BioNTech erwirbt Biotechanlage von Novartis

Corona-Impfstoff aus Marburg

BioNTech erwirbt eine Biotechanlage von Novartis und baut damit die Produktionskapazität für seinen Corona-Impfstoff aus. Ende Oktober werden Wirksamkeitsdaten der Phase III erwartet.

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Marburg/Mainz. Der traditionsreiche Impfstoffstandort Marburg (Behring-Werke) könnte auch bei der Herstellung einer SARS-CoV-2-Vakzine eine Rolle spielen – je nach dem, wie erfolgreich die weitere Entwicklung des mRNA-Kandidatenportfolios von BioNTech und Pfizer vonstatten geht. Denn BioNTech hat die Marburger Biotechproduktion von Novartis erworben. Ein entsprechender Vertrag sei am Mittwoch Abend unterzeichnet worden, teilte BioNTechs Finanzchef Sierk Poetting bei einem kurzfristig anberaumten Pressegespräch mit. Zum Kaufpreis wollte Poetting keine Angaben machen.

Novartis hatte auf der Anlage zunächst Grippeimpfstoff in Zellkulturen produziert. Nach dem Verkauf seiner Impfstoffsparte an GlaxoSmitKline wurde der Betrieb auf Antikörperfertigung umgestellt.

44.000 Studienteilnehmer

BioNTech will hier zunächst zusätzliche Kapazitäten für seinen Corona-Impfstoff einrichten. Momentan belaufe sich die gemeinsam mit Pfizer vorgehaltene, mögliche Jahreskapazität auf rund 1,3 Milliarden Dosen, heißt es. Mit Marburg kämen auf lange Sicht 750 Millionen Dosen pro anno hinzu. Für das 1. Halbjahr 2021 rechnet Poetting zunächst mit 250 Millionen Dosen, die hier vom Band laufen könnten.

Das Interesse an den Bioreaktoren im Stadtteil Marbach reicht allerdings über Impfstoffe hinaus: Man wolle auch monoklonale Antikörper herstellen sowie Gentherapien. So etwa steuere BioNTech mit einer aktuell vom PEI genehmigten klinischen Studie gegen Ovarialkarzinom auf eine erste CAR-T-Zelltherapie zu.

BioNTech CEO Ugur Sahin gab ein Update zum Stand der Dinge in Sachen Corona-Vakzine. Demnach sind inzwischen rund 29.000 Probanden für die große Phase-III-Studie mit „BNT162b2“, einem der vier mRNA-Kandidaten, an denen BioNTech arbeitet, rekrutiert. Statt wie ursprünglich geplant 30.000 Probanden, sollen nun 44.000 bei der plazebokontrollierten Doppelblindstudie mitmachen, um den Nutzen für weitere Risikogruppen wie beispielsweise HIV-Infizierte zu evaluieren.

Parallele Zulassungsstrategie

Am 27. Juli sei der erste Teilnehmer geimpft worden. „Ende Oktober, vielleicht Anfang November“, so Sahin, erwarte man die ersten Wirksamkeitsdaten und werde, wenn die gut aussehen, sofort eine Genehmigung für den Notfalleinsatz beantragen. Man arbeite an einer parallelen Zulassungsstrategie für Europa und die USA, versichert der BioNTech-Chef auf die Frage, welche Länder zuerst beliefert würden; Vorverträge gebe es mit der EU, den USA, UK und Japan.

Um gleich nach Zulassung liefern zu können, wird bereits Impfstoff produziert – 100 Millionen Dosen kündigt Sahin noch für dieses Jahr an. In Marburg, heißt es, werde die Produktion erst Anfang kommenden Jahres anlaufen, da das genehmigungsrechtliche „Go!“ zur Herstellung von Boten-RNA in den dortigen Kesseln noch aussteht. (cw)

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