Hygiene

Mit Kupferklinken gegen Klinikkeime

Eine Klinik im Norden setzt im Neubau auf Türklinken mit Kupferlegierung. Diese sollen die Keime deutlich reduzieren - und damit die Patientensicherheit erhöhen.

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600 solcher Türgriffe aus Kupfer gibt es im Asklepios Klinikum Harburg – so viele wie in keinem anderen deutschen Krankenhaus.

600 solcher Türgriffe aus Kupfer gibt es im Asklepios Klinikum Harburg – so viele wie in keinem anderen deutschen Krankenhaus.

© Dirk Schnack

HAMBURG. Die Asklepios Klinik Harburg eröffnet gerade sukzessive ihr neues, 52 Millionen Euro teures Hauptgebäude, das damit eines der zurzeit wohl modernsten Häuser im Konzern sein dürfte.

Das 774-Betten-Haus südlich der Elbe gilt aber noch aus einem anderen Grund als fortschrittlich: Es sorgt mit rund 600 Türgriffen aus Kupfer für eine massive Keimreduktion.

Ziel ist eine bessere Infektionsprävention und damit eine größere Sicherheit für die hier behandelten Patienten.

Die Kupferklinken liegen zwar rund 50 Prozent über dem Preis herkömmlicher Türklinken, doch die Klinikverantwortlichen sehen darin neben der Patientensicherheit auch eine wirtschaftlich sinnvolle Anschaffung.

"Jeder Tag, den ein Patient wegen Keimen zusätzlich in der Klinik zubringen muss, kostet uns Geld", sagt Chefarzt Professor Stefan Ulrich Christl.

Rund ein Drittel aller Türklinken im Krankenhaus haben deshalb eine Kupferlegierung. Ausgerüstet wurden die Intensivstationen, die Stroke Unit und Isolierzimmer auf verschiedenen Etagen.

Desinfizierende Wirkung nachgewiesen

Die Zahl von 600 antimikrobiell wirkenden Türgriffen liegt deutlich über der in den anderen rund zwölf deutschen Kliniken, die sich für diese Legierung entschieden haben. Vorangegangen war der umfänglichen Ausstattung in Harburg ein Feldversuch in der Asklepios Klinik Wandsbek.

Wissenschaftler der Universität Halle-Wittenberg hatten damals regelmäßige Proben genommen und die Anzahl der Keime auf den Kontaktflächen verglichen - mit überzeugendem Erfolg.

Nach weiteren Stichprobenuntersuchungen im Sommer in Harburg erwarten die Verantwortlichen nun, dass sich mit der Kupferlegierung eine Reduzierung der Keime um 50 Prozent gegenüber herkömmlichen Türklinken erreichen lässt.

Weltweit setzen nach Angaben des Deutschen Kupferinstituts rund 200 Gesundheitseinrichtungen wieder auf das Metall, dessen desinfizierende Wirkung schon im alten Ägypten und anderen früheren Kulturen bekannt war.

"Mit Hilfe der modernen Wissenschaft beginnen wir aber erst heute zu verstehen, auf welche Weise Kupfer diese Wirkung entfalten kann", sagte Dr. Anton Klassert, Geschäftsführer des Deutschen Kupferinstituts.

Bald Kupfer-Lichtschalter?

Mit der zunehmenden Verbreitung von Bakterien, Pilzen und Viren komme den früher gesammelten Erfahrungen jetzt eine aktuelle Bedeutung zu, so Klassert.

Warum gerade Türklinken und nicht andere Flächen im neuen Klinikum die Kupferlegierung erhalten haben, erklärt Christl so: "An Türen hinterlassen die meisten Menschen die unterschiedlichsten Spuren. Andere Kontaktflächen werden nicht so häufig berührt."

Er kann sich aber vorstellen, dass künftig auch andere hochfrequentierte Flächen im Krankenhaus für die Legierung in Frage kommen. Häufig berührte Flächen sind etwa Lichtschalter oder Griffe an den Betten.

Nach Angaben von Asklepios war schon das Interesse an den Ergebnissen im Wandsbeker Feldversuch immens - Anfragen nach den Erfahrungen kamen nicht nur aus dem Gesundheitsbereich.

Die Resonanz ist verständlich: In Europa erkrankt nach Angaben des Klinikkonzerns jeder 14. Patient während eines Klinikaufenthaltes an einer nosokomialen Infektion. Rund 147.000 Menschen sollen nach aktuellen Schätzungen jährlich daran sterben.

Die Zahl der Infektionen in Deutschland gibt der Klinikkonzern mit 400.000 bis 600.000 an. Das Kupferinstitut rechnet angesichts dieser Zahlen mit einer deutlich steigenden Nachfrage nach Kupfer für Griffflächen in Krankenhäusern. (di)

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