COVID-19
Labormediziner rechnen mit wenigen Corona-Mutationen bei PCR-Screenings
Seit einer Woche wird mit PCR-Tests nach Mutationen des Coronavirus gesucht. Die fachärztlichen Labore gehen davon aus, dass nur wenige der Proben neue Corona-Varianten enthalten – und geben vorab eine Schätzung ab.
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Die Probe für die Analyse nach dem Abstrich: Ist sie positiv, testen derzeit viele Fachlabore auch auf SARS-CoV-2-Mutationen.
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Berlin. Mehrere 10 .000 positive PCR-Tests haben die fachärztlichen Labore in der vergangenen Woche einem Screening unterzogen, um der Verbreitung der wichtigsten Corona-Virusmutationen wie der zuerst in Großbritannien nachgewiesenen Variante B 1.1.7 auf die Spur zu kommen. Laut Evangolos Kotsopoulos, Vorstand des Bundesverbandes der Akkreditierten Labore in der Medizin e.V. (ALM), sollen die Ergebnisse in den kommenden Tagen vorliegen. Auch das Robert-Koch-Institut hatte bereits angekündigt, die Ergebnisse Anfang Februar vorzustellen.
„Wir haben die Kapazitäten massiv hochgefahren“, so Kotsopoulos bei der Online-Pressekonferenz des ALM. Um zu bestimmen, ob es sich um die englische, brasilianisch oder südafrikanische Virusvariante handelt, werden verschiedene Durchläufe per PCR, der Polymerase-Kettenreaktion, hintereinandergeschaltet. Dabei wird im Gegensatz zur umfassenderen Vollgenomanalyse nur ein ganz kleiner Teil des Genoms ausgelesen.
„Diese Methode eignet sich zum kurzfristigen Tracking von Virusmutationen. Die Vollgenomamalyse orientiert sich dagegen an der Frage, wie sich das Virus insgesamt verändert und ist langfristig ausgelegt“, so Kotsopoulos. Er geht nach den bisher vorliegenden Informationen davon aus, dass der Anteil der Proben, die auf eine Virusmutation hinweisen, im einstelligen Prozentbereich liegen dürfte – mit regionalen Unterschieden.
Mutationssuche muss beauftragt werden
Damit die Mutationssuche über das spezielle PCR-Testverfahren auch vergütet wird, muss sie nach der aktuell gültigen Testverordnung vom Einsender der Probe oder vom Gesundheitsamt bei den fachärztlichen Laboren beauftragt werden. Pro Test erhalten die Labore gemäß dieser Verordnung 50,50 Euro, bei mehreren Durchläufen gibt es 101 Euro. Inwieweit die Fachlabore derzeit auch ohne Beauftragung das Screening umsetzen, wurde bei der ALM-Pressekonferenz nicht thematisiert.
Der Berufsverband Deutscher Laborärzte (BDL) fordert, „diese Beauftragungslösung aufzugeben, damit Positivbefunde ohne Zeitverzug auf die viel ansteckenderen Mutationen untersucht werden können“. Derzeit werde der zweite Untersuchungsschritt durch die Testbürokratie gebremst, heißt es in einer Pressemitteilung von Dienstag.
Gute Nachrichten gibt es bei der Zahl der positiven Tests: Mit 8,9 Prozent ist die Positivrate in der vergangenen Woche erneut gesunken (Vorwoche: 10 Prozent). Insgesamt führten die 170 angeschlossenen Labore in der vergangenen Woche 981 .404 SARS-CoV-2-PCR-Tests (Vorwoche: 993.304) durch, 87 .156 fielen positiv aus. In der Vorwoche waren es noch 99 .716. (kaha)