Nationaler Fachkongress Telemedizin

Telemedizin: Hoffnung auf dem Land, aber zu viele Projekte?

Beim 13. Nationalen Fachkongress Telemedizin ging es darum, wie die Digitalisierung in der breiten Versorgung bei den Patienten ankommen kann. Viele Projekte schaffen es nicht aus der Pilotphase heraus.

Madlen SchäferVon Madlen Schäfer Veröffentlicht:
Um den Ärztemangel in ländlichen Regionen aufzufangen, gibt es dort besonders viele telemedizinische Projekte.

Um den Ärztemangel in ländlichen Regionen aufzufangen, gibt es dort besonders viele telemedizinische Projekte.

© M.Dörr & M.Frommherz / stock.adobe.com

Berlin. Telemedizin könnte viele Antworten auf die Herausforderungen des Gesundheitssystems der Zukunft liefern. Wie weit es um die Integration der Digitalisierung in der Medizin schon bestellt ist, darüber tauschten sich bereits zum 13. Mal Experten beim Nationalen Fachkongress Telemedizin unter dem Motto „Rund um mit Telemedizin vernetzt und versorgt - So geht’s“ aus.

„Die bisherigen sektoralen Versorgungsstrukturen werden den Herausforderungen nicht mehr gerecht. Den Übergang zu modernen, zukunftsfähigen und durchlässigen Strukturen der Gesundheitsversorgung gilt es jetzt zu gestalten.

Gerade die Digitalisierung bietet konkrete Lösungen für eine bedarfsgerechte, ortsnahe und qualitätsorientierte Behandlung“, sagte Gernot Marx, Vorstandsvorsitzender der DGTelemed. Was Telemedizin bereits alles leisten kann, zeigten die verschiedenen telemedizinischen Projekte.

Wartezeiten können verkürzt werden

Eine digitale Patientenreise für Menschen, die an Schlafapnoe leiden, verdeutlichte, welche Vorurteile Telemedizin für die Versorgung gerade in einem Fachgebiet hat, wo der Bedarf schwer gedeckt werden kann. So ließen sich etwa Wartezeiten für Termine bei Spezialisten reduzieren, erklärt Professor Christoph Schöbel, Schlafmediziner und Leiter des Zentrums für Schlaf- und Telemedizin an der Uni Essen.

„Für ländliche Regionen ist die Versorgungslage bereits jetzt verschärft – eine Situation, die sich aufgrund des Fachkräftemangels für Medizin und Pflege in absehbarer Zeit weiter verschärfen wird“, erklärt Günter van Aalst, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DGTelemed. Gerade in den ländlichen Regionen gibt es deshalb bereits viele telemedizinische Projekte.

Eines davon ist das digitale Krankenhaus in Nordrhein-Westfalen. Hierbei kommunizieren insgesamt 344 Kliniken digital. Umfasst werden davon rund 4,6 Millionen stationäre und fünf Millionen ambulante Patienten.

Das telepädiatrische Netzwerk in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg (RTP-NET) stellt die Versorgung in den beiden Ländern sicher. Gegen den Ärztemangel in der Region Bünde in Nordrhein-Westfalen etwa kämpft das Projekt „Initiativen der Ärztenetzwerkes MuM“. Dabei versorgen insgesamt 72 Ärzte ihre Patienten über Videosprechstunden oder Televisiten.

An dauerhafter Umsetzung von Projekten fehlt es

„Mangelt es an den Projekten oder eher daran, die Projekte auch in die Praxis zu kriegen?”, fragte Benjamin Goffrier, Vertreter des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Viele Projekte würden es nicht aus der Projektphase schaffen. Sein Kollege aus Bayern stimmte zu.

„Wir haben vielleicht zu viele Projekte”, sagte Dr. Georg Münzenrieder. Teilweise würden die Bundesländer untereinander nicht wissen, welche Projekte gerade erprobt werden. Sobald ein Projekt aber in die Regelversorgung gehen könnte, sei der Bund gefragt.

„Wenn wir Telemedizin nicht berücksichtigen, wird es Versorgungslücken geben”, sagte der Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit a. D., Lutz Stroppe. Die Situation in den Krankenhäusern würde sich nicht anders lösen lassen und gerade im Bereich der Pflege müsse Telemedizin mitgedacht werden.

Bisher würde Digitalisierung zudem immer als letzter Baustein und nicht von Beginn an mitgedacht. „Es braucht Mut, um Innovation voranzutreiben, damit die Digitalisierung im Gesundheitswesen gelingen kann“, resümierte Stroppe.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Innovationsfondsprojekt

Asklepios testet virtuelle Klinikstationen

Das könnte Sie auch interessieren
Ein Roboter, der Akten wälzt? Künstliche Intelligenz kann bereits mit Leitlinien umgehen – jedenfalls wenn sie so gut strukturiert sind wie die der DEGAM.

© Iaroslav / stock.adobe.com

Digitalisierung in der Medizin

Kollegin Dr. ChatGPT? Wie Künstliche Intelligenz Ärzten helfen könnte

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

© Solventum Germany GmbH

Solventum Spracherkennung

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

Anzeige | 3M Healthcare Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Kommentare
Carl Billmann, Leiter der Stabsstelle IT, Marketing & Kommunikation bei BillmaMED, Medizinstudent mit dem Berufsziel Dermatologe.

© Doctolib

Interview

„Am Empfang haben wir Stress rausgenommen“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Die Patientin tippt ihre Nachricht ins Smartphone, das Praxisteam antwortet direkt über
den Desktop. So sind Vereinbarungen über ein E-Rezept oder eine Befundmitteilung vom Facharzt schnell übermittelt.

© [M] Springer Medizin Verlag | Foto: A_B_C / stock.adobe .com

Digitale Patientenkommunikation

„Das Potenzial für die Zeitersparnis ist riesig“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
KI-Einsatz mit Robotern im Krankenhaus oder in der ambulanten Pflege? In Deutschland noch schwer vorstellbar. Aber vielleicht ist das dieZukunft. Ein Feld auch für die Geldanlage.

© sirisakboakaew / stock.adobe.com

Interview zum Thema Geldanlage

KI für Anleger: „Ich sollte verstehen, in was ich investiere“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Deutscher Apotheker- und Ärztebank
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Porträt

Felix Michl: Unternehmer, Jurist und Medizinstudent

Lesetipps
Arzt injiziert einem älteren männlichen Patienten in der Klinik eine Influenza-Impfung.

© InsideCreativeHouse / stock.adobe.com

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!