Digitalisierung

PKV will Treiber statt Getriebener sein

Die Privatversicherer gehen bei der Digitalisierung in die Offensive: Sie wollen Digital-Start-ups unterstützen. Möglich machen soll das ein neuer Fonds.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Am digitalen Wandel möchte die PKV aktiv teilnehmen.

Am digitalen Wandel möchte die PKV aktiv teilnehmen.

© fotohansel / stock.adobe.com

BERLIN. Die privaten Krankenversicherer (PKV) wollen zum Treiber bei der Digitalisierung im Gesundheitswesen werden.

„Wir haben uns entschieden, die Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens aktiv mit voranzutreiben, um auch in Zukunft eine medizinische Versorgung auf höchstem Niveau zu garantieren“, sagte der Vorsitzende des PKV-Verbands Uwe Laue auf der Jahrestagung des Verbands am Donnerstag in Berlin.

Laue kündigte an, dass die Branche als Teil ihrer Kapitalanlagestrategie einen eigenen Fonds auflegen will, um innovative Gründer zu unterstützen und Digital-Start-ups im Gesundheitswesen zu fördern. „Dadurch sollen digitale Gesundheitsanwendungen noch schneller in die Versorgung gelangen.“

Als mögliches Beispiel nannte er telemedizinische Angebote, die auch weitab der großen Zentren den Zugang der Patienten zur medizinischen Versorgung erleichtern.

Weitere Optionen seien Gesundheits-Apps, die Menschen mit chronischen Erkrankungen begleiten oder digitale Angebote, die Patienten in der Prävention oder in der Therapiesicherheit bei Arzneimitteln unterstützen.

Fonds soll noch in diesem Jahr starten

Die PKV verstehe sich nicht nur als solide Finanzierungssäule, sondern auch als Motor für Innovation im Gesundheitswesen. „Diese beiden Tugenden wollen wir nun quasi verknüpfen“, sagte er.

Der Fonds ist eine Initiative des Verbands, Laue hofft, dass sich möglichst alle PKV-Anbieter mit Einlagen beteiligen. Bei der Umsetzung werde die Branche mit „zwei führenden Unternehmen aus dem Bereich Digital Health“ eine Partnerschaft bilden, berichtete Laue.

Die Verhandlungen sind nach seinen Angaben bereits sehr weit gediehen, das Konzept steht. „Sobald die Verträge fertig sind, werden wir die Details zu unserem neuen Fonds veröffentlichen.“ An den Start gehen werde der Fonds in der zweiten Hälfte dieses Jahres.

Mit der Digitalisierungs-Initiative zeigt die PKV nach Meinung von Laue, dass der Systemwettbewerb zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung wirkt. „Die Regelungen für die GKV werden noch diskutiert, da stehen die Vereinbarungen in der PKV bereits vor dem Abschluss.“

Gefährdet wird der Wettbewerb zwischen GKV und PKV seiner Meinung nach durch politische Initiativen wie das „Hamburger Modell“. In Hamburg erhalten Beamte seit 1. August 2018 50 Prozent der Krankenversicherungsbeiträge erstattet, egal ob sie sich privat oder gesetzlich versichern.

Die sogenannte pauschale Beihilfe sprengt das bisher übliche System, bei dem der Dienstherr einen Teil der Gesundheitskosten übernimmt und der Beamte den Rest über die PKV absichern muss. Wenn sich Beamte freiwillig in der GKV versichern, müssen sie die Kosten komplett selbst tragen.

"Pure Ideologie"

Laue qualifizierte den Hamburger Vorstoß als „pure Ideologie“, als Versuch, die Entwicklung in Richtung Bürgerversicherung zu lenken.

Das Argument der Befürworter, auf diesem Weg würden Beamte mehr Wahlfreiheit erhalten, ließ Laue so nicht gelten. Wenn schon Wahlfreiheit, dann müsse sie in beide Richtungen gelten, forderte er.

„Dann sollte es auch für deutlich mehr Arbeitnehmer echte Wahlfreiheit geben, zum Beispiel durch eine Absenkung der viel zu hohen Versicherungspflichtgrenze, die inzwischen fast das Doppelte des Durchschnittseinkommens erreicht hat.“

Wir haben den Beitrag verlängert und aktualisiert am 13.06.2019 um 16:13 Uhr.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: PKV könnte der Branche neuen Schwung verleihen

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