Neue Börsenplattform

Sparbriefe werden zum Party-Hit

Die Börsen Hamburg und Hannover steigen in den Handel mit Sparbriefen ein. Für Anleger ist dies eine Chance, an Kapitalanlageprodukte mit attraktiven Zinsen zu gelangen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Kauf und Verkauf von Sparbriefen, das soll die neue Website "Sparbriefbörse" ermöglichen.

Kauf und Verkauf von Sparbriefen, das soll die neue Website "Sparbriefbörse" ermöglichen.

© [M]sba | Igor Mojzes / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Wer vor fünf Jahren auf einer Party erzählte, er habe einen Sparbrief, erntete nur ein müdes Gähnen. Die Anlageprodukte galten als sicher, aber langweilig.

Heute hingegen ist Inhabern älterer Sparbriefe die Aufmerksamkeit gewiss. Denn sie verdienen mit Papieren, die bereits einige Jahre Laufzeit auf dem Buckel haben, Zinsen von drei und mehr Prozent.

Bei Abschluss eines Sparbriefvertrags zahlt der Kunde entweder einen Betrag auf einen Schlag ein oder überweist Monat für Monat eine feste Summe auf ein Konto. Jahr für Jahr gewährt die Bank im Gegenzug Zinsen auf das Guthaben.

Der Zinseszinseffekt führt dabei dazu, dass die Gesamtrendite umso höher ist, je länger der Vertrag währt.

Am Ende der bis zu zehn Jahren währenden Laufzeit erhält der Anleger sein eingezahltes Kapital samt aller Zinsen zurück. Dabei fallen keinerlei Gebühren an, weil die Banken ihre Sparbriefe selbst auflegen.

Sparbriefe meist unkündbar

Allerdings gibt es auch einen Haken: "Sparbriefe sind in der Regel nicht vorzeitig kündbar", sagt Thomas Ledermann, Vorstand der BÖAG, der Trägergesellschaft der Börsen Hamburg und Hannover. "Das führt bei Scheidungen und in Erbfällen häufig zu Problemen."

Genau dafür bieten die beiden norddeutschen Wertpapierhandelsplätze nun eine Lösung an. Sie haben die "Sparbriefbörse" gestartet: www.sparbriefboerse-deutschland.de.

Auf dieser Internet-Handelsplattform können Inhaber von Sparbriefen diese an andere Anleger veräußern. "Damit erhalten Sparer nun eine neutral überwachte Möglichkeit, einen Käufer für ihren Sparbrief zu finden", sagt Ledermann.

Umgekehrt hätten Erwerber die Chance, an ein hoch verzinstes Investment mit noch einigen Jahren Laufzeit zu gelangen.

Solche Anlagen sind derzeit rar gesät. Seit die Europäische Zentralbank Monat für Monat 60 Milliarden Euro aufwendet, um zur Ankurbelung der Konjunktur in den Staaten der Gemeinschaftswährung die Zinsen zu drücken, sind die Renditen von Tagesgeldeinlagen auf durchschnittlich 0,35 Prozent gesunken.

Festgeldkonten werfen nach Berechnungen des Verbraucherfinanzportals Biallo mit 0,37 Prozent im Mittel kaum höhere Erträge ab. "Die Niedrigzinsphase wird zumindest bis September nächsten Jahres dauern", sagt Professor Günter Vornholz, Ökonom an der EBZ Business School in Bochum. Solange wollen die Währungshüter an ihrem Konjunkturprogramm festhalten.

Wie im normalen Börsenhandel, so fallen auch an der Sparbriefbörse Gebühren an. "Käufer und Verkäufer zahlen je eine Courtage von zwei Prozent des Transaktionspreises, mindestens aber 125 Euro", sagt BÖAG-Sprecher Hendrik Janssen. Hinzu kommt eine fixe Abwicklungsgebühr von jeweils 29,75 Euro.

Damit die Transaktionskosten nicht mehr als zwei Prozent betragen, muss sich der Wert des gehandelten Sparbriefs daher auf mindestens 6250 Euro - das 50fache von 125 Euro - belaufen.

Risikofaktor Nachrangabrede

Verkäufer stellen ihren Sparbrief auf der Plattform ein, geben einen Startpreis vor - und warten dann fünf Tage lang auf die eingehenden Gebote. "Am Ende der Bieterphase erhält derjenige den Sparbrief, der die höchste Summe oberhalb des Startpreises offeriert hat", erläutert Janssen.

"Liegen nach fünf Tagen lediglich Gebote unter dem Startpreis vor, kann sich der Verkäufer entscheiden, ob er das höchste Gebot akzeptiert oder eine zweite Bieterrunde eröffnen will." Ein Rechner auf der Internetseite hilft Käufern und Verkäufern, den fairen Wert eines jeden Sparbriefs zu ermitteln.

Auf eines sollten Käufer dabei achten, rät Peter Mattil, Fachanwalt für Kapitalanlagerecht,: "Finger weg von Sparbriefen mit Nachrangabrede."

Bei diesen Produkten greife die deutsche Einlagensicherung nicht. Geht die Bank insolvent, wäre das Geld der Anleger verloren. Allerdings haben nur wenige Banken Sparbriefe mit Nachrangabrede begeben.

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