sie keine Einkommensverluste. Die Zeit, die sie früher für Heimbesuche aufbringen mussten, können sie nun für andere Leistungen aufwenden. Auch die Pflegeheime seien zufrieden, da die regelmäßigen Visiten für sie planbar sind und die Arztbesuche von Pflegekräften begleitet werden. Die bessere Zusammenarbeit und Kommunikation mache sich bei den Krankenhauseinweisungen bemerkbar: Ihre Zahl sei deutlich gesunken, so Hentrich.

Und obwohl das Ärztenetz für sein Heimarztmodell keine Zusatzvergütung bekommt, "sorgt die hohe Effizienz dafür, dass für die Geschäftsstelle Erträge bleiben", sagte Hentrich. Das Geschäftsmodell Heimversorgung lohnt sich für den Lingener Verbund also.

Hindernisse abbauen

Gerne würde das Ärztenetz seinen Service ausweiten. Doch zum einen fehlen Ärzte, die sich als Heimarzt anstellen lassen. Zum anderen ist der Strukturvertrag, auf dem das Projekt gründet und der 2012 noch nach dem alten Paragraf 73 SGB V abgeschlossen wurde, zeitlich und örtlich begrenzt.

Der Gesetzgeber sollte Ärztenetzen zutrauen, die Versorgung zu gestalten, monierte Wolfgang Hentrich. Das findet auch die KV Westfalen-Lippe (KVWL). Wie Diane Weber von der KV als Zuhörerin beim Kongress berichtete, wird der dortige überarbeitete Pflegeheimvertrag es Netzen ermöglichen, Ärzte als Heimarzt anzustellen und damit faktisch das Lingener Modell zu verfolgen.

Einfacher wäre es nach Ansicht der KVWL freilich, den Praxisnetzen endlich den Leistungserbringerstatus zu geben. Hier müsste der Gesetzgeber endlich aktiv werden. (juk)

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