Westfalen-Lippe

Neuer EBM beschert den meisten Hausärzten mehr Geld

Für die große Mehrheit der Hausärzte in Westfalen-Lippe bringt der neue EBM Honorarzuwachs. Doch es gibt auch Praxen, die verlieren. Das hat teilweise hausgemachte Ursachen.

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Das Handling der neuen Gesprächsziffern läuft auch in der KVWL noch nicht überall reibungslos.

Das Handling der neuen Gesprächsziffern läuft auch in der KVWL noch nicht überall reibungslos.

© Robert Kneschke / fotolia.com

DORTMUND. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) zieht ein erstes positives Zwischenfazit zum neuen Hausarzt-EBM.

Viele Befürchtungen seien bereits mit der ersten Abrechnung im vierten Quartal 2013 widerlegt worden, so KVWL-Vorsitzender Dr. Wolfgang-Axel Dryden auf der Vertreterversammlung in Dortmund.

"Der Hausarzt-EBM wirkt noch nicht voll im gewünschten Umfang, die Entwicklung dahin deutet sich aber deutlich an", sagte er. "Die Vergütung der Hausärzte ist im vierten Quartal 2013 gestiegen."

Dryden verdeutlichte einige Entwicklungen anhand der Abrechnungen der hausärztlichen VV-Mitglieder. Der Großteil habe das vierte Quartal 2013 mit Honorarzuwächsen abgeschlossen, berichtete er.

"Die Zuwächse reichen bis zu 21 Prozent im Honorar und knapp 18 Prozent im Fallwert." Einige VV-Mitglieder hatten ein stabiles Honorarergebnis, einige wenige Honorarverluste eingefahren.

Dabei waren die Verluste zum Teil sogar beträchtlich und erreichten im Maximum 42,5 Prozent. Das war aber nicht EBM-induziert, betonte der KVWL-Chef. "Der alleinige Grund: In diesen Praxen werden deutlich weniger Kollektivvertrags-Patienten abgerechnet als zuvor."

Vier Faktoren für Verluste entscheidend

Die Hausärzte hatten Patienten in den Selektivvertrag umgeschrieben. Insgesamt sind im vierten Quartal 2013 bei 538 Hausarztpraxen in Westfalen-Lippe (17 Prozent) sowohl Umsatz als auch Fallwert gesunken, berichtete der KVWL-Chef. Nach einer Analyse sind vier Faktoren für diese Verluste entscheidend:

- 242 Praxen hatten in nennenswertem Umfang Ausschlussleistungen erbracht, ihre Vorhaltepauschale lag unter 11,50 Euro im Durchschnitt je Fall. Bei einigen wenigen Praxen wurde die Pauschale wegen einer geringen Patientenzahl gekürzt. Der Effekt sei gewünscht, sagte Dryden. "Praxen, die wesentliche Anteile ihrer Honoraranforderung aus anderen Tätigkeiten schöpfen als der hausärztlichen, sollen an den hausärztlichen Vergütungsstrukturen auch geringer partizipieren."

- 191 Praxen hatten das mögliche Honorarvolumen nicht ausgeschöpft.

- In 308 Praxen wurde weniger als ein Drittel der möglichen Gesprächsleistungen abgerechnet.

- "Immerhin 321 der Praxen mit Einbußen bei Honorar und Fallwert haben eine um mehr als 15 Prozent gesunkene Punktzahlanforderung aus der Betreuung chronisch Kranker", so Dryden.

Mehr als die Hälfte der 538 Praxen hat Verlustzone verlassen

Die KVWL hat die Praxen, die von den Faktoren zwei bis vier betroffen waren, kontaktiert und über Handlungsoptionen informiert. Nach den bisherigen Analysen hat mehr als die Hälfte der 538 Praxen im ersten Quartal 2014 die Verlustzone verlassen.

Die neuen Leistungen bei geriatrischen und Palliativpatienten sowie der sozialpädiatrischen Betreuung seien sehr gut angenommen worden. Allerdings lag die Leistungsanforderung über den zur Verfügung stehenden Finanzmitteln. Folge: Die Vergütung erfolgte quotiert. Die Quote betrug bei Hausärzten inklusive Pädiatern 70 Prozent.

"Es kann nicht sein, dass neue Leistungen eingeführt werden, die dann in wesentlichen Teilen aus Mitteln der budgetierten Gesamtvergütung gegenfinanziert werden", so Dryden. Die Finanzierung müsse an den Leistungsbedarf angepasst werden. (iss)

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