Windows 10
Noch keine Freigabe für Praxis-Software
Seit ein paar Tagen steht Microsofts neues Betriebssystem zur Installation bereit. Doch die Arztsoftware-Häuser mahnen Praxen zur Geduld: Denn noch ist nicht sicher, ob die Systeme und vor allem die KBV-Module fehlerfrei unter Windows 10 laufen.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Erst am Samstag hat Microsoft den offiziellen Startschuss für die Unternehmensvariante von Windows 10 gegeben (wir berichteten). Ein Jahr haben Anwender von Windows 7 und Windows 8 Zeit, um - zum ersten Mal in der Geschichte von Microsoft - kostenfrei auf das neue Betriebssystem umzustellen.
Zeit, die sie sich nach Meinung der Arztsoftware-Hersteller auch lassen sollten. Denn die Praxisverwaltungssysteme (PVS) befinden sich derzeit noch im sogenannten Kompatibilitätstest für Windows 10. Das heißt, die PVS-Anbieter prüfen gerade, ob ihre Systeme überhaupt unter dem neuen Betriebssystem lauffähig sind.
Immerhin gibt es für die wichtigen Prüfmodule der KBV und auch die offiziellen Formulare innerhalb der Praxis-EDV schon Entwarnung.
"Die neuesten Versionen 1.7 und 1.8 des KBV-Prüfmoduls sind generell Windows 10-fähig und laufen in unseren Kompatibilitätstests bislang stabil, die Umsetzung der Formulare in unseren Praxissoftware-Lösungen befindet sich ebenfalls noch mit erfolgsversprechenden Ergebnissen im Testprozess", berichtet etwa der Arztsoftware-Anbieter medatixx.
Was ist mit den Medizingeräten?
Das sollte Ihr System mitbringen
Für das Upgrade auf Windows 10 muss auf dem Praxisrechner die aktuelle Version von Windows 7 SP1 oder Windows 8.1 laufen.
Prozessor oder SoC (Systemon a Chip/ Chipsystem) mit mindestens 1 Giga-Herz
Arbeitsspeicher (RAM): 1 Gigabyte (GB) für 32-Bit oder 2 GB für 64-Bit
Festplattenspeicher: 16 GB für 32-Bit-Betriebssystem oder 20 GB für 64-Bit-Betriebssystem
Wichtig ist laut medatixx aber nicht nur, dass die Praxissoftware für den Betrieb unter Windows 10 freigegeben sein sollte. Auch die angebundenen Geräte wie Scanner, Drucker oder Medizingeräte und eventuelle Fremdsoftware wie ein Archivierungssystem sollten entsprechend getestet worden sein.
"Ist die Lauffähigkeit unter Windows 10 nicht sichergestellt, so wird sich dies auch auf den Praxisbetrieb auswirken", mahnt das Softwarehaus nicht zu Unrecht.
Ohne einen funktionsfähigen Drucker bricht in den meisten Praxen beispielsweise das Verordnungsmanagement zusammen. Praxisteams sollten sich vor dem Umstieg daher unbedingt auch bei den Geräteherstellern erkundigen, ob neue Treiber benötigt werden.
Ungewollt in Microsofts Cloud?
Ruckeln könnte es laut dem E-Health-Anbieter CompuGroup Medical (CGM) zudem bei der Vernetzung - also der Anbindung an Kliniken oder andere Ärzte. Wenn sich Komponenten hier plötzlich nicht mehr vertragen, könnten auch in der Arztsoftware Anpassungen notwendig werden.
Außerdem setzt Microsoft, wie es aus dem Haus CGM heißt, mit seinem neuen Betriebssystem verstärkt auf seine Cloud-Lösung OneDrive. Einzelne Anwendungen würden öfter das Verschieben von Daten in die Cloud anfragen - oder kommen eventuell schon mit entsprechender Voreinstellung daher.
Dadurch könnten möglicherweise Daten leichter ungewollt in Microsofts Cloud landen. CGM rät den Praxen daher, sich das neue Betriebssystem nur von erfahrenen und offiziellen Partnern der Systemhäuser einrichten zu lassen.
Wobei: Um Zugriff auf die Microsoft Cloud zu haben, muss sich der Anwender zumindest einmalig auch dafür bei Microsoft registriert haben.
Was Praxen vor dem Umstieg aber unbedingt tun sollten: Prüfen, ob nicht nur ihr derzeitiges Betriebssystem, sondern auch die Hardware dafür überhaupt geeignet ist. "Unter anderem muss das Vorsystem Windows 7 SP1 oder Windows 8.1 Update sein", so die CompuGroup.
Und der Festplattenspeicher muss mindestens 16 Gigabyte (GB) für 32-Bit-Betriebssysteme oder 20 GB für 64-Bit-Betriebssysteme hergeben. Ärzte können sich auf der Website von Microsoft über die weiteren Systemvoraussetzungen informieren.
EDV-Häuser liegen noch im Zeitplan
Ab wann die Praxissoftware tatsächlich problemlos unter Windows 10 läuft, erfahren Ärzte direkt von den Software-Anbietern. Dazu gebe es eine spezielle Benachrichtigung, heißt es bei CGM und medatixx. "Wir gehen davon aus, im Laufe des Jahres die Unterstützung von Windows 10 gewährleisten zu können", berichtet medatixx.
Damit können die Praxen das Upgrade zu Windows 10 dann immer noch kostenfrei in Anspruch nehmen - sofern sie bereits Windows 7 oder Windows 8 nutzen.
Seien alle Voraussetzungen für den reibungslosen Betrieb gegebenen, macht der Umstieg nach Angaben der CompuGroup auch tatsächlich Sinn: Denn Windows 10 sei in der Bedienung und Geschwindigkeit besser als die Vorgängerversion und die Praxen könnten so an aktuellen Sicherheitsfeatures teilhaben.
Wobei das mit seiner Kachel-Optik bislang auffälligste Windows-System - Windows 8 - geschätzt gerade einmal von fünf bis acht Prozent der Praxen, die mit einem System der CompuGroup arbeiten, genutzt wurde.
Rund drei bis fünf Prozent der Praxen würden sogar noch, etwa wegen einer speziellen Geräteanbindung, mit Windows XP arbeiten, für das es seit dem Frühjahr 2014 keine Sicherheits-Updates mehr von Microsoft gibt.
Auch von medatixx ist zu hören, dass der Großteil der Praxen, die ein System des IT-Anbieters nutzen, mit Windows 7 und nicht der neueren Version Windows 8 arbeitet.