Krebsfrüherkennung
Illumina darf GRAIL nicht übernehmen
Die EU-Kommission befürchtet, dass der Innovationswettbewerb um neue, blutbasierte Krebsfrüherkennungstests zum Erliegen kommt, wenn Illumina seine einstige Ausgründung GRAIL zurückerwirbt.
Veröffentlicht:Brüssel/San Diego. Die Europäische Kommission hat dem kalifornischen Medtech-Konzern Illumina die Übernahme der auf Krebsdiagnostik spezialisierten GRAIL Inc. (Menlo Park) untersagt. Zur Begründung führt Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager an, dass GRAIL „in einem Wettlauf mit anderen Unternehmen einen blutbasierten Krebsfrüherkennungstest entwickelt. Wenn diese Tests erfolgreich sind, werden sie unseren Kampf gegen Krebs revolutionieren und dazu beitragen, Millionen von Leben zu retten.“
Aber: Illumina sei „derzeit der einzige glaubwürdige Anbieter einer Technologie, die es ermöglicht, diese Tests zu verarbeiten“; angesprochen ist damit das sogenannte Next Generation Sequencing (NGS), mit dem sich molekularbiologische DNA-Analysen gegenüber bisherigen Verfahren erheblich beschleunigen lassen.
GRAIL vermarktet bereits in den USA und in UK einen Krebs-Bluttest (Galleri®), mit dem asymptomatische Patienten laut Hersteller auf mehr als 50 Krebsarten untersucht werden könnten; Anbieter vergleichbarer Tests gebe es bis dato nicht. In der EU ist Galleri® noch nicht zugelassen.
Berufung gegen Kommissions-Veto angekündigt
Vestagers Befürchtung: Nach erfolgreicher GRAIL-Integration könnte Illumina konkurrierenden Test-Herstellern den Zugang zu seiner NGS-Technologie verwehren, verzögern oder unangemessen verteuern. Dabei sei es „von entscheidender Bedeutung, den Wettbewerb zwischen den Entwicklern von Krebsfrüherkennungstests in diesem kritischen Stadium zu erhalten.“ Wie es wörtlich weiter heißt, habe Illumina auch „keine ausreichenden Abhilfemaßnahmen angeboten, um diese Bedenken auszuräumen“.
Illumina kündigte unterdessen Berufung gegen das Kommissions-Veto an. Man sei „enttäuscht über die Entscheidung, uns den Erwerb von GRAIL zu verbieten“. Zugleich wird geltend gemacht, dass die Übernahme den Markteintritt des von GRAIL produzierten „einzigartigen Multikrebs-Früherkennungstests“ in der EU „um mindestens fünf Jahre beschleunigen und Zehntausende von Leben retten sowie Milliarden Euro an Gesundheitskosten sparen würde“. Ein Argument, das die Kommission bislang offenkundig nicht zu überzeugen vermochte.
GRAIL ging 2016 als Spin-Off aus dem Illumina-Konzern hervor. Im September 2020 hatte Illumina angekündigt, die einstige Ausgründung für insgesamt rund 8,0 Milliarden Dollar – davon 3,5 Milliarden in bar und 4,5 Milliarden in eigenen Aktien – zurückerwerben zu wollen. Zum Zeitpunkt der Bekanntgabe hielt Illumina bereits rund 12 Prozent des GRAIL- Kapitals. (cw)