Klinikfinanzen
Sparpotenzial vor allem bei Sachkosten
Viele deutsche Kliniken wirtschaften im Minus. Personaleinsparungen sind oft ausgereizt. Chancen gibt es dafür bei den Sachkosten, wie eine neue Studie zeigt.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Mehr als jedes zweite deutsche Krankenhaus schreibt heute rote Zahlen. (wir berichteten). Im Kampf gegen den drohenden finanziellen Kollaps setzen viele Klinikmanager darauf, beim Personal zu sparen.
Mehr Einsparpotenzial schlummert allerdings an anderer Stelle: Bei den Sachkosten, die zwischen 2002 und 2012, um fast 60 Prozent angestiegen sind.
Das ist Ergebnis einer Analyse mit dem Titel "Krankenhausstudie 2014 - Gründe für die finanzielle Schieflage deutscher Kliniken" der Unternehmensberatung Inverto mit Sitz in Köln.
180 Kliniken untersucht
Das Unternehmen untersuchte nach eigenen Angaben die Finanzkennzahlen von 180 deutschen Kliniken unterschiedlicher Größe. In ihrer Betrachtung hätten Analysten die Kosten je Krankenhausbett sowie den Lagerbestand der Häuser ausgewertet.
Insgesamt seien die Kosten bei den untersuchten Krankenhäusern um 41 Prozent gestiegen. Bei der Kostenentwicklung würden die Ausgaben für Personal mit einem Anstieg von 31 Prozent fast nur halb so viel wiegen wie die Sachkosten.
Kleine und mittlere Kliniken (bis 1000 Betten) hätten mit steigenden Sachkosten weniger zu kämpfen als große mit einer Kapazität von über 1000 Betten. Grund dafür sei, dass die höhere Versorgungsstufe großer Häuser materialintensivere Behandlungen zur Folge habe.
Unterschiede hätten sich auch je nach der Trägerschaft der Kliniken gezeigt. Unter privater Führung sei die Steigerung der Sachkosten geringer ausgefallen als bei öffentlichen Häusern.
Zum Sparen gezwungen
67 Prozent der untersuchten Einrichtungen würden davon ausgehen, dass ihre Gewinne in Zukunft sinken. Deutsche Kliniken sind also gezwungen, weiter Kosten einzusparen, lautet das wenig überraschende Resümee der Studienautoren.
Knackpunkt: Bei den Personalkosten sei kaum noch Einsparpotenzial vorhanden. Das Augenmerk liege daher vor allem bei den Sachkosten.
Der Großteil der in der Analyse angefragten Kliniken wende Maßnahmen zur Reduzierung von Beschaffungskosten (84 Prozent) sowie zur Prozessoptimierung (78 Prozent) bereits an.
Dennoch: "Das Potenzial bei der Nutzung von Einkaufsgemeinschaften wird noch nicht ausgeschöpft", heißt es. Bei mehr als der Hälfte der Sachbedarfe seien noch Einsparungen in Höhe von fünf bis neun Prozent möglich, schätzen Einkaufsverantwortliche von Kliniken, die für die Analyse befragt wurden.
Sogar zehn bis 14 Prozent seien bei bis zu einem Drittel der Investitionsgüter realistisch. (mh)