Multikopter im Rettungsdienst
Luftrettung künftig teils auch ohne Notfallsanitäter angepeilt
Die gemeinnützige ADAC Luftrettung und Volocopter haben ihre Partnerschaft zum Einsatz von Multikoptern im Rettungsdienst vertieft.
Veröffentlicht:Paris. Die gemeinnützige ADAC Luftrettung und Volocopter haben ihre Partnerschaft zum Einsatz von Multikoptern im Rettungsdienst vertieft.
Wie sie am Montag mitteilten, habe die Vertragsunterzeichnung auf der Paris Air Show, der weltgrößten Luftfahrtmesse, stattgefunden. Das Bruchsaler Unternehmen präsentiere dort täglich statische und fliegende elektrisch angetriebene, senkrechtstartende Fluggeräte (eVTOLs). Zwei dieser Luftfahrzeuge, Multikopter des Typs VoloCity, habe die ADAC Luftrettung jetzt für ihr Pilotprojekt zum bemannten Einsatz im Rettungsdienst bestellt.
Die weltweit erste Machbarkeitsstudie für den Einsatz von Multikoptern im Rettungsdienst sei in Kooperation mit Volocopter Ende 2018 von der ADAC Luftrettung auf den Weg gebracht worden.
Für die von der ADAC Stiftung geförderte Studie hatte das Institut für Notfallmedizin und Medizinmanagement der Ludwig-Maximilians-Universität München (INM) für die Bundesländer Bayern und Rheinland-Pfalz Einsatzpotenziale des Multikopters ermittelt und für zwei Modellregionen mehr als 26.000 Notfalleinsätze mit Multikoptern am Computer simuliert: für den Rettungsdienstbereich Ansbach mit dem Luftrettungsstandort Dinkelsbühl in Bayern sowie Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz.
Regelbetrieb ab 2027?
Die Studie der ADAC Luftrettung habe erstmals einen einsatztaktischen Vorteil von Multikoptern im Rettungsdienst theoretisch belegen können: Deutliche Verbesserungen für die Notfallversorgung ergeben sich demnach ab einem Einsatzradius von 25 bis 30 Kilometern.
Die optimale Fluggeschwindigkeit des Multikopters sollte in diesem Fall bei mehr als 150 km/h, die Mindestreichweite bei rund 150 Kilometern liegen. Im Vergleich zu einem Rettungshubschrauber sei ein Multikopter leiser und emissionsärmer und daher auch unter dem Aspekt von Nachhaltigkeit und Reduzierung des CO2-Abdrucks eine große Chance für die Luftrettung.
Die Besatzung bestehe bei einem Multikopter-Einsatz nur aus einem Piloten und einem Notarzt – und nicht wie bei einem klassischen Rettungshubschrauber aus Pilot, Notarzt und Notfallsanitäter. Der Multikopter soll den Rettungshubschrauber ausdrücklich nicht ersetzen, sondern die schnelle Hilfe aus der Luft ergänzen, heißt es weiter.
In Deutschland werde der erste VoloCity nach aktuellen Planungen im Herbst 2024 von der ADAC Luftrettung in Betrieb genommen. Nach erfolgreichem Abschluss eines mindestens zweijährigen Forschungsbetriebs in den Modellregionen Idar-Oberstein und Dinkelsbühl könnte das Multikopter-Projekt dann mit einem Nachfolgemodell in den Rettungsdienst-Regelbetrieb gehen. (eb)