Krankenhauspolitik

Spahn sieht Verzahnung der Sektoren oben auf der Agenda

Vernetzung soll Defizite in der Gesundheitsversorgung abfedern. Erster Schritt in der kommenden Legislatur könnte die sektorenübergreifende fachärztliche Vergütung sein.

Von Anno Fricke Veröffentlicht:
Die Schnittstelle zwischen den Sektoren – ein Wiedergänger in der nächsten Legislaturperiode. vege /Adobe.Stock.com

Die Schnittstelle zwischen den Sektoren – ein Wiedergänger in der nächsten Legislaturperiode. vege /Adobe.Stock.com

© vege / fotolia

Berlin. Eine engere Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung wird die Gesundheitspolitiker nach der Wahl vordringlich beschäftigen. Davon zeigt sich der amtierende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) überzeugt. „Das wird Thema in den Koalitionsverhandlungen sein“, sagte Spahn bei einer Diskussionsveranstaltung des Deutschen Caritasverbandes (DCV) und des Katholischen Krankenhausverbandes (kkvd) am Montag. Wer dann regiere, benötige zudem auf jeden Fall eine Bund-Länder-Vereinbarung.

Die Themen seien klar: Die Fachkräftesicherung in der Pflege und darüber hinaus sei eines der drängendsten Themen der 20er-Jahre. Zudem notwendig seien einerseits gesetzliche Regelungen zur Vergütung ärztlicher Leistungen, die sowohl ambulant als auch stationär erbracht werden könnten. Er erwarte dies bereits im kommenden Jahr.

Andererseits müsse die regionale Vernetzung von Krankenhäusern vorangetrieben getrieben werden. Am Ende solle eine neue Aufgabenverteilung der Häuser untereinander stehen, so Spahn. Vernetzte Strukturen könnten unter Umständen auch analog zu einer großen stationären Einheit an einem einzelnen Standort gesehen und behandelt werden. Das dürfe allerdings nicht bedeuten, dass zum Beispiel Mindestmengen in Verbünden weit auseinanderliegender Häuser organisiert werden könnten.

Viele Kliniken arbeiten bereits in Verbünden

Für funktionierende Versorgungsverbünde gebe es Vorbilder, betonten die Vertreter von Caritas und kkvd. 85 Prozent der 283 katholischen Krankenhäuser in Deutschland seien bereits in regionalen Verbünden organisiert. Zudem gebe es Vereine von niedergelassenen Ärzten und Kliniken, die gemeinsam Notdienste und fachärztliche Versorgung organisierten.

Die Zeit der Einzelkämpfer im Gesundheitswesen ist vorbei.

Professor Andrew Ullmann, FDP-Gesundheitspolitiker

Ambulantisierung erfordere stets ein Netzwerk von ambulanter Folgeversorgung nach stationären Aufenthalten, sagte kkvd-Vorstandsmitglied Ansgar Veer. Wenn Leistungen vom Krankenhaus in die „tagesklinische Welt“ abwanderten, müsse allerdings im Blick behalten werden, wie die fachärztliche Ausbildung sichergestellt bleiben könne.

Eine Klinikreform müsse einen Beitrag dazu leisten, gleichwertige Lebensverhältnisse im ländlichen Raum aufrecht zu erhalten, sagte Peter Neher, Präsident des Caritasverbandes. Das bedeute, Strukturen nicht nur unter ökonomischen Gesichtspunkten zu betrachten. Versorgungsangebote müssten stärker als bisher in der Fläche ankommen. Dazu müssten hospizliche und palliativmedizinische Angebote gehören, ebenso wie Lotsendienste an Geburtskliniken.

Klinikträger auf das Gemeinwohl verpflichten

Eine Verpflichtung aller Krankenhausträger auf Gemeinwohlorientierung forderte die gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen Maria Klein-Schmeink. Gleichzeitig solle die Säule der Vorhaltefinanzierung ausgebaut, werden. Der Bund solle zudem zur Hälfte in die Investitionsfinanzierung der Krankenhäuser einsteigen. Es bedürfe zudem eines bundesweit geltenden Planungsrahmens für regional verzahnte Versorgungsverbünde, in denen die Krankenhäuser Knotenpunkte mit Verbindung zu den Maximalversorgern sein sollten.

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„Die Zeit der Einzelkämpfer im ärztlichen Bereich ist vorbei“, sagte der FDP-Gesundheitspolitiker Professor Andrew Ullmann. Die Krankenhäuser würden in Zukunft mehr ambulante Versorgung übernehmen. Das biete Chancen für die ärztliche Ausbildung. Umgekehrt müssten die Kliniken immer offen bleiben zum Beispiel für belegärztliche Tätigkeit.

Ullmann forderte, die von den Medizinischen Diensten getragene rigide Misstrauenskultur bei der Abrechnung und Dokumentation in Kliniken durch Vertrauenskultur zu ersetzen.

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