Klinikverbund auf Personalsuche

Medizinstudium in Split soll Ärztemangel in Franken lösen

Mit einem Stipendium unter kroatischer Sonne Medizin studieren und später in Franken oder Thüringen arbeiten. Mit diesem Angebot lockt ein Klinikverbund.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Panorama der kroatischen Hafenstadt Split: Mit der Uni der Stadt wurde eine Medical School aufgebaut.

Panorama der kroatischen Hafenstadt Split: Mit der Uni der Stadt wurde eine Medical School aufgebaut.

© picture alliance / PIXSELL

KÖLN. Kliniken im ländlichen Raum müssen besondere Anstrengungen unternehmen, um genügend Nachwuchs an die eigenen Häuser zu binden.

Die Regiomed-Kliniken in Süddeutschland haben dabei einen außergewöhnlichen Weg eingeschlagen: Sie haben eine Medical School für die Ausbildung der Ärzte gegründet sowie eine duale Ausbildung für Pflegefachkräfte auf den Weg gebracht.

Regiomed ist der bundesweit erste bundeslandübergreifende Klinikverbund mit Standorten in Oberfranken und Südthüringen.

Der 2008 von vier Landkreisen initiierte Zusammenschluss umfasst fünf Akutkrankenhäuser, elf Medizinische Versorgungszentren sowie den bodengebundenen Rettungsdienst an einem Standort, Seniorenzentren, Heime für psychisch Erkrankte und eine Service-GmbH.

Studium kostet 9000 Euro pro Jahr

"Der Mangel an ärztlichen Fachkräften ist bei Regiomed und in der gesamten Region zunehmend zu spüren", berichtete Geschäftsführer Michael Jung auf dem "Gesundheitskongress des Westens" in Köln. Sowohl in den Kliniken als auch bei den zuweisenden Vertragsärzten würden die Folgen immer stärker sichtbar.

Um die Situation zu verbessern, hat der Verbund gemeinsam mit der Universität im kroatischen Split einen Studiengang für Medizin ins Leben gerufen. Er kombiniert drei Jahre theoretische Ausbildung an der School of Medicine der Uni Split mit drei Jahren klinischer Phase an den Regiomed-Kliniken.

Unterrichtssprache ist englisch. Der Studiengang ist akkreditiert, die Teilnahme kostet die Studierenden 9000 Euro pro Jahr. Regiomed bietet Stipendien an – wer sie nutzt, muss sich verpflichten, nach dem Abschluss mindestens bis zur Facharztprüfung in einer Regiomed-Einrichtung ärztlich zu arbeiten.

Das Interesse an dem Studium ist groß. "Das Angebot ist nicht beworben worden", sagte Jung. "Wir haben es auf die Homepage eingestellt und 150 Bewerbungen erhalten." Die Auswahl der Studierenden erfolgt über Regiomed, die Abiturnote spielt dabei nicht die allein entscheidende Rolle.

80 Prozent kommen aus der Region

Im Oktober 2016 haben die ersten 25 Studierenden die Ausbildung begonnen, danach sind es 30 pro Jahr. "Rund 80 Prozent der Studierenden kommen aus der Region, und wir gehen davon aus, dass sie auch bleiben", betonte der Geschäftsführer.

Interessierte Ärzte der Regiomed-Kliniken werden auf Kosten des Verbunds für die Lehrtätigkeit fit gemacht. "Wenn die ersten Studierenden zu uns kommen, haben wir genügend Qualität in der Ausbildung", ist er überzeugt.

Personalsorgen plagen Regiomed nicht nur bei den Ärzten. "Wir haben in der Pflege immer weniger Bewerbungen", so Jung. Während es noch vor einigen Jahren 300 Bewerber auf 20 Ausbildungsplätze waren, sind es jetzt nur noch 40 – von denen 20 nicht passen und zehn während der Ausbildung abspringen.

"Wir mussten etwas tun." In Zusammenarbeit mit der privaten Universität Hall in Tirol hat die Berufsfachschule für Krankenpflege Lichtenfels einen vierjährigen Bachelorstudiengang entwickelt.

Da den Häusern auch noch operationstechnische Assistenten fehlen (OTA), bietet Regiomed in Zusammenarbeit mit den Bamberger Akademien für Gesundheits- und Pflegeberufe einen entsprechenden Ausbildungsgang an.

Das Klinikum in Lichtenfels soll zum Green Hospital werden. Sobald der dafür notwendige Neubau fertig ist, soll nach Angaben Jungs die Medical School in das alte Gebäude ziehen. Auch eine Akademie für Pflegeberufe könnte dort angesiedelt werden. "Das ist unsere Vision, dafür brauchen wir aber noch ein bisschen."

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Neue Lösungswege: Hören, staunen, machen

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