COVID-19-Pandemie
Spahn erwartet, dass Remdesivir lieferbar ist
Kein Grund zur Panik, aber auch keine achselzuckende Akzeptanz: Gilead beliefert bevorzugt den Heimatmarkt USA mit Remdesivir.
Veröffentlicht:Berlin. Die Nachricht, dass sich die US-Regierung durch Vorvertrag mit dem Hersteller Gilead ganze Monatskontingente des Virenhemmers Remdesivir (Veklury® gegen COVID-19) reserviert, sorgt in Berlin für wachsenden Unmut.
Der SPD-Gesundheitsexperte Professor Karl Lauterbach bezeichnete die Bevorratungsaktion im „Deutschlandfunk“ als einen „sehr unfreundlichen Akt“. Ein solcher „Egoismus der Preise“, so Lauterbach wörtlich, dürfe sich für den Fall, dass ein Impfstoff die Marktreife erlangen sollte, nicht wiederholen.
COVID-19-Pandemie
USA kaufen Remdesivir auf
Spahn rechnet nicht mit einem Versorgungsengpass
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn bekräftigte im „ZDF-Morgenmagazin“, dass zunächst nicht mit einem Versorgungsengpass gerechnet werden müsse. Für den Bedarf „der nächsten Wochen“ sei man gerüstet, weil entsprechende Remdesivir-Mengen noch in einer Zentralapotheke des Bundes vorrätig seien.
Allerdings erwarte er von Gilead nach Zulassung Remdesivirs in der EU auch Lieferfähigkeit. Das Unternehmen fordere zur Refinanzierung seiner Forschungsausgaben „auch bei anderen Medikamenten entsprechende Preise. Dann erwarte ich aber auch, dass Deutschland und Europa versorgt werden, wenn es um ein solches Medikament geht“, argumentiert der Minister.
Gilead-Sprecher verteidigt US-Deal
Gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ verteidigte ein Gilead-Sprecher den Deal mit der US-Regierung. Die USA hätten angesichts zunehmender Corona-Ausbrüche „einen ‚dringenden Bedarf‘ an Remdesivir“. Dagegen sei in den meisten EU-Ländern und anderen Industrienationen die Infektionsrate zuletzt gesunken.
„Wir sind ein globales Unternehmen mit Sitz in den Vereinigten Staaten. Wir sind uns des globalen Ausmaßes der Pandemie bewusst und arbeiten so schnell wie möglich daran, den Zugang auf der ganzen Welt zu ermöglichen“, zitiert das Redaktionsnetzwerk den Gilead-Sprecher.
EU-Zulassung erwartet
Es wird damit gerechnet, dass die EU-Kommission noch diese Woche Remdesivir unter Auflagen gegen COVID-19 zulässt. Zu Wochenbeginn hatte Gilead eine Preiskalkulation für seinen therapeutischen Hoffnungsträger veröffentlicht.
Danach soll ein durchschnittlicher Behandlungszyklus in westlichen Industrieländern umgerechnet rund 2000 Euro kosten. (cw)