Digitale Pflege

Hersteller nehmen sich DiPA-Pläne zur Brust

Schon Mitte des Jahres könnten Digitale Pflegeanwendungen in die Erstattung kommen. Hersteller fordern nun „bürokratiearme Prozesse“.

Margarethe UrbanekVon Margarethe Urbanek Veröffentlicht:
Experten streiten über das passende Puzzleteil: Wohin soll die Reise bei Digitalen Pflegeanwendungen gehen?

Experten streiten über das passende Puzzleteil: Wohin soll die Reise bei Digitalen Pflegeanwendungen gehen?

© vege / stock.adobe.com

Berlin. Mit dem im Januar beschlossenen Gesetzentwurf zur digitalen Modernisierung von Versorgung und Pflege (DVPMG) will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) unter anderem Digitale Pflegeanwendungen (DiPA) in die Erstattung der gesetzlichen Pflegeversicherung bringen. Das Gesetz soll Mitte des Jahres in Kraft treten. In einem Positionspapier haben sich am Montag erstmals die Hersteller zu den Plänen geäußert.

In dem Papier kritisiert der Spitzenverband Digitale Gesundheitsversorgung (SVDGV) unter anderem das Antrags- und Verordnungsverfahren für die digitalen Pflegeanwendungen. Der Gesetzesentwurf sieht derzeit regelhaft eine quartalsweise Neu-Beantragung einer DiPA vor. Laut SVDGV schränke das „die Möglichkeiten einer nachhaltigen Versorgung unnötig ein“. Der Verband empfindet es insbesondere bei Indikationen, die eine längerfristige DiPA-Nutzung vorsehen, „sinnvoll“, die Verordnungsdauer über die vorgesehenen 90 Tage hinaus zu verlängern.

Kritik an „künstlicher Konkurrenz“

Der SVDGV kritisiert außerdem die pauschale Gesamtvergütung für DiPA und pflegerische Leistung. Die liegt laut Gesetzentwurf bei maximal 50 Euro im Monat. Der Herstellerverband schreibt dazu: „Unter Berücksichtigung einer im Bundesdurchschnitt gängigen Vergütung einer pflegerischen Fachkraft von etwa 40-50 Euro pro Stunde, entfällt bei dieser Regelung auf die DiPA lediglich ein Betrag in Höhe weniger Euro oder gar Cent. Dies steht in einem Widerspruch zu den hohen Anforderungen an Qualität und Sicherheit.“

Der SVDGV fordert daher, die Vergütung digitaler Pflegeanwendungen für jede DiPA „separat und unabhängig von der pflegerischen Leistung vorzunehmen“. Dann würde auch keine „künstliche Konkurrenz“ zwischen DiPA und pflegerischer Leistung riskiert.

Weniger Bürokratie, mehr Transparenz

Eine weitere Forderung des Verbands lautet, DiPA auch für die stationäre Pflege zugänglich zu machen. Laut DVPMG sind sie derzeit nur für den Einsatz im ambulanten Bereich und in der häuslichen Pflege vorgesehen. „Digitale Innovationen, die beispielsweise der Erhaltung der Mobilität dienen oder bei Erkrankungen wie Demenz unterstützen, bleiben damit rund 900 .000 Menschen vorenthalten“, so der SVDGV in seinem Positionspapier. Gerade in stationären Pflegeeinrichtungen bestehe „ein ebenso großer Bedarf für vergleichbare Unterstützung.

Weiter fordert der Verband, die Prozesse für DiPA-Hersteller zu vereinfachen. Das sollte unter anderem für Hersteller gelten, deren Anwendungen als Digitale Gesundheitsanwendung oder Pflegeanwendung genutzt werden könnten. Hier bedürfe es „bürokratiearmer Prozesse“, um Hersteller nicht durch doppelte Antragsverfahren und Evidenznachweise „unnötig mehrfach zu belasten“.

Außerdem sollte der Gesetzgeber geplante Anforderungen an Hersteller „frühzeitig offenlegen“. Im Gegensatz zu DiGA haben DiPA keine Möglichkeit zur Zulassung auf Erprobung. „Wenn digitale Innovationen künftig pflegebedürftige Personen, Pflegefachkräfte und Angehörige unterstützen und entlasten sollen, bedarf es nun transparenter Prozesse und fairer Konzepte, die diesen Produkten den Weg in die Versorgung ermöglichen“, so der SVDGV abschließend in seinem Positionspapier.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Apps auf Rezept

Studie: Zulassungsstudien für DiGA oft mangelhaft

Apps auf Rezept

GKV ärgert sich über steigende Kosten und wenig Nutzen bei DiGA

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Carl Billmann, Leiter der Stabsstelle IT, Marketing & Kommunikation bei BillmaMED, Medizinstudent mit dem Berufsziel Dermatologe.

© Doctolib

Interview

„Am Empfang haben wir Stress rausgenommen“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Die Patientin tippt ihre Nachricht ins Smartphone, das Praxisteam antwortet direkt über
den Desktop. So sind Vereinbarungen über ein E-Rezept oder eine Befundmitteilung vom Facharzt schnell übermittelt.

© [M] Springer Medizin Verlag | Foto: A_B_C / stock.adobe .com

Digitale Patientenkommunikation

„Das Potenzial für die Zeitersparnis ist riesig“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Wechselspiel zwischen Hirn und Pankreas

Demenz & Diabetes: Welche Vorteile das CGM bietet

Leckere und gesunde Ernährung

Remission bei Morbus Crohn: Das glückt auch mit einer rein oralen Diät

Lesetipps
Dreidimensionale medizinische Illustration von Nierenkrebs, die das Vorhandensein eines Tumors in der Niere zeigt.

© Crystal light / stock.adobe.com

Hinweis aus Registerstudie

Welchen Einfluss NSAR auf das Nierenkrebs-Risiko haben

Eine Frau greift sich mit beiden Händen um den Nacken.

© fizkes / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Leitlinien-Update

Polymyalgia rheumatica: Aktualisierte Empfehlungen sind online

Eine Ärztin tastet den Hals einer Frau zur Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen und Hypothyreose ab.

© Peakstock / stock.adobe.com

US-Review

Wie mit latenter Hypothyreose bei älteren Patienten umgehen?