Gesundheitsförderung

Mehr Gewicht für Betriebsärzte?

Die betriebliche Gesundheitsförderung ist eine Baustelle. In großen Unternehmen ist das eine Chance für Betriebsärzte. Mehr Aufmerksamkeit für die Problematik bedarf es aber vor allem in kleineren und mittleren Firmen.

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Die betriebsärztliche Tätigkeit soll durch spezielle Angebote zur Gesundheitsförderung ergänzt werden.

Die betriebsärztliche Tätigkeit soll durch spezielle Angebote zur Gesundheitsförderung ergänzt werden.

© Klaus Rose

KÖLN. Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit sollen in der betrieblichen Gesundheitsförderung ein stärkeres Gewicht bekommen.

Dazu gehört, dass die Arbeitsmediziner in den Betrieben Vorsorgeuntersuchungen anbieten können, erläuterte Simone Stamme beim "Gesundheitskongress des Westens 2015" in Köln.

"Wir wollen, dass die Krankenkassen mit den Betriebsärzten Verträge über Check-ups schließen", sagte die Referentin für Rechtsfragen der primären Prävention und Gesundheitsförderung im Bundesgesundheitsministerium. Damit komme die Politik einer Forderung der Mediziner nach.

Regionale Koordinierungsstellen

Ein Ziel des Präventionsgesetzes ist es, die Rahmenbedingungen für die betriebliche Gesundheitsförderung zu verbessern. Eine besondere Zielgruppe sind die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Sie bräuchten einen leichteren Zugang zu Informationen, sagte Stamme.

Deshalb sollen die Krankenkassen dazu verpflichtet werden, über regionale Koordinierungsstellen gemeinsame Beratungs- und Unterstützungsangebote zu erarbeiten. Für sinnvoll hält sie dabei die Kooperation mit örtlichen Unternehmerorganisationen. "Handwerksbetriebe erreicht man am besten über ihre Kammern."

Das Präventionsgesetz sieht vor, dass von den Präventionsausgaben von sieben Euro pro Versicherten und Jahr der Kassen zwei Euro in die betriebliche Gesundheitsförderung fließen.

Wenn Krankenkassen dieser Verpflichtung nicht nachkommen, sollen die entsprechenden Mittel über den GKV-Spitzenverband in die Kooperationen vor Ort fließen.

Auch Bettina am Orde, Direktorin der Knappschaft, setzt bei der betrieblichen Gesundheitsförderung in KMU auf die Kooperation der Krankenkassen - allerdings mit einem anderen Schwerpunkt. Die Knappschaft habe große Erfahrung im Bereich der Großbetriebe.

Von den knapp 609 000 aktiven Versicherten der Knappschaft seien aber nur 50.000 dort beschäftigt. "Die Situation in KMU ist eine komplett andere und stellt uns vor Herausforderungen", sagte am Orde.

Die kleineren Firmen hätten in der Regel keine Beauftragten und keine eigenen Ressourcen für den Gesundheitsschutz der Mitarbeiter. Eine einzelne Krankenkasse könne da wenig ausrichten.

"Es geht nur, wenn wir kassenübergreifend arbeiten und den Arbeitgebern niedrigschwellige Angebote machen."

Jürgen Strahl, Personalleiter bei der Hanse Merkur Versicherungsgruppe, sieht auch die Arbeitgeber in der Pflicht. "Die Arbeitgeber müssen das Thema selbst in die Hand nehmen und es positiv besetzen", sagte er.

Der Versicherer mit seinen 1200 Mitarbeitern kooperiert beim betrieblichen Gesundheitsmanagement mit der DAK Gesundheit. Angefangen habe der Versicherer mit dem Thema Bewegung und biete den Arbeitnehmern eine Vielzahl von Kursen an, berichtete Strahl. Weitere Schwerpunkte sind das Führungsverhalten und psychische und Suchterkrankungen.

Gesundheitszirkel als gute Option

Oft erreicht man mit der Gesundheitsförderung im Betrieb die falschen, nämlich die, die ohnehin schon gesundheitsbewusst sind, beklagte Professor Jürgen Graf, Klinischer Direktor des Klinikums Stuttgart. In seinem Krankenhaus nehmen 100 der 7000 Mitarbeiter an den angebotenen Gesundheitskursen teil.

Die Führungskräfte seien nicht die primäre Zielgruppe für die betriebliche Gesundheitsförderung. "Wir müssen dort wirksam werden, wo die Menschen Hilfe zur Selbsthilfe benötigen", sagte Graf.

Gesundheitszirkel hält er für ein gut geeignetes Instrument, mit dem man herausfinden kann, welchen Bedarf die Mitarbeiter haben. Der Arzt warnte dagegen vor Mitarbeiterbefragungen. "Dort geht es eher um Bedürfnisse." (iss)

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