Sommerpause an der Börse

Spitzenzeit für Schnäppchenjäger

An der Börse beginnt die Sommerpause. Für Anleger bietet das die Chance, günstiger Aktien zu erwerben. Denn in der heißen Jahreszeit kommt es häufiger mal zu vorübergehenden Kursrückgängen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Auch Profi-Investoren machen mal Urlaub. Dann geht es an der Börse weniger turbulent zu.

Auch Profi-Investoren machen mal Urlaub. Dann geht es an der Börse weniger turbulent zu.

© rh2010 / Fotolia.com

NEU-ISENBURG. Mehr als 1200 Punkte hat der deutsche Leitindex Dax seit dem bisherigen Rekordhoch von 12.374 Zählern Mitte Mai verloren. Entsprechend skeptisch beurteilen Anleger derzeit die Aussichten an der Börse.

Nach einer neuen Umfrage der Comdirect Bank erwartet nur noch jeder dritte private Investor, dass die Aktienkurse in den kommenden Monaten wieder steigen werden. "Die Anleger sind vorsichtig geworden", sagt Daniel Schneider, Leiter Investing bei Comdirect.

Doch Kursrückgänge an den Börsen sind nicht ungewöhnlich zu dieser Jahreszeit. Das zeigt eine Studie des Düsseldorfer Bankhauses HSBC Trinkaus & Burkhardt.

Danach stieg der Dax seit 1988 im Schnitt von Oktober bis Dezember sowie im April um jeweils bis zu drei Prozent pro Monat. Hingegen verlor das Börsenbarometer von Juni bis September im Mittel insgesamt knapp 2,5 Prozent.

Simpler Grund für Börsenweisheit

Diese Regelmäßigkeit ist auch bei anderen Leitindices der Welt zu beobachten und Grundlage der Börsenweisheit: Sell in May and go away - frei übersetzt: Verkauf im Mai und mach mal frei.

Der Grund für den saisonalen Rücksetzer ist simpel: "Im Sommer machen auch Manager von Aktienfonds Urlaub", sagt Dieter Thomaschowski, Inhaber des Analysehauses Thomaschowski Research & Advisory. "Das führt zu geringeren Handelsumsätzen und dadurch tendenziell zu leicht sinkenden Kursen."

Für Privatanleger ist der durchschnittliche Kursrückgang von 2,5 Prozent allerdings zu gering, als dass es sich für sie lohnen würde, ihre Aktien im Mai zu verkaufen und Ende September wieder zu erwerben. "Die Transaktionsgebühren würden den möglichen Gewinn weitgehend auffressen", sagt Thomaschowski.

Zudem kommt es nicht jeden Sommer zu Kursrückgängen. Dieses Jahr könnten sie sogar ganz ausbleiben. Denn in den Jahren vor einer Präsidentschaftswahl in den USA steigen während des Sommers die Aktienkurse an der New Yorker Börse meist leicht an und ziehen andere Indices rund um den Globus mit.

Das zeigt eine mehr als 100 Jahre zurückreichende Auswertung des US-Börseninformationsdienstes Stock Trader's Almanach. Da 2016 die Amerikaner über die Nachfolge von Präsident Barack Obama entscheiden, könnte es in den kommenden Monaten mit dem Dax eher bergauf, als bergab gehen.

Worauf sich Anleger allerdings einstellen können, sind höhere Kursschwankungen in den kommenden Monaten. Im Sommer gibt es weniger börsenrelevante Nachrichten als zu anderen Jahreszeiten. Die wenigen Meldungen sorgen angesichts der geringen Handelsumsätze für stärkere Ausschläge an den Börsen.

Diesen Sommer könnten die Kursschwankungen besonders stark sein, meint Gabriel Bartholdi, Stratege der Schweizer Privatbank J. Safra Sarasin. "Kurzfristige Bewegungen bei den Rohstoffpreisen oder den extrem niedrigen Renditen von Staatsanleihen könnten kurzfristig zu erhöhter Volatilität an den Aktienmärkten führen."

Zu beobachten war dies bereits in den vergangenen Wochen, als die Renditen zehnjähriger deutschen Bundesanleihen von 0,15 auf 0,9 Prozent stiegen und spiegelbildlich der Dax auf Talfahrt ging, weil Profiinvestoren von Aktien in Staatspapiere umschichteten.

Kurzfristige Kursrückgänge

Diese Kursrückgänge könnten Anleger nutzen, um weitere Aktien oder Anteile an Aktienfonds hinzuzukaufen, meint Bartholdi. Dieser Ansicht ist auch Niall Gallagher, Stratege der irischen Investmentgesellschaft GAM. Beide Experten sind überzeugt, dass Rücksetzer bald wettgemacht werden: "Wir haben erst die Hälfte der Rallye an Europas Börsen gesehen", sagt Gallagher.

Die Wirtschaft in der Eurozone erhole sich, ergänzt Bartholdi. "Unternehmen werden in den kommenden Jahren Gewinne und Dividenden steigern und damit ihre Börsennotierungen weiter in die Höhe schrauben."

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