Coronavirus
Krankenhäuser wollen elektive Eingriffe zurückfahren
Die Krankenhauslobby bekräftigt, den Corona-Krisenplan von Bund und Ländern zu untertützen. Planbare Behandlungen sollen reduziert werden, um mehr Kapazitäten für die Behandlung schwerer Atemwegserkrankungen vorzuhalten.
Veröffentlicht:Berlin. Wegen der „Coronakrise“ wollen Deutschlands Kliniken ab Montag elektive Patientenbehandlungen zurückfahren, um mehr Kapazitäten für Akutpatienten bereitzustellen. „Selbstverständlich“ kämen die Krankenhäuser der entsprechenden Aufforderung von Bund und Ländern nach, teilte die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) am Freitag in Berlin mit.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder hatten sich bei einem Krisengipfel zur Ausbreitung des Coronavirus am Donnerstagabend darauf verständigt, „grundsätzlich alle planbaren Aufnahmen, Operationen und Eingriffe“ auf unbestimmte Zeit zu verschieben und auszusetzen. Die den Häusern dadurch entstehenden Unkosten sollen von den Krankenkassen beglichen werden.
„Verlassen uns auf den versprochenen Schutzschirm“
„Wir verlassen uns in diesem Zusammenhang darauf, dass der von der Bundeskanzlerin versprochene Schutzschirm für alle Krankenhäuser schnell und unkompliziert umgesetzt wird“, betonte DKG-Präsident Dr. Gerald Gaß. Die finanziellen Hilfen müssten „unbürokratisch und schnell die Liquidität der Krankenhäuser sichern“.
Ein „Klein-Klein“ zwischen einzelnen Krankenkassen und Krankenhäusern darüber, welche Kosten in welcher Form erstattet werden sollten, sei unbedingt zu vermeiden. Darüber hinaus bräuchten die Häuser personelle und materielle Unterstützung, um die Versorgung in den nächsten Monaten sicherzustellen.
Kassenverband: Stehen an der Seite der Kliniken
Der Spitzenverband der Krankenkassen signalisierte, die Krankenhäuser zu unterstützen. „Zur Bewältigung der Coronavirus-Pandemie brauchen wir unbedingt freie Intensivkapazitäten in den Kliniken und es ist richtig, dafür planbare Operationen abzusagen“, sagte Stefanie Stoff-Ahnis am Freitag gegenüber dpa.
Die Kliniken könnten sich darauf verlassen, „dass die gesetzliche Krankenversicherung auch bei den Coronavirus-bedingten Mehrausgaben an ihrer Seite steht“. Man befinde sich dazu in intensiven Gesprächen mit dem Gesundheitsministerium und der DKG.
Alternative Angebote zur Kinderbetreuung nötig
Mit Blick auf bereits vollzogene oder noch anstehende Schließung von Schulen und Kitas erklärte die Klinikärztegewerkschaft Marburger Bund (MB) in einer Stellungnahme, Ärzte müssten darauf vertrauen können, dass ihre Kinder weiter eine Betreuung in Kindergärten und Horteinrichtungen erhielten, wenn Schulen und Kitas aufgrund der „Coronakrise“ geschlossen würden.
„Es müssen in allen Bundesländern alternative Betreuungsangebote für Kinder geschaffen werden, deren Eltern in Gesundheitseinrichtungen oder anderen unverzichtbaren Bereichen der öffentlichen Daseinsvorsorge arbeiten.
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Wir können es uns in der jetzigen Situation schlichtweg nicht leisten, Personal zu verlieren, das für die Behandlung von Patienten oder an anderer Stelle dringend gebraucht wird“, sagte MB-Vorsitzende Dr. Susanne Johna.
Ähnlich äußerte sich der FDP-Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann im Interview mit der „Ärzte Zeitung“. Schließungen von Schulen und Kitas seien richtig. Eltern, die in Gesundheitseinrichtungen arbeiteten, bräuchten aber spezifische Betreuungsangebote für ihre Kinder.
Der Sozialverband vdk schlug vor, Personal aus den medizinischen Diensten und anderen Unternehmen zu aktivieren, um Ärzte und Pflegekräfte in der Akutversorgung zu unterstützen. Es gelte, „Druck aus dem Kessel“ zu nehmen.