"Scheichs und Oligarchen zahlen keine Sonderpreise"

Die Zahl der Medizintouristen steigt. Darauf reagieren auch Luxushotels wie das Intercontinental in Düsseldorf.

Veröffentlicht:
Plastische Chirurgie - eines der Angebote für Medizintouristen. Inzwischen bieten Luxus-Hotels ihren Gästen entsprechende Infos.

Plastische Chirurgie - eines der Angebote für Medizintouristen. Inzwischen bieten Luxus-Hotels ihren Gästen entsprechende Infos.

© Emil Umdorf / imago

DÜSSELDORF (kab). Wer als wohlhabender Ausländer einen Urlaub in Düsseldorf verbringt, hat Luxus-Shopping und Rhein-Romantik im Sinn, immer häufiger aber auch Fettabsaugung oder Zahnimplantate. Das Hotel Intercontinental an der Königsallee hat auf diese Entwicklung reagiert und ein Medical Advisory Board mit ausgewählten medizinischen Spezialisten eingerichtet.

Dr. Christoph Reis, Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie, arbeitet schon seit einiger Zeit mit dem Luxus-Hotel zusammen. So erschien sein Name in Broschüren zu medizinischen Behandlungsmöglichkeiten, die das Hotel für seine arabisch-sprachigen Gäste bereithielt.

"Dann kam die Idee, das Ganze zu professionalisieren und zu formalisieren", so Reis im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Anfang des Jahres ging das Medical Advisory Board an den Start. Zurzeit besteht es aus neun Mitgliedern - niedergelassenen Ärzten, Chefärzten an Kliniken sowie medizinische Einrichtungen. Vertreten sind plastische Chirurgie und Zahnmedizin genauso wie Orthopädie, Gynäkologie oder Reproduktionsmedizin.

Die Idee ist, dass sich die ausländischen Patienten mit ihren Behandlungswünschen an das Hotel wenden und dieses über das Netzwerk des Boards geeignete Ärzte auswählt, Termine vereinbart und die Behandlung koordiniert. Für die Gäste soll es so möglichst einfach und bequem sein, medizinische Untersuchungen in Düsseldorf vornehmen zu lassen.

Dabei sollen sie samt mitreisender Entourage auf den gewohnten Luxus bei der Unterbringung nicht verzichten müssen. In einer neu eingerichteten Suite im Hotel können sogar kleinere Eingriffe wie Faltenunterspritzungen vorgenommen werden. Auch ein Behandlungsstuhl der Zahmediziner steht hier in einem eigenen Raum.

Viele Medizintouristen informieren sich bei einem ersten Besuch über den möglichen Eingriff und kommen dann ein zweites Mal nach Düsseldorf, um sich behandeln oder operieren zu lassen. Bei akuten Erkrankungen geht es natürlich auch ohne lange Vorbereitungen. "Wir haben die Logistik, um das alles schnell zu organisieren", berichtet der Chirurg.

Für die Ärzte hat die Vermittlung von Anfragen durch das Medical Adivsory Board ebenfalls Vorteile, meint Reis: "So können wir das Wirken von kostentreibenden Zwischenhändlern eindämmen." Gerade im russisch-sprachigen Bereich gebe es davon jede Menge.

Sie versprechen Ärzten, ihnen neue Patienten zu verschaffen, natürlich gegen Zahlung von Provisionen. Darauf möchte sich Reis nicht einlassen. Nicht zuletzt, weil er die höheren Kosten durch die Provisionszahlungen nicht auf die Patienten abwälzen will.

Auch Scheichs oder Oligarchen zahlten bei ihm keine Sonderpreise, betont er. "Das läuft alles nach GOÄ." Reis leitet die Privatklinik Dr. Etscheit, die sich selbst als älteste Schönheitsklinik Deutschlands bezeichnet. Bislang sind ausländische Patienten bei ihm eine kleine Minderheit, doch ihr Anteil soll wachsen.

Verständigungsprobleme gibt es nicht, entweder spricht man englisch miteinander, oder die betuchten Patienten haben ihre eigenen Dolmetscher dabei. Vorbereitet hat sich Reis besonders auf den Umgang mit Frauen aus dem arabischen Raum.

Muslimische Patientinnen sollte er möglichst nicht direkt ansprechen oder anschauen, sondern mit ihren Begleitern reden, weiß er jetzt. Das war für den Arzt am Anfang gewöhnungsbedürftig. "Hier in Deutschland ist es ja wichtig, den Patienten auch anzugucken beim Gespräch."

Das Medical Advisory Board steckt noch in der Anfangsphase, es gibt aber bereits Anfragen von Ärzten weiterer Fachrichtungen. Für das Ärzteteam gilt ein eigener Kodex, beispielsweise mit Vorgaben zu ethischen Prinzipien bei der Patientenbetreuung.

Geprüft werden Kandidaten von einem kleinen internen Gremium, bestehend aus Reis, dem Orthopäden Dr. Achim Pajonk und Dr. Konstantin Zarras, Chefarzt der chirurgischen Klinik am Düsseldorfer St. Vinzenz-Krankenhaus. "So bringt das Projekt auch eine gute interdisziplinäre Vernetzung", meint Reis.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Welche Endpunkte sind patientenrelevant?

Patientenrelevanz: Ein Kommentar aus juristischer Sicht

Kooperation | In Kooperation mit: AbbVie Deutschland, DAK Gesundheit, MSD Sharp & Dohme, Novo Nordisk, Roche Pharma, vfa und Xcenda
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Bald nicht nur im Test oder in Showpraxen: Auf einem Bildschirm in der E-Health-Showpraxis der KV Berlin ist eine ePA dargestellt (Archivbild). Nun soll sie bald überall zu sehen sein auf den Bildschirmen in Praxen in ganz Deutschland.

© Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Figuren betrachten eine Blatt mit einer Linie, die zu einem Ziel führt.

© Nuthawut / stock.adobe.com

Tipps für die Praxis

So entwickeln Sie Ihre Arztpraxis strategisch weiter

Betritt unbekanntes Terrain: CDU-Politikerin und designierte Bundesministerin für Gesundheit Nina Warken.

© Bernd Weißbrod/dpa

Update

Überraschende Personalie

Eine Juristin wird Gesundheitsministerin: Das ist Nina Warken