DFG

Rückenschmerzen: Forschungsgruppe sagt Therapieversagern den Kampf an

Diagnosen und Therapieentscheidungen erfolgen bei Patienten mit Rückenschmerzen allzu oft aufgrund statischer Momentaufnahmen. Nun soll die Diagnostik auf ein vollkommen neues Fundament gesetzt werden.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Arzt fasst einem Patienten behutsam an den schmerzenden Rücken

Defizitäre Diagnostik? Wissenschaftler bemängeln, dass statische Momentaufnahmen bei der Diagnostik und Therapieentscheidung zu Therapieversagen führen. Das will eine neue Forschungsgruppe an der Charité ändern.

© joyfotoliakid / stock.adobe.com

Berlin. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat den Weg freigemacht für eine neue Forschungsgruppe am Berlin Institute of Health in der Charité (BIH). Im Fokus stehen Schmerzen im unteren Rückenbereich, die zu den häufigsten Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems gehören. Die interdisziplinäre Forschungsgruppe „Die Dynamik der Wirbelsäule: Mechanik, Morphologie und Bewegung für eine umfassende Diagnose von Rückenschmerzen“ will laut DFG grundlegend neue Erkenntnisse gewinnen, wie Rückenschmerzen entstehen, um Diagnose und Therapie zu verbessern. Dazu vereint das Konsortium Forscher verschiedener Disziplinen und plant, 3000 Probanden mit und ohne Rückenproblemen zu untersuchen.

Außerdem sollen neue Therapieansätze in experimentellen Modellen entwickelt werden. Sprecher der Gruppe ist Professor Hendrik Schmidt vom Julius Wolff Institut für Biomechanik und Muskuloskeletale Regeneration des BIH. „Zwei von drei Menschen sind im Verlauf ihres Lebens von Rückenschmerzen betroffen“, verdeutlicht Schmidt, am Institut Leiter der Arbeitsgruppe „Biomechanik der Wirbelsäule“. „Und wir können immer noch nicht genau vorhersagen, wer davon betroffen sein wird. Denn Rückenschmerzen haben viele Ursachen. Diesen wollen wir nun auf den Grund gehen.“

Zu wenig Wissen für personalisierte Therapien

Gründe, warum der Rücken zu schmerzen beginnt, sind vielfältig: Zu den bekannten Ursachen zählen Bewegungsmangel und Übergewicht, falsche Haltung am Arbeitsplatz, häufiges und falsches Heben und Tragen von Lasten. Darüber hinaus können auch bestimmte körperliche Erkrankungen Rückenschmerzen begünstigen. Auch Stress und Alltagssorgen gehen an unserem Rücken nicht spurlos vorüber, denn neben körperlichen Erkrankungen, können auch Stimmung, Lernvorgänge und psychische Belastung mit Rückenproblmen zusammenhängen. Weniger weiß man über genetische Grundlagen, biochemische Mechanismen, soziale Auslöser oder das Zusammenspiel mehrerer Faktoren.

„Entsprechend können wir auch noch nicht jedem Patienten und jeder Patientin die individuell angepasste Therapie anbieten“, erklärt Schmidt. Gegenwärtig werde bei Rückenbeschwerden auf der Grundlage einer einmaligen körperlichen Untersuchung und/oder bildgebender Verfahren wie MRT und Röntgen eine klinische Diagnose gestellt und danach bestimmte Therapien empfohlen. Diese statischen „Momentaufnahmen“ in einer für die Patienten fremden Umgebung gäben jedoch keine ausreichende Information über die zugrundeliegenden Mechanismen der Rückenbeschwerden. Daraus ergäben sich sehr häufig falsche Diagnosen und Therapieentscheidungen, die sich im späteren Verlauf als „Therapieversager“ herausstellen.

Dynamisches Abbild der Wirbelsäule angestrebt

„Wir wollen diese unbefriedigende Situation durch wissenschaftliche Studien verbessern. In Zukunft muss die Wirbelsäule als Organsystem ‚mit dynamischer Funktion‘ verstanden sowie biochemische und psychosoziale Zusammenhänge miterfasst werden. Wir wollen von einer statischen Kurzzeitanalyse (‚Momentaufnahme‘) zu einem dynamischen Abbild der Wirbelsäule gelangen und dazu Messwerte für die Haltung und das Bewegungsprofil im Alltag erheben. Nur so können wir in Zukunft ein ‚Therapieversagen‘ vermeiden“, skizziert Schmidt das Projektvorhaben.

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Kommentare
Norbert Meyer 15.07.202107:30 Uhr

URSACHEN zweiter Teil:
Wenige beherrschen das Problem der muskulären Dysbalancen , deren Ermittlung und Zusammenhänge Körperganzheitlich zu werten und mit den richtigen System anzugehen!
Nach jeder Therapie verzeichnen die Patienten die Dopaminausschüttung, sie müssen meine "Folterstube" nicht lieben aber es gibt immer Reaktionen= Erfolge

Das erlebe ich seit 30 Jahren und viele sind auch bereit als Selbstzahler im Direktzugang zu kommen. BIn seit 1964 ausgebildet und ab 1968 Freiberuflich tätig bis Heute .
Ein weiterer Grund des Versagen besteht in der Ignoranz gewisser Gremien, Physiotherapeuten sitzen nicht dabei.
2021 sollte ab 70. Lebensjahr unter der Diagnose Sarkopeni aktiver Muskelaufbau verschrieben werden können, Denkste ....... gestrichen.
Wir brauchen uns nur die Haltung der Jugend anzusehen , katastrophal, sie können ihre Behandlungen Mal nicht bezahlen!

Norbert Meyer
www.physiotherapeut-berlin.de

Norbert Meyer 15.07.202107:16 Uhr

Zweiter Info- Versuch
Sehr geehrter Herr Redakteur M. Wallenfels
Seit der Einheit bringt mich dieses Thema auf die Palme, es wird fortlaufend nur palavert, ohne wirkliche Ergebnisse und Verhaltensänderungen des System. Ich füge Mal die heutigen " bremsenden" Fakten an!
1. der gewinnorientierte Arzt/ Krankenhaus sieht nicht den Patienten sondern , was kommt bei raus!
2. die physiotherapeutischen Berufsverbände haben Geschäftsmodelle entwickelt, über Weiterbildungen für
Zertifikate, das muss Umsatz bringen, sich rechnen, entsprechend reagiert der Physiotherapeut!!!
Ganz treffendes Beispiel , die Zertifizierung der Rückenschulen. Ergebnis nicht erkennbar
3.der Regressdruck der Ärzte verhindert das Ergebnisorientierte verordnen, von sinnvollen therapeutischen
Maßnahmen. Pat. werden durch mich immer wieder seit 30 J. aufgeklärt, trickreich an eine Folgeverordnung zu
gelangen, Er wird zum Bittsteller - obwohl der Dr. wirkliche Erfolge erkennt!!
4. die vorgesehene Entlastung der Hausärzte über einen Orthopäden gelingt ganz selten!!! wenn dann wird MT
verschrieben statt medizinisches Funktionstraining (MFT/KG-Gerät als Behandlungsposition Nr. 20507)
5. Und dann gibt es ja noch die REHA, anderer Kostenträger die GKV freut sich und wehe der Patient muckt auf und
meint ,bei Norbert Meyer würde es besser mit 60' aktiver Behandlungszeit laufen, statt einen verschleierten Urlaub

2004 wurde ich eingeladen zum Kongress 350 führender Orthopäden nach Berlin ins Russische Kulturzentrum Friedrichstr. vom Prof. FELSENBERG ( Entwicklung Forschungsauftrag Mars-Flug) nach 12 Jahren Forschungsergebnis
GALILEO eine Vibrationsplatte.Nachdem 5-6 Sportarzt meldete ich mich zu Wort, mir platzte fast mein Kragen und Ich durfte mein Programm mit Technik vorführen, die begleitende Damen durften Probelaufen!!
Ein paar Wochen später sehe ich diesen Prof . im Fernsehen ,er stellt mein System als Gummiseilzugstraining vor!
Sie hatten es nicht verstanden und somit zu den eigentlichen Ursachen

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