Termin 1. Oktober wackelt

Neuer Hausarzt-EBM erst 2014?

Wird der neue EBM für Hausärzte wieder verschoben? Dazu gibt es immer mehr Anzeichen. Am Donnerstag haben KV-Chefs in Berlin die "schlechte Vorbereitung" moniert - und Verbesserungen gefordert. Jetzt beschäftigt sich ein Arbeitskreis der KBV mit der Kritik.

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Der Termin zur Einführung des neuen Hausarzt-EBM wackelt.

Der Termin zur Einführung des neuen Hausarzt-EBM wackelt.

© Uwe Bumann / fotolia.com

BERLIN /DÜSSELDORF. Die Kassenärztlichen Vereinigungen sehen noch großen Nachbesserungsbedarf beim neuen Hausarzt-EBM, der am 1. Oktober in Kraft treten soll.

Deshalb wird der "Arbeitskreis 4" der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, der sich mit Abrechnungsfragen beschäftigt, am Montag über Änderungen an einer Reihe von Punkten beraten, berichtete Bernhard Brautmeier, Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo), in der Vertreterversammlung der KV in Düsseldorf.

"So wie es ist, darf es nicht bleiben, und ich glaube, so wird es auch nicht bleiben", sagte Brautmeier.

Fülle an Kritik

Auf der Tagesordnung des Arbeitskreises stehen die Chroniker-Pauschale, die Vorhaltepauschale, die Gesprächsleistungen, das Gesprächsbudget und eine ICD-Liste für die Abrechnung der Chroniker-Ziffern.

"Wir haben eine Fülle von Kritik am Hausarzt-EBM", sagte Brautmeier. Dabei gehe es um Änderungen, man wolle das Kind nicht mit dem Bade ausschütten.

Nach einer Simulation der Auswirkungen des neuen EBM auf Basis des vierten Quartals 2011 würde der Leistungsbedarf in Nordrhein um 0,1 Prozent sinken. "Das allein ist Grund genug zu sagen: So wollen wir den EBM nicht", betonte er.

Ein EBM, der eine Abnahme des Leistungsbedarfs beinhaltet, sei für die KVNo nicht akzeptabel. In Westfalen-Lippe würde es sogar ein Minus von 1,8 Prozent geben, in Bayern dagegen ein Plus von 0,8 Prozent. "Für Bayern geht die Rechnung auf, für alle anderen eher nicht."

Beim Großteil der KVNo-Delegierten fiel der Hausarzt-EBM durch. Die VV verabschiedete mit großer Mehrheit einen Antrag, mit dem die neuen Regelungen für Hausärzte abgelehnt wurden.

Gleichzeitig sprach sie sich für eine Überarbeitung aus. Die Delegierten forderten die KBV-Vertreterversammlung auf, auf ihrer Sitzung am 20.September die Einführung des EBM auszusetzen.

"EBM ist unfertig"

Dieser EBM verdiene seinen Namen nicht, kritisierte Hausarzt Dr. Rolf Ziskoven. "Er ist so unfertig, dass man damit nicht arbeiten kann." Ziskoven forderte KBV-Vize Regina Feldmann zum Rücktrittauf.

"Man kann den Kollegen nicht immer zumuten, im Blindflug in einen neuen EBM zu gehen", sagte Rainer Kötzle vom Deutschen Hausärzteverband. Bereits in der Sitzung der KV-Vorsitzenden am vergangenen Donnerstag hatte es nach Informationen der „Ärzte Zeitung“ heftigen Streit gegeben über die Vorarbeiten zum EBM gegeben. Auch hier war von "Murks" und "Blindflug" die Rede.

Seit Wochen gibt es immer wieder Kritik an KBV-Vorstand Feldmann - etwa .auch bei den laufenden Honorarverhandlungen für 2014. Hier soll sie zwischenzeitlich auf die Ausbudgetierung der hausärztlichen Versichertenpauschale verzichtet haben.

Hamburgs KV-Chef Walter Plassmann bezeichnete es seinerzeit als Unding, dass Frau Feldmann eigenmächtig einen Beschluss der KBV-VV aussetze. Auf Druck einzelner KV ist die extrabudgetäre Vergütung wieder in den Forderungskatalog für die laufenden Honorarverhandlungen aufgenommen worden.

Lesen Sie dazu auch: Neuer EBM: Werden kooperierende Ärzte zum Verlierer?

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 16.09.201311:38 Uhr

Korrektur der letzten Zeile: 4,50 € statt 4,40 €

Bitte beachten

Dr. Thomas Georg Schätzler 16.09.201311:19 Uhr

Hausarzt-EBM - doppelt simuliert, hälftig budgetiert!

Wie kann denn die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) glauben, dass ein "Ordinationskomplex" nach neuer EBM-Ziffer 03000 "ab Beginn des 19. bis zum vollendeten 54. Lebensjahr" mit Durchführung und Bereitstellung einer durchgehenden 3-monatigen hausärztlichen Quartals-Betreuung für einen Betrag von 12,20 Euro durchsetz- und vermittelbar ist? Und dies für eine 30-jährige Lebensspanne bei unseren Patientinnen und Patienten? Wie soll eine "Unvorhergesehene Inanspruchnahme" nach EBM (neu) 03030 für 7,70 Euro funktionieren, wenn im laufenden Quartal dann alle anderen Versichertenpauschalen ausgeschlossen sind? Welchen Sinn macht ein "Chronikerzuschlag" mit EBM (neu) 03221 mit zwei persönlichen Arzt-Patienten-Kontakten, wenn der zusätzliche zweite Extra-Kontakt mit 15 Euro statt 13 Euro, also mit einem Almosen von 2 Euro alimentiert werden soll? Dies erschließt sich mir auch bei betriebswirtschaftlicher Zusatzqualifikation der KBV-Spitze nicht. Wie soll eine Quartalspauschale für Vertretungspatienten nach EBM (neu) 03010 "ab Beginn des 19. bis zum vollendeten 54. Lebensjahr" in Höhe von sage und schreibe 6,10 Euro laufen, wenn zugleich Regel- und Systematik-widrig k e i n e hausärztliche "Zusatz- und Bereitstellungspauschale" nach EBM (neu) 03040 in Höhe von 14 Euro angesetzt werden darf?

Wie sollen KBV-Modellrechnungen funktionieren, wenn dabei das ärztliche Gespräch EBM (neu) 03230 mit 9 Euro grundsätzlich mit 18 Euro doppelt simuliert, aber mit "Mengenbegrenzung 4,40 Euro x Zahl der Behandlungsfälle" budgetiert wird?

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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