Nationaler Fachkongress Telemedizin
Telemedizin: Hoffnung auf dem Land, aber zu viele Projekte?
Beim 13. Nationalen Fachkongress Telemedizin ging es darum, wie die Digitalisierung in der breiten Versorgung bei den Patienten ankommen kann. Viele Projekte schaffen es nicht aus der Pilotphase heraus.
Veröffentlicht:Berlin. Telemedizin könnte viele Antworten auf die Herausforderungen des Gesundheitssystems der Zukunft liefern. Wie weit es um die Integration der Digitalisierung in der Medizin schon bestellt ist, darüber tauschten sich bereits zum 13. Mal Experten beim Nationalen Fachkongress Telemedizin unter dem Motto „Rund um mit Telemedizin vernetzt und versorgt - So geht’s“ aus.
„Die bisherigen sektoralen Versorgungsstrukturen werden den Herausforderungen nicht mehr gerecht. Den Übergang zu modernen, zukunftsfähigen und durchlässigen Strukturen der Gesundheitsversorgung gilt es jetzt zu gestalten.
Gerade die Digitalisierung bietet konkrete Lösungen für eine bedarfsgerechte, ortsnahe und qualitätsorientierte Behandlung“, sagte Gernot Marx, Vorstandsvorsitzender der DGTelemed. Was Telemedizin bereits alles leisten kann, zeigten die verschiedenen telemedizinischen Projekte.
Wartezeiten können verkürzt werden
Eine digitale Patientenreise für Menschen, die an Schlafapnoe leiden, verdeutlichte, welche Vorurteile Telemedizin für die Versorgung gerade in einem Fachgebiet hat, wo der Bedarf schwer gedeckt werden kann. So ließen sich etwa Wartezeiten für Termine bei Spezialisten reduzieren, erklärt Professor Christoph Schöbel, Schlafmediziner und Leiter des Zentrums für Schlaf- und Telemedizin an der Uni Essen.
„Für ländliche Regionen ist die Versorgungslage bereits jetzt verschärft – eine Situation, die sich aufgrund des Fachkräftemangels für Medizin und Pflege in absehbarer Zeit weiter verschärfen wird“, erklärt Günter van Aalst, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DGTelemed. Gerade in den ländlichen Regionen gibt es deshalb bereits viele telemedizinische Projekte.
Eines davon ist das digitale Krankenhaus in Nordrhein-Westfalen. Hierbei kommunizieren insgesamt 344 Kliniken digital. Umfasst werden davon rund 4,6 Millionen stationäre und fünf Millionen ambulante Patienten.
Das telepädiatrische Netzwerk in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg (RTP-NET) stellt die Versorgung in den beiden Ländern sicher. Gegen den Ärztemangel in der Region Bünde in Nordrhein-Westfalen etwa kämpft das Projekt „Initiativen der Ärztenetzwerkes MuM“. Dabei versorgen insgesamt 72 Ärzte ihre Patienten über Videosprechstunden oder Televisiten.
An dauerhafter Umsetzung von Projekten fehlt es
„Mangelt es an den Projekten oder eher daran, die Projekte auch in die Praxis zu kriegen?”, fragte Benjamin Goffrier, Vertreter des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Viele Projekte würden es nicht aus der Projektphase schaffen. Sein Kollege aus Bayern stimmte zu.
„Wir haben vielleicht zu viele Projekte”, sagte Dr. Georg Münzenrieder. Teilweise würden die Bundesländer untereinander nicht wissen, welche Projekte gerade erprobt werden. Sobald ein Projekt aber in die Regelversorgung gehen könnte, sei der Bund gefragt.
„Wenn wir Telemedizin nicht berücksichtigen, wird es Versorgungslücken geben”, sagte der Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit a. D., Lutz Stroppe. Die Situation in den Krankenhäusern würde sich nicht anders lösen lassen und gerade im Bereich der Pflege müsse Telemedizin mitgedacht werden.
Bisher würde Digitalisierung zudem immer als letzter Baustein und nicht von Beginn an mitgedacht. „Es braucht Mut, um Innovation voranzutreiben, damit die Digitalisierung im Gesundheitswesen gelingen kann“, resümierte Stroppe.