Belohnung für den Einsatz?

Keine Corona-Prämien für MFA geplant – Kritik von Ärzten

Praxen kritisieren die Bundesregierung für die Corona-Prämien für Klinikmitarbeiter: Den MFA in den Praxen die kalte Schulter zu zeigen sei unangemessen.

Margarethe UrbanekVon Margarethe Urbanek Veröffentlicht:
Der Geldbeutel bleibt leer. Von staatlicher Seite können MFA erst einmal keine Corona-Prämie erwarten.

Der Geldbeutel bleibt leer. Von staatlicher Seite können MFA erst einmal keine Corona-Prämie erwarten.

© metamorworks - stock.adobe.com

Berlin. Die Pläne des Bundes, Klinik-Mitarbeitern eine Corona-Prämie von bis zu 1500 Euro pro Person auszuzahlen, stoßen dem niedergelassenen Bereich teils sauer auf. „Es ist ebenso richtig, wie angemessen, dass die Bundesregierung den Einsatz der Pflegerinnen und Pfleger in den Kliniken erneut mit einer Prämie würdigen will. Umso unverständlicher dagegen ist es, dass diese Wertschätzung offenbar nicht allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich unermüdlich für die Patientinnen und Patienten im Kampf gegen das Virus engagieren, gleichermaßen zu Teil werden soll“, kommentiert Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands, gegenüber der „Ärzte Zeitung“.

Ein Großteil der Menschen, die wegen einer Erkrankung oder wegen des Verdachts einer Infektion mit dem Coronavirus medizinisch betreut werden müssen, würden in Hausarztpraxen versorgt, so Weigeldt. So hätten die Medizinischen Fachangestellten (MFA) in der Pandemie „außergewöhnliches geleistet – und tun es weiterhin“.

Der ambulante Bereich wird gerade vergessen.

Hannelore König, Präsidentin des Verbands medizinischer Fachberufe

Der Verband medizinischer Fachberufe (VmF) schlägt mit seiner Kritik in die gleiche Kerbe. „Wie will die Bundesregierung durch diese Pandemie kommen, wenn sie MFA ständig hinten runter fallen lässt?“, fragt VmF-Präsidentin Hannelore König. MFA unterstützten in Infektionssprechstunden, fingen die Informations- und Aufklärungsarbeit auf, wenn Gesundheitsämter nicht mehr nachkämen, und würden in Zukunft sicher auch bei der Corona-Impfung unterstützen.

„Der ambulante Bereich wird gerade vergessen“, mahnt König. „Der Bundesgesundheitsminister sieht die Arbeit der MFA nicht. In jeder Kampagne ist er immer vorne dran, wenn es um die Pflege geht und ignoriert dabei die anderen Gesundheitsberufe, unter anderem die MFA. Eine ganze Berufsgruppe wird vergessen.“

„Kalte Schulter nicht angemessen“

Der VmF hat dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) nach Angaben Königs bereits mehrere Briefe geschrieben, um auf die Rolle der MFA in der Pandemie hinzuweisen. Das Ministerium habe bisher jedoch noch nicht reagiert. „Dass es der Bundesregierung mitunter an Großmut fehlt, durften wir bereits bei ihrem zögerlichen Schutz der Pflegeheime erleben. Den MFA nun erneut die kalte Schulter zu zeigen, ist ihrer Leistung in den Praxen nicht angemessen“, kritisiert auch Weigeldt.

Das BMG verwies auf Nachfrage auf ein Statement Jens Spahns von Montag: „Besonders die Pflegekräfte stehen unter Druck. Sie setzen sich Tag und Nacht für ihre COVID-19-Patienten ein. Das sind harte Schichten: Psychisch belastend, wenn Intensivpatienten schwer erkranken oder sterben, und körperlich hart, weil sie nur unter strengen Schutzvorkehrungen arbeiten können.“

Spahn zeigte sich in seinem Statement insgesamt dankbar, dass das Gesundheitssystem in den vergangenen Wochen den Stresstest bestanden habe. Der Bund stellt für die Corona-Prämie 450 Millionen Euro bereit. Ärzte, die ihren MFA eine Prämie zahlen wollen, müssen in die eigene Tasche greifen. Bis zum 30. Juni können sie eine Prämie in Höhe von 1500 Euro abgabenfrei auszahlen.

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