Honorarreform: Was Ärzte ärgert, lässt Schmidt nicht kalt
BERLIN (juk/HL). 2,7 Milliarden mehr Honorar im Vergleich zu 2007 - doch bei etlichen Ärzten gibt es nach den RLV-Bescheiden lange Gesichter. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt lässt das nicht kalt: Sie gibt den KVen die Schuld.
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Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt.
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Dass solche Schuldzuweisungen berechtigt sein können, wird von Arztrechtlern bestätigt: Der Berliner Jurist Ronny Hildebrandt hält es für möglich, dass die RLV-Berechnungen Fehler aufweisen. "Ob die KVen die Fallwerte oder Fallzahlen richtig berechnet haben, das ist noch gar nicht klar." Auch zeigt sich, dass von den Beschlüssen des Bewertungsausschusses teilweise abgewichen wird. So werden etwa in Schleswig-Holstein Ärzten in fachungleichen Gemeinschaftspraxen für die Behandlung gemeinsamer Patienten nur halbe statt ganze Arztfälle zugestanden. Hildebrandts Empfehlung: Auf jeden Fall Widerspruch gegen den RLV-Bescheid einlegen.
Die Auswirkungen der Honorarreform sind wieder beim Urheber angekommen: der Politik. In einem Schreiben an die Abgeordneten der Koalition erläutert Schmidt, dass das Honorar der Vertragsärzte im Vergleich zu 2007 um 2,75 Milliarden Euro steigt: "Es kann nicht sein, dass dieses Geld nicht ankommt", so Schmidt. Probleme bei der Umsetzung der Reform seien bisher in sechs von 17 KVen bekannt. Vordringlich sei, dass KVen die Ärzte über die RLV-Bescheide aufklärten - vor allem auch darüber, dass neben den RLV weitere extrabudgetäre Leistungen vergütet werden.
Schmidt vermutet ein weiteres Phänomen: eine große schweigende Mehrheit von Ärzten, die finanziell erheblich von der Reform profitiert. Ein Beispiel: Kardiologen in Schleswig-Holstein ärgern sich über die öffentliche Darstellung als Reformgewinner. Tatsächlich würden nur vergangene Verluste teilweise ausgeglichen.
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