EU-Krebsforschungspolitik
Personalisierte Onkologie in der EU – eine Strategiefrage
Daten, Kooperationen zwischen Wissenschaft und Pharmaindustrie sowie der Wissenstransfer sollen die personalisierte Onkologie in der EU zukunftsfähig machen.
Veröffentlicht:Brüssel. Um der personalisierten Onkologie in Europa einen richtigen Schub zu verleihen, bedarf es unter anderem der verstärkten Nutzung von Daten aus dem klinischen Alltag – Real World Data (RWD) – und einer darauf aufbauenden Real World Evidence (RWE) jenseits kontrollierter klinischer Studien. Das war am Montag Konsens beim gemeinsamen Webinar „Together against Cancer: How can Europe benefit from breakthroughs in personalised oncology?“ der Onkologie-Plattform des Europäischen Dachverbands der forschenden Pharmazeutischen Industrie (EFPIA), der London School of Economics (LSE), der European Cancer Patient Coalition (ECPC) und des Cancer Drug Development Forum (CDDF) in Brüssel.
Wie die irische christdemokratische Europaabgeordnete Deirdre Clune forderte, solle die Wissenschaft wie auch die Pharmaindustrie die vielfältigen Forschungsoptionen nutzen, die die EU ab nächstem Jahr mit dem bis 2025 geplanten Aufbau des Europäischen Gesundheitsdatenraumes (European Health Data Space/EHDS) ermöglichen will. Im Prinzip geht es hierbei für die personalisierte onkologische Forschung um die im Einklang mit der EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) stehende, grenzüberschreitende, patientenseitig konsentierte Nutzung von Patientendaten im RWD-Format. Umgekehrt sollen Krebspatienten innerhalb der EU die Chance bekommen, ihre zum Beispiel auf einer elektronischen Patientenakte gespeicherten Gesundheitsdaten dank interoperabler IT-Systeme mitzuführen, um sich in einem anderen EU-Mitgliedstaat einer präzisionsonkologischen Behandlung zu unterziehen.
Professor Jaap Verweij, Managing Director des CDDF, hob die Rolle der anerkannten und spezialisierten Krebszentren hervor, die diese künftig haben würden, um personalisierte Krebstherapien in die Fläche bringen zu können. Seiner Ansicht nach sind Ärzte an kleineren Krankenhäusern in der Regel nicht in der Lage, den wissenschaftlichen Fortschritt im Bereich der Onkologie zeitnah zu verfolgen und in entsprechende Therapien bei ihren Patienten umzusetzen. Hier empfehle sich der telemedizinische Ansatz, um das Expertenwissen aus den spezialisierten Zentren bei Bedarf – und je nach örtlicher Handlungsmöglichkeit – konsiliarisch weiterzutragen.
Damit die Kosten für die Forschung zur personalisierten Onkologie nicht aus dem Ruder laufen, plädierte Panos Kanavos, an der LSE Associate Professor of International Health Policy, die auch im Krebsbereich existierenden Europäischen Referenznetzwerke (ERN) einzubinden, die per se für wissenschaftliche Exzellenz stünden und im EU-Forschungskontext verankert seien.