EU-Krebsforschungspolitik

Personalisierte Onkologie in der EU – eine Strategiefrage

Daten, Kooperationen zwischen Wissenschaft und Pharmaindustrie sowie der Wissenstransfer sollen die personalisierte Onkologie in der EU zukunftsfähig machen.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Real World Data könnten die personalisierte Onkologie in der EU wesentlich vorantreiben, sind sich Wissenschaftler und EU-Abgeordnete einig.

Real World Data könnten die personalisierte Onkologie in der EU wesentlich vorantreiben, sind sich Wissenschaftler und EU-Abgeordnete einig.

© metamorworks / Getty Images / iS

Brüssel. Um der personalisierten Onkologie in Europa einen richtigen Schub zu verleihen, bedarf es unter anderem der verstärkten Nutzung von Daten aus dem klinischen Alltag – Real World Data (RWD) – und einer darauf aufbauenden Real World Evidence (RWE) jenseits kontrollierter klinischer Studien. Das war am Montag Konsens beim gemeinsamen Webinar „Together against Cancer: How can Europe benefit from breakthroughs in personalised oncology?“ der Onkologie-Plattform des Europäischen Dachverbands der forschenden Pharmazeutischen Industrie (EFPIA), der London School of Economics (LSE), der European Cancer Patient Coalition (ECPC) und des Cancer Drug Development Forum (CDDF) in Brüssel.

Wie die irische christdemokratische Europaabgeordnete Deirdre Clune forderte, solle die Wissenschaft wie auch die Pharmaindustrie die vielfältigen Forschungsoptionen nutzen, die die EU ab nächstem Jahr mit dem bis 2025 geplanten Aufbau des Europäischen Gesundheitsdatenraumes (European Health Data Space/EHDS) ermöglichen will. Im Prinzip geht es hierbei für die personalisierte onkologische Forschung um die im Einklang mit der EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) stehende, grenzüberschreitende, patientenseitig konsentierte Nutzung von Patientendaten im RWD-Format. Umgekehrt sollen Krebspatienten innerhalb der EU die Chance bekommen, ihre zum Beispiel auf einer elektronischen Patientenakte gespeicherten Gesundheitsdaten dank interoperabler IT-Systeme mitzuführen, um sich in einem anderen EU-Mitgliedstaat einer präzisionsonkologischen Behandlung zu unterziehen.

Professor Jaap Verweij, Managing Director des CDDF, hob die Rolle der anerkannten und spezialisierten Krebszentren hervor, die diese künftig haben würden, um personalisierte Krebstherapien in die Fläche bringen zu können. Seiner Ansicht nach sind Ärzte an kleineren Krankenhäusern in der Regel nicht in der Lage, den wissenschaftlichen Fortschritt im Bereich der Onkologie zeitnah zu verfolgen und in entsprechende Therapien bei ihren Patienten umzusetzen. Hier empfehle sich der telemedizinische Ansatz, um das Expertenwissen aus den spezialisierten Zentren bei Bedarf – und je nach örtlicher Handlungsmöglichkeit – konsiliarisch weiterzutragen.

Damit die Kosten für die Forschung zur personalisierten Onkologie nicht aus dem Ruder laufen, plädierte Panos Kanavos, an der LSE Associate Professor of International Health Policy, die auch im Krebsbereich existierenden Europäischen Referenznetzwerke (ERN) einzubinden, die per se für wissenschaftliche Exzellenz stünden und im EU-Forschungskontext verankert seien. (maw)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Arztrecht

Bekannter Arzt und Medizinrechtler gründet neue Kanzlei

Arztausbildung

Medizinstudium: Hoffnungsträger KI

Das könnte Sie auch interessieren
Ein Roboter, der Akten wälzt? Künstliche Intelligenz kann bereits mit Leitlinien umgehen – jedenfalls wenn sie so gut strukturiert sind wie die der DEGAM.

© Iaroslav / stock.adobe.com

Digitalisierung in der Medizin

Kollegin Dr. ChatGPT? Wie Künstliche Intelligenz Ärzten helfen könnte

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

© Solventum Germany GmbH

Solventum Spracherkennung

Digital und innovativ: Klinikum Siegen überzeugt von Fluency Direct

Anzeige | 3M Healthcare Germany GmbH
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: PD-1-Inhibitoren: immunvermittelte Nebenwirkungen

© Springer Medizin Verlag GmbH

Thoraxchirurgie beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom

Wie können neoadjuvante Immuntherapien die Tumorresektion beeinflussen?

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb.1: Antikörper-Wirkstoff-Konjugat

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [14, 15]

Nicht kleinzelliges Lungenkarzinom

Effektive Zweitlinienoptionen weiterhin dringend benötigt

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg, und der Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Abb. 1: Wirkmechanismus eines Antikörper-Wirkstoff-Konjugats (ADC) am Beispiel von Trastuzumab deruxtecan

© Springer Medizin Verlag GmbH, (modifiziert nach [10]; original licensed under CC BY 4.0; https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/)

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate

Fortschritte bei allen Komponenten

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg, und der Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

REDUCE-AMI und ABYSS

Betablocker nach Herzinfarkt – so steht es um die Evidenz

Parallelen zum Leistungssport

Höhere Anspannung vor der Operation führt offenbar zu besserem Ergebnis

Lesetipps
Von wegen nur schnöder Mammon: An den Finanzmitteln der Solidargemeinschaft GKV vergreift sich Politik gerne.

© Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

Kolumne „Aufgerollt“ – No. 27

Die Plünderer der Krankenkassen

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung